Freitag, 14. Dezember 2012

Maui, Fleetwood Mac und Frank Sinatra



Bisher sind wir mit dem kurzfristigen Buchen von Unterkünften immer recht gut gefahren. Last-Minute-Angebote und so. Als wir jedoch heute morgen nach einer letzen Übernachtungsmöglichkeit auf Oahu schauen, wird uns beim Anblick der Preise ganz übel und wir kriegen Schiss. Was ist los? Wieso ist alles ausgebucht oder völlig überteuert? Die Antwort bekommen wir schnell. Neben den großen Surfweltmeisterschaften im Norden findet morgen in aller Frühe der Honolulu-Marathon statt, zu dem Läufer aus aller Welt anreisen, denn neben dem Marathon in Berlin, Boston, New York gehört der in Honolulu zu den gefragtesten, kein Wunder bei der Kulisse und dem wunderbarem Wetter. Das heißt: Bei allem Verständnis fürs Event nun Internet-Recherche bis die Finger glühen und ein Bett zum Schlafen gefunden ist. Nach einer guten Stunde und einigen Telefonaten atmen wir auf. Nicht ganz billig, aber immerhin, müssen wir nun nicht am Airport unsere Zelte aufschlagen oder gar im Auto übernachten. 30.000 Marathon-Gäste plus 2 haben nun ein Zimmer in Honolulu gefunden.

Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg. Auf Raten einer Freundin kehren wir allerdings noch zum Lunch bei "Jameson´s by the sea" ein, einem kleinen Restaurant in Haleiwa. 

Wir kommen mit einem älteren Pärchen am Nachbartisch ins Gespräch, als ich versuche meine Meeresfrüchte-Allergie mit einem Stück rohem Ahi-Fisch (Yellow Fin-Thunfisch) zu überwinden. Die beiden leben seit 34 Jahren schon an der Nord-Küste und lieben es hier. Auf die Frage, ob sie jemanden wüssten, der hier vermietet, verneinen sie,  aber geben uns einen Tipp von einem Vermittlungsoffice. Wenig später dreht sich eine Dame vom Tisch hinter uns um und reicht uns einen Umschlag. Auf diesem stehen handschriftlich ihre Kontaktdaten. Sie raunt mir zu "Ich vermiete - meldet Euch" und zwinkert mir zu. Wow, so schnell kann´s manchmal gehen.  
Im übrigen ist Hawaii für alle, die gerne Fisch und Meeresfrüchte essen, ein wirkliches Paradies, ansonsten gibt es vereinzelt Food-Trucks, vor allem für Shrimps, ein paar asiatische Restaurant oder halt traditionell Burger und Fries. Nach der Stärkung machen wir uns landeinwärts auf den Weg nach Honolulu. 

Im Morgengrauen werde ich von lauten Jubelrufen und schrillem Getrööte wach. Nach kurzer Irritation ist klar, da war doch was - der Marathon. Ich trete auf den kleinen Balkon unseres Zimmers im 17. Stock und sehe einen unaufhörlichen Läuferstrom auf der Hautstrasse entlang fließen. Unzählige Schaulustige haben sich trotz der Uhrzeit (es ist 5 Uhr am Morgen!!!) mit eingefunden und feuern die Marathonläufer an. Wir packen unsere Habseligkeiten zusammen und finden uns schon wenig später im Shuttle zum Airport wieder.

Wenn auf den hawaiianischen Inseln mal wieder die Wolken tief hängen, spricht man hier nicht vom Smog oder Fog(Nebel), sondern vom Vog. Der aktive Vulkan auf Big Island pustet dann besonders stark den Rauch zu den anderen Inseln. Nettes Wortspiel, und es beweist die Hawaiianer haben Sinn für Humor.
Der Flug von Honolulu auf die Insel Maui dauert nur eine halbe Stunde. Dem Piloten kommen diese kurzen Distanzen zwischen den hawaiianischen Inseln sicher wie Busfahren vor. Wir landen pünktlich zum Frühstück in Kahului. 
Airport Kahului, Maui
Dieses Mal haben wir unser Auto bei "Dollar" gemietet. Auch da lohnt sich eine hartnäckige Internet-Recherche nach guten Preisen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.  Uns wird beim Verleih ein sogenanntes Upgrade angeboten - ein Van mit sieben Sitzplätzen, was wohl eher ein Downgrade bei den Benzin-Preisen ist. Nur Deppen sagen da "Ja", zumal die Insel sehr enge und zum Teil einspurige Straßen hat. Wir bleiben bei unserem Wunsch: einem kleinen Economy-Wagen. Nach etwas Wartezeit bekommen wir diesen dann auch. Unser erstes Ziel ist Lahaina. Ein historischer Küsten- und Hafenort, der  im Nordwesten gelegen ist. Man sieht gleich, dass Maui eine jüngere Insel als Oahu ist. Zwar ist der erloschene Vulkan grün bewachsen, weil die Wolken wegen seiner Höhe dort abregnen, aber an seinen Ausläufern sieht man an vielen Stellen der Insel noch das grobe und raue Lavagestein.



Lahaina ist ein wirklich entzückendes Örtchen mit einer Promenade, einem klitzekleinen Strand, etlichen Geschäften und einer Anlegestelle für die Fähre nach und von der Insel Molokai. 



Im "Pioneer Inn" , in dem wir ein ruhiges Zimmer finden haben bereits im Jahre 1961 Frank Sinatra & John Wayne  Szenen des Films "The Devil at 4 o`clock" gedreht. 






















Wir checken wir ein und schlendern etwas durch die Straßen, auf der Suche nach einem entspannten Ort zum Lunchen. Erstaunt bleibt mein Mann vor einem großen Restaurant-Schriftzug stehen. Fleetwood´s steht dort in schwarzen Lettern geschrieben. An einem kleinen Infostand wagen wir einen Blick in die Speisekarte. Das liest sich gut. Wir sind neugierig und gehen die Treppen hinauf ins Restaurant. 




Für die unter Euch, die wie ich nicht wissen wer oder was Fleetwood ist - der Namensgeber und Inhaber des Ladens ist Mick Fleetwood. Schlagzeuger und Gründer der Band "Fleetwood Mac". Sie brachten ihre erste Platte 1969 auf den Markt und verkauften in diesem Jahr mehr Schallplatten als die Beatles und die Rolling Stones. In den nächsten Monaten geht die Band noch mal auf eine kleine US-Tour.  
In der ersten Etage befindet sich eine Bar und das Restaurant, in dem wir an einem der Tische am Fenster mit Hafenblick Platz nehmen. 

Der Kellner stellt sich als Matt vor, bedient und berät uns. Das Geschmackserlebnis hat seinen Preis, ist es aber auch wert. Wir schlemmen und lassen uns Zeit. Matt erzählt uns ein paar Internas und gibt uns Tipps für unseren Tripp. Ein wirklich netter Typ, der am Ende auch noch zwei Worte Deutsch raus kramt, die er von seinem Besuch in Mainz noch übrig hat. Auf der Dachterrasse, die im marokkanischen Stil gehalten ist, kann man im Ürigen fantastisch den Sonnenuntergang beobachten.









Das war´s mal wieder kurz und knapp. Danke für`s Lesen, aloha und bis baldo,

Euer Echo Girl




Dienstag, 11. Dezember 2012

Im Norden ´ne Welle machen - Kelly Slater, North Shore und Sea Turtles


Nach unserem kurzen Zwischenstopp auf der DOLE Ananas-Plantage fahren wir weiter, vorbei an nicht enden wollenden Ananas-Feldern, Richtung North Shore. Es ist im übrigen unter Strafe ($ 5.000) verboten, die Früchte vom Feld zu pflücken, geschweige denn, sie dann von der Insel auszuführen. 
Ananas Felder
Von weitem sehen wir schon den Pazifik an die breite Küste schwappen. Die Sonne lässt das Wasser türkisfarben schimmern. Ein wunderschöner Anblick, der gleich zum reinspringen aufruft. 
Hale´iwa empfängt uns mit seinen alten Ortsschildern - ein vielgeknipstes Fotomotiv. 


Hier oben scheint sich die Welt etwas langsamer zu drehen und die Menschen sind sehr entspannt. Gerade finden zum 30. Mal die VANS Triple Crown of Surfing an der North Shore statt. Drei Events (im November und Dezember 2012) an drei unterschiedlich, aber nah beieinander liegenden Stränden. Die weltweit besten Wellenreiter kommen extra für diese Wettbewerbe hierher. Heute ist der letzte Tag des zweiten Events, dem VANS World Cup of Surfing am so genannten Sunset Beach. Um die Jungs und Mädels die Wellen reiten zu sehen, sind wir extra zeitig aus Honolulu losgefahren. Als wir am Beach ankommen wird jedoch bereits die Bühne abgebaut. Ich bin enttäuscht. 

Erst in zwei Tagen startet an der Bonsai Pipeline der nächste Contest - die Billabong Pipe Masters. Einer der Abbau-Jungs weiß jedoch zu berichten, dass man auch ohne Wettbewerb die Surfer sehen kann, denn sie können ja die Hände nicht vom Brett lassen. Das zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht, und wir halten bei den kommenden Stränden nach Wellen und Köpfen im Wasser Ausschau und werden auch fündig. Das Wetter ist wunderbar. Mit Sandwich und kühlen Getränken nehmen wir im Sand Platz und genießen den Ausblick, die Wellenreiter und die leichte Pazifikbrise, die uns um die Nase weht.



Den Sonnenuntergang schauen wir von den Liegen am Pool des Hotels. 


Vor uns die wellenreiche See. Nun heißt es fix unter die Dusche und fertig machen, denn gleich wird der begehrte Award "Surfer Poll 2012"  - der Oscar für Surfer - verliehen. Neben den 10 besten männlichen, 5 besten weiblichen Surfern der Welt, wird auch der übelste Sturz(worst Wipeout), die beste Wellendurchfahrt (Barrel) und der Nachwuchs-Preis ( best Breakthrough) mit einem Preis geehrt. Wir haben Glück, und die Verleihung findet direkt in unserem Hotel statt. In der hoteleigenen Bar gibt es eine Live-Schaltung vom Festsaal. Wir sind rechtzeitig da und ergattern einen der letzen Plätze mit super Blick auf die Leinwand und die aufgeregte Crowd. Selbst die Preisgekrönten und Nominierten lassen es sich nicht nehmen, kurz in der Bar aufzutauchen und mit ihren Surfer-Kollegen, Family und Fans anzustoßen. Das Interessante ist, dass sich keine Promis aus Film und Musik blicken lassen.  Etwas ungewöhnlich, wie ich finde, wo es doch bei jeder Sportart prominente Fans gibt und  es Surfer-Filme gibt wie z.B. "Chasing Mavericks" (Gerard Butler), "Point Break" (Keanu Reeves) und "Soul Surfer" (Dennis Quaid) - der sogar hier an der Küste gedreht wurde. Meine Schlussfolgerung daraus:  die Wellenreiter sind sich selber genug und feiern lieber unter sich. Auch okay. Kelly Slater wurde dieses Jahr erneut auf Platz 1 gewählt - bereits 11x holte er sich den Weltmeistertitel!

Die Strände sind atemberaubend schön und fast Menschen leer, da es so viele an der gesamten Küste gibt. Der Sand ist ganz weich und man sinkt beim Laufen darin ein, so dass man bei langen Distanzen schon seine Waden spürt. 







Eine "Sehenswürdigkeit" ist Matsumoto, ein Eisladen im Ort. Der Japaner Mamoru Matsumoto ka nach Haleiwa und eröffnete seinen Gemischtwarenladen in den 50er-Jahren, wo er auch Eis anbot. Heute dominiert die besondere Kaltspeise, Shaved Ice genannt. Gefrorenes Wasser wir ganz klein gecrashed, mit Spachtel in eine Kugel geformt, mit bunten Sirupsorten eingefärbt und somit mit dem gewünschten Geschmack versehen. Unter der Eis Kugel befindet sich noch ein Klacks Speiseeis. Die Schlange  der Wartenden ist lang. Vor dem Laden kämpfen die Touristen mit ihren schnell schmelzenden Eisbergen. Was für ein Anblick. Klebrige Hände sind garantiert, aber es lohnt sich, das in Kauf zu nehmen.  Super lecker. 



Viele Geschäftsleute versuchten es Matsumoto nachzumachen und haben  auch Shaved Ice-Läden eröffnet, jedoch kann der Matsumoto-Familie keiner das Wasser reichen. 

Das Hotel, in dem wir untergekommen sind, ist quasi das Einzige an der nördlichen Küste von Oahu. Sonst kommt man als Urlauber eher privat unter, in dem man sich via Internet ein Zimmer oder Haus mietet. Viele der Touristen buchen nur einen Tagesausflug von Honolulu/Waikiki (52 km) aus. Definitiv zu wenig Zeit, wie ich finde. Wir sind happy, dass wir mit unserem Leihwagen ungebunden sind.  
Zum breit gefächerten Angebot des Hotels gehört u.a. ein morgendlicher Ukulele-Unterricht, für den ich mich sofort begeistern lasse. Pünktlich um 9 Uhr morgens finde ich mich neben zwei weiteren Neugierigen und einem Profi, der gleich mit seinem eigenen Ukulele-Köfferchen ankommt, auf der Couch in der Lobby wieder. Tutu, so heißt die Lehrerin, ist waschechte Hawaiianerin und ein absoluter Meister auf dem kleinen Saiteninstrument. 
Tutu Janet
Schnell stellt sich raus, dass sie auch klasse Geschichten aus ihrem Leben zu berichten hat, jedoch überwiegen diese und wir kommen nur wenig zum Spielen bzw. Lernen. Keiner möchte unhöflich sein, und so lauscht jeder gespannt den Geschichten Tutus. Ein paar Klänge lerne ich dann doch noch. Tutu legt uns mehrfach ans Herz, ihre CD zu kaufen, wo der Unterricht quasi weitergeführt wird. Da ich mich nicht wirklich täglich Ukulele üben sehe und meiner Familie mein Gespiele für kommende Feste ersparen möchte, lehne ich ab.

Ganz oben auf meiner Wunsch-Fotoliste, die ich mir immer mache, bevor ich auf Reisen gehe, stehen Sea Turtles. Es gibt verschieden Stellen, an denen die urigen Tiere an Land kommen. Als wir von der Straße aus eine Menschentraube am Strand sehen, heißt es in die Eisen gehen und rausspringen. In der Tat, ein besonders schönes und großes Exemplar schiebt sich, etwas von den anschwappenden Wellen angetrieben, aufs Festland. Eine Traube asiatischer Touristen hält alles hoch was in irgendeiner Weise Foto oder Videoaufnahmen machen kann und sind ganz aufgeregt beim Anblick dieses gemütlichen Riesen. 



Ein Tierschützer muss die aufdringliche Menge schließlich mit einem roten Seil von der Schildkröte fern halten, sonst würden sie noch versuchen, das Tier auf den Arm zu nehmen oder sich drauf zu setzen für ein Foto. Ich zücke meinen Teleobjektiv und beobachte die Schildkröte aus der Ferne. Unbemerkt von der Menschenmenge schiebt sich eine zweite Schildkröte etwas abseits ebenfalls aufs Land -ich ergreife die Gelegenheit für eine ungestörte Fotosession. Wirklich beeindruckend diese Tiere. Eine Begegnung, die ich so schnell nicht vergessen werde.




Das absolute i-Tüpfelchen an diesem Tag ist jedoch das Billabong Pipe Masters. Für heute sind 12 Fusß (ca 4 Meter) hohe Wellen angesagt. Perfekt für alle Surfer, die heute im Wettbewerb antreten. An der Bonsai Pipeline ist schon reichlich Betrieb, als wir gegen Mittag eintreffen. Mit offenen Mündern und riesigen Teleobjektiven warteten die Gäste auf den nächsten Surfer, der es wagt, eine der Wellen zu reiten, sie zu durchqueren und unbeschadet am Ende des Tunnels herauszukommen. Den Wenigen, den es gelingt, ist ein tosender Applaus vom Publikum gewiss. Manche Surfer warten vergeblich auf eine Welle, da es eine Zeitvorgabe beim Wettbewerb gibt. 
...Teilnehmer warten auf die nächste Welle...
...Publikum und Fotografen am Banazai Pipeline Beach...










Can you see the surfer???
Ich habe absolut keine Ahnung von diesem Sport, aber es bereitet große Freude zuzusehen, und es fasziniert mich. Eins ist gewiss, bei meinem nächsten Oahu-Besuch lerne ich statt Ukulele spielen das Surfen.

Danke für`s Lesen, aloha und bis baldo,

Euer Echo Girl