Dienstag, 6. September 2011

Ein Tagesausflug zu „America´s finest city“.



Wenn man sich mal für einen oder zwei Tage von Los Angeles „erholen“ möchte, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Anders als in anderen Städten dieser Erde ist man in 2-3 Stunden von L.A. aus in den Bergen zum Ski laufen oder Klettern, in der Wüste oder an einem der einsamen Strände der Küste entlang – was will man mehr? Ich finde diese Vielfalt immer wieder faszinierend, auch wenn L.A. an sich schon so viel zu bieten hat, dass man jeden Tag was Neues erleben und entdecken kann. Manchmal zieht es mich dennoch aus der Stadt.
Neben dem entzückenden Santa Barbara, was nördlich von L.A. an der Küste gelegen und als eine der reichsten Städte Amerikas bekannt ist, zählt für mich San Diego mit zu den Must-sees wenn man länger in L.A. ist.

So machte ich mich am Mittwoch zeitig am Morgen mit meiner Mutter und meinen beiden Schwestern auf zu „America´s finest city“, wie San Diego von seinen Bewohnen auf Grund des angenehmen Klimas genannt wird. Alle mit anderen Erwartungen und Zielen im Kopf. Los Angeles ist vom „Coastal Eddy“ noch ganz nebelig als wir uns auf den Weg machen. Die Sonne hat Mühe sich durch die Wolken zu kämpfen und es gelingt ihr nur vereinzelt. Während meine Schwestern auf der Rückbank tüfteln, wann sie sich beim Sightseeing am besten ausklinken und mit der Bahn nach Tijuana rüber fahren, gehen meine Mutter und ich schon mal die zu besichtigenden Highlights San Diegos durch.
Für diejenigen von Euch, die es nicht wissen, San Diego ist eine halbe Stunde von der mexikanischen Grenze entfernt und Tijuana (aus Funk und Fernsehen ausreichend bekannt) liegt direkt auf der anderen Seite. 


Bei meinem ersten Besuch hielt der Taxifahrer vor einem Nachtclub, jedoch war es helllichter Tag und ich hatte ihn auch nicht darum gebeten. Er und die Türsteher waren sichtlich geknickt als mein Freund und ich nicht einkehrten. Na ja, anyways. Meine Mutter hatte aus Vorsicht schon mal ihren Pass in L.A. gelassen, so konnte sie getrost jeder Diskussion aus dem Weg gehen. Das schöne bei der Fahrt nach San Diego ist, das man einen Grossteil der Strecke am Strand bzw. dem Ozean entlangfährt. Der erste kurze Zwischenstopp wird aufgrund kurzen Zurufens von der Rückbank eingelegt - „Stopp, Anhalten - Surferboys!“ Gesagt, getan. Der Nebel hat sich etwas verzogen, und es weht ein angenehmes Lüftchen, als wir aus dem Wagen steigen und auf den 10 Meter entfernten Strand zulaufen. Einfach nur angenehm. Ein paar geknipste Fotos später geht die Reise weiter. Nächster Halt Carlsbad (wie die Stadt in Tschechien). Leider bleibt uns keine große Zeit, um uns umzuschauen, schließlich haben wir ja noch einiges vor uns. Wir kehren zum Frühstück ins „Daily News Cafe“ ein. Fast alle Plätze sind besetzt, somit ergattern wir nur einen Tisch im Innenbereich, aber immerhin. Die Kellnerin Darcy ist sehr freundlich und drückt bei der Bestellung aus dem Lunchmenü ein Auge zu, obwohl dieses erst in 30 Minuten available wäre. Pluspunkt gesammelt und notiert, denk ich so bei mir als die reichlich gefüllten Teller zu unserem Tisch gebracht werden. Die Portionen sind mächtig, aber gut, das ist man ja in den USA eigentlich so gewohnt. So kämpfen wir uns durch die Berge aus French Toasts, Huevos Rancheros und Pancakes. Die Teller werden einmal im Kreis getauscht bis diese schlussendlich fast leer geputzt sind. Mit dicken Bäuchen rollen wir uns zurück ins Auto. Als kleiner Tipp zu Carlsbad, wenn Ihr halt macht, bringt etwas mehr Zeit mit und stattet dem Premium Outlet einen Besuch ab. 
Unser erstes Ziel in San Diego ist Old Town, was angeblich der Geburtsort von Kalifornien ist. Heute noch stehen hier Adobehäuser aus dem 18.Jahrhundert, die den Touristen einen Eindruck über den hispanischen Ursprung vermitteln sollen. Wirklich nett anzusehen. 



Eine absolute Touristenattraktion und deshalb auch mit zahlreiche Restaurants und Souvenirshops ausgestattet, aber süß gemacht. Mittlerweile ist es 12 Uhr Mittags und wir entschließen uns, das Auto in Old Town stehen zu lassen (was im Übrigen kostenfrei ist – so was ist man ja aus L.A. gar nicht mehr gewohnt). Wir entscheiden uns für den Trolley-Bus, der von hier aus halbstündig fährt und der einen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt bringt. http://www.trolleytours.com/san-diego/

An den jeweiligen Stationen kann man aus- und wieder zusteigen, bis man wieder in Old Town angelangt. Allein um an allen Stationen auszusteigen und sich etwas Zeit zu nehmen, braucht man Minimum einen ganzen Tag, ich tendiere eher zu zwei oder drei Tagen. Während der Fahrt erzählt der Busfahrer fleißig aus dem Nähkästchen, was er alles über San Diego weiß und natürlich nur heute an seine Gäste weitergibt.
Pro Nase bezahlt man 34 Dollares, was es aber wert ist, wie ich finde. Als letzte Passagiere springen wir gerade noch auf den abfahrenden Trolley. Im hinteren Bereich des Busses sind die Fenster offen, so dass während der Fahrt für gute Durchlüftung gesorgt ist. Am Hafen und Seaport Village vorbei, geht es zum Gaslamp Quarter. Hier hüpfen wir von Bord. Diese liebevoll restaurierten, alten Häuser, die in diesem Viertel stehen sind ein absoluter Blickfang.   Noch heute sind die Gaslampen am Straßenrand in Betrieb und runden das schöne Gesamtbild der Straßenzüge ab.








Nach einem ausgiebigen Spaziergang im Gaslamp Quarter stellen wir uns an der Trolley-Haltestelle in die Schlange der Mitwartenden und drücken die Daumen, dass genug Leute von Bord gehen, dass wir wieder aufgenommen werden. Das Glück ist mit uns. Witzig, das man gleich den Unterschied zwischen Amerikanern und Touristen in so einem Fall merkt. Die Amerikaner fragen meist wer der Letzte in der Schlange ist und stellen sich brav hinten an, hingegen der „stinknormale“ Tourist schaut nach seinem eigenen Vorteil und drängelt sich schon mal unauffällig vor, um doch noch an Bord zu gelangen. Tja, die kleinen aber feinen Unterschiede.
Im Vorbeifahren sehen wir das riesige Convention-Center, wo jährlich u.a. die heiß begehrte „Comic Con“ (internationale Comic-Messe) stattfindet und das Petco Stadion, in dem die San Diego Padres von 42.000 Zuschauern angefeuert werden können. Die Stimmung im Trolley ist ausgelassen, es wird fleißig nach allen Seiten fotografiert, während der Fahrer unentwegt weiter moderiert. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist die Coronado Bridge, die bereits 1970 mit dem „Beautiful Bridge Award“ ausgezeichnet wurde – hört,hört. Und wenn wir schon mal bei unnützem Wissen sind, die Coronado Bay Bridge ist nach der Golden Gate Bridge, die Brücke mit den meisten Selbstmorden. 


Ich bin sehr froh, dass ich nicht auf der rechten Seite des Trolley sitze, meine Schwester, die eben noch froh war einen Fensterplatz ergattert zu haben, gibt einen kurzen Aufschrei von sich und hält sich die Augen zu. Der Blick in die 61 Meter Tiefe hat ihre Höhenangst in einem Bruchteil einer Sekunde wieder hervorgerufen. Eine wahnsinnige Konstruktion. 3,5 km schlängelt sich die Brücke über den San Diego Bay und verbindet Festland und Insel Coronado miteinander. Wem das zu viel ist, der kann auch mit der Fähre übersetzten.


Allein Coronado ist schon ein Tagesausflug wert, das wussten auch schon Jack Lemmon, Tony Curtis und Marilyn Monroe zu schätzen, als sie hier 1958 „Manche mögen´s heiß“ im Hotel del Coronado  http://www.hoteldel.com/ drehten. Meine Mutter und ich stiegen voller Vorfreude auf das schöne Hotel, den Ort und den längsten Strand Kaliforniens aus dem Trolley. Meine Schwestern bleiben sitzen, um sich noch auf den Rückweg nach Old Town und von dort aus mit der Bahn nach Tijuana aufzumachen.
Ein Blick auf die Uhr verrät uns, es bleiben uns zwei Stunden bis der letzte Trolley (5 pm) nach Old Town fährt. Eigentlich viel zu wenig Zeit, um sich alles anzusehen. Wir laufen von der Station rüber zum Hotel del Coronado, was direkt am Strand gelegen ist. 




Wir schauen uns kurz um, was für ein entzückendes, charmantes Hotel. Eins der letzten erhalten gebliebenen hölzernen, victorianischen Luxus-Strandhotels. Sicher ist es ein absolutes Dicknasen-Hotel, aber ich mag´s. Wir entscheiden uns, gediegen zum späten Lunch einzukehren. Auf der offenen Terrasse des hoteleigenen Restaurants lassen wir uns von der Kellnerin einen kühlen Weißwein empfehlen und lassen unseren Blick über den Pazifik schweifen. Zur kleinen und leichten Stärkung bestellen wir einen Spinat-Salat mit karamellisierten Birnen und Pecannüssen, dazu im Ofen gebackenen Ziegenkäse mit zweierlei Pesto und Ciabatta. Mir läuft gerade das Wasser im Mund zusammen, als ich es für Euch aufschreibe. Super lecker. Um es mit dem Visa-Werbespruch zu sagen – Unbezahlbar! Die Zeit verrennt im Nu und wir kommen nur noch dazu dem Foyer kurz einen Besuch abzustatten, dann müssen wir schon zur Trolley Station flitzen. Auf der „Rücktour“ kommen wir noch am Balbao Park  , dem Zoo  (mit 4000 Tierarten und 40 Hektar Fläche einer der größten der Welt) und Little Italy (wo es unzählige Restaurants gibt) vorbei. 
Balbao Park

Gerne wäre ich überall ausgestiegen, aber das muss ich dann wohl beim nächsten San Diego Besuch verwirklichen. Diese Mal erwischen wir einen Busfahrer der die Lautstärke etwas sehr hoch eingepegelt hat und in einer monotonen Art seinen Text runter leiert, das mir sinnbildlich nach 5 Minuten die Ohren bluten, während sich die Damen hinter mir genüsslich auf die Schenkel schlagen und alles „so funny“ finden. Ich hätte dem Guten am Ende der Tour gern etwas Tipp aus seinem Trinkgeldeimer wieder raus genommen für diese Dauer-Belästigung. Aber gut, beim nächsten Mal dann. In einem warmen Licht der untergehenden Sonne färben sich die hispanischen Häuser von Old Town und bekommen einen wunderbaren Look. 




Durch die Souvenirläden bummeln wir noch, um die Zeit bis zur Ankunft meiner Schwestern aus Tijuana zu überbrücken. 





Hoffentlich ist alles gut gegangen denk ich so bei mir, als mein Handy klingelt. Die beiden sind wohlbehalten auf dem Rückweg nach Old Town und treffen in 30 Minuten ein. So schlendern wir zurück Richtung Auto, mittlerweile ist die Sonne bereits untergegangen. Ein Laden erweckt mein Aufsehen, weil er anders ist als alle anderen. Und siehe da eine absolute Entdeckung. Die Betreiberin des Ladens bemerkt unser Interesse, und wir kommen sofort ins Gespräch. Natürlich verlassen wir den Laden nicht ohne etwas zu erwerben. Beim nächsten San Diego-Besuch steht der Laden erneut auf meiner To-do-Liste.  http://www.fourwinds.signonsandiego.com/






Erschöpft und glücklich machen wir uns allesamt auf die Rückreise nach Los Angeles.

Ein wunderbarer Ausflug, den ich sofort wiederholen würde. Danke an die Reisegruppe :-)

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Eurer Echo Girl