Sonntag, 4. August 2013

Sin City, die Mafia und knusprige 40 Grad


Am Morgen folgen wir der Einladung unseres Hotels das Frühstück-/Brunchbuffet zu besuchen, welches  dank unseres Deals im Preis inklusive ist. Natürlich müssen wir wieder Schlange stehen, wie sollte es anders sein bei einem Hotel was Gäste in über 5000 Zimmern beherbergt - aber es geht fix. Die Auswahl reicht von herzhaft bis süß und von kalorienarm bis fettig. 20 Dollar kostet das Buffet sonst pro Person und ist für jeden nutzbar, auch wenn er kein Gast des Hauses ist.

Mittlerweile ist es Mittag. Keine Wolke am Himmel und knusprige 40 Grad. Wir entscheiden uns dennoch für eine kleine Erkundungstour. Mit der Monorail-Bahn , die hinter den Hotels entlang fährt, gelangt man vom südlichen bis zum nördlichen Teil des Strips und umgekehrt in nur 15 Minuten. Es gibt Einzeltickets (5$) und Tageskarten (ab 12$).


Die Bahn ist bis auf wenige andere Touristen leer. Es ist irgendwie schön die Hotels mal von der Rückseite zu betrachten. Dabei entdecken wir ein Riesenrad, was zur Hälfte bereits aufgebaut ist. The High Roller nennt sich dieses riesige Ungetüm, was, wenn es fertig ist, einen Ausblick aus einem der 28 Glaskabinen in 167 Meter Höhe bieten wird a´ la London Eye oder Singapore Flyer. 
Extra für diese neue Attraktion wir ein neuer Stadtteil, „The LinQ“, künstlich erzeugt. Mit Fußgängerzone, Läden und Restaurants, was die Leute vom Strip in die zweite Reihe hinter die Hotels locken soll. Wenn ihr mich fragt, das ist gewagt, zumal man aus der Höhe nicht viel vom Strip sehen wird. Aber gut, ich werde beim nächsten Besuch dann sicher davon berichten.  Eine gute Aussicht hingegen hat man vom Stratosphere Tower, der über dem gleichnamigen Hotel im Norden des Strips gelegen ist. Zum Sonnenuntergang machen wir uns dorthin auf den Weg. Extra Wartezeit eingerechnet, man weiß ja nie wie viele die gleiche Idee haben.  Auch hier bekommen wir einen kostenlosen Parkplatz. Man ist das schon gar nicht mehr gewohnt, wenn man in Los Angeles wohnt, wo jeder Meter Stellfläche was kostet. Für schlappe 18$ pro Nase gelangen wir nach einem Security-Check und dem obligatorischen Erinnerungsfoto mit dem Fahrstuhl in die Höhe. Der Andrang scheint sich im letzten Jahr wohl etwas gelegt zu haben, ohne großes Warten, was uns freut. Mein Stativ muss ich leider beim Sicherheitsfredel abgeben, aber das hätte mir oben eh nicht viel genützt. 

Der absolute Knaller sind die drei Fahrgeschäfte, die sich in Schwindel-erregender Höhe befinden und definitiv nichts für Weicheier sind. Hier mal zwei Links, damit Ihr einen Eindruck bekommt: 



Der Strip-Shuttle Bus ist leider nicht mehr kostenlos. Hier löhnt man nun schon 6$ für eine Fahrt oder für 8$ gibt’s ein 24-Stunden-Pass, aber die Busse sind so überfüllt, dass wir auch retour die Monorail vorziehen.

Was ist sehens- und erlebenswert in Amerikas sündiger Stadt? Jeder hat da natürliche andere Vorstellungen.
Die einst mit Mafiageldern erbaute Wüstenstadt und Zufluchtsort für die Schönen und Reichen aus  Hollywood hat sich leider nicht zu seinem Guten entwickelt, wie ich finde. Das 1947 erbaute und somit erste Hotel vor Ort, das Flamingo, gibt es noch, aber ist auch nicht mehr in seinen original Grundmauern – es wurde nach und nach erweitert und umgebaut. Es gibt einem aber ein Gefühl davon, wie es mal gewesen sein muss. Viele der alten Hotels können dem Standard der neuen Bauten nicht mithalten und  gehen wegen der folglich weg bleibenden Kundschaft Pleite. Dies freut neue und alte Investoren. Neumodische Betonriesen werden erbaut. Die alten Neonschilder sind rar gesät, stattdessen flimmert auf riesigen Hightech-LED-Leinwänden ununterbrochen Werbung für Shows, Konzerte, Hotels und natürlich Alkohol.
Dies bringt mich schon zu einer Empfehlung – ein Besuch im Neon-Sign Museum. Das haben wir beim letzten Mal besucht. Absolut sehenswert. Eine Vielzahl der alten Hotelschilder sind hier versammelt. Aber wenn man wachsam durch Downtown wandert, kann man auch das ein oder andere entdecken. Oh und apropos Mafia, es gibt zwei neue Attraktionen zu diesem Thema. Das Mob Museum, wo es um die amerikanische Mafiageschichte geht und die Mob Attraction, die definitiv besser zu Vegas passt, weil sie mehr Unterhaltungswert hat. Durch eine Art Irrgarten wird man durch die Mafiageschichte geleitet, vorbei an bekannten Tatorten (u.a. Marylin Monroe, Bugsy Siegel) trifft man auch selber auf Mafiagestalten und 3D-Hologramme. Mit 33$ Eintritt schon nicht ohne, aber allein das Tropicana Hotel von 1959, in dem es sich befindet lohnt einen Besuch. 


Das große Highlight am heutigen Tag ist Downtown Vegas. Hier scheint gerade einiges im Umbruch zu sein. Zum einen erlebt die Freemont Street, eine Fußgängerzone, die mit einer riesigen LED-Leinwand überdacht ist, eine Art Casino-Renaissance – es werden neue Resorts gebaut wie das „dt3“ oder bestehende Klassiker renoviert, so gerade das Golden Nugget. 



















Es scheint hier so, als hätten viele Besucher genug vom Mega-Rummel in den großen Casinos und suchen stattdessen hier nach dem traditionellen Vegas-Erlebnis. Voll verständlich. Das hat prompt zu einem Umbruch auch in den umliegenden Straßen Downtowns geführt, wo sich das Viertel gerade vom heruntergekommenen Problembezirk zu einer hippen Ausgehgegend mit coolen Bars und alternativen Entertainment-Läden mausert. Es geht hier viel ruhiger und unaufgeregter als am Strip zu.  Wirklich angenehm zum Ausgehen. Wir sind so angetan, dass wir gleich beschießen, beim nächsten Vegas-Besuch definitiv in Downtown unterkommen zu wollen. 








Oh, bevor ich es vergesse. Bitte, bitte solltet Ihr in Vegas sein, auf gar keinen Fall etwas im Höfbräuhaus essen. Wir hatten dort zu Mittag eine Brezel (pupstrocken), einen Gurkensalat (an dem nur Essig zu sein schien – total sauer) und ein unfassbares Gulasch mit Semmelknödeln (das sie dieses servierte Gericht überhaupt so nennen dürfen, grenzt an ein Wunder – unterirdisch schlecht). Immerhin war das Bier okay, und dafür geht man ja eigentlich ins Hofbräuhaus, oder?!




Leider neigt sich unser Aufenthalt nun dem Ende zu. Es war mal wieder interessant, amüsant und aufschlussreich – and I still love Vegas :-)
Auf unserer Rückreise nach Los Angeles fahren wir dieses Mal in in Barstow ab und nehmen die Route 66. Enspannt „reiten“ wir dem Sonnenuntergang entgegen. Unglaublich schön.




Das war´s mal wieder kurz und knapp.

Auf baldo,
Euer Echo Girl 

Freitag, 2. August 2013

Las Vegas, der Strip und Sünde pur


The Entertainment Capitol of the World, wie Las Vegas genannt wird, ist für mich immer eine Reise wert. Selbst, wenn man sich nicht den Sünden der Stadt hingibt, kann man hier jede Menge Spaß und Unterhaltung finden.
Für die Amerikaner ist Vegas das Reiseziel überhaupt, bevor oder gerade wenn sie 21 Jahre werden. Grund dafür ist, dass außer in Nevada es in keinem anderen amerikanischen Bundesstaat erlaubt ist, ungehemmt und vor allem in aller Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren und sich dem Glücksspiel hinzugeben. Prostitution ist ebenfalls erlaubt. Diese Dienstleitung wird einem jedoch durch Visitenkarten, auf denen die buchbaren Schönheiten abgebildet sind, angeboten. Das komplette Sündigungspaket gibt es 24-Stunden rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr.

Aus Los Angeles erscheint es auf der Landkarte nur ein Katzensprung nach Vegas zu sein, jedoch braucht man selbst unter der Woche Minimum fünf Stunden mit dem Auto. Alternative wäre der Flieger oder der gute alte Greyhound-Bus. Ein Schnellzugverbindung war mal im Gespräch, wurde aber gerade von Obama auf Eis gelegt, weil die US-Steuerzahler keine Züge aus Kanada finanzieren wollen, selbst aber keine bauen. So fährt man mitten durch die Wüste vorbei an einigen kleinen Orten, viel Sand, Kakteen, Joshua Tree-Bäumen und verwaisten Häusern, bis man am Horizont die in der Hitze flimmernde Skyline von Las Vegas erkennt. 



Ich mag die Stadt irgendwie und freue mich wie Bolle. Einmal im Jahr ist für uns ein Besuch Pflicht. Wir meiden die Wochenenden und buchen das Hotel ein, zwei Wochen im voraus, so bekommt man meist einen guten Deal. Wichtig ist es auf die im angebotenen Preis NICHT inbegriffenen Resort-Fees zu achten, extra Parkgebühren sowie die Internetnutzung, dass kann sonst mal locker zu 100$ Zusatzkosten führen. Auf Anraten einer Freundin entscheiden wir uns dieses Mal fürs MGM Hotel, das gegenüber vom New York, New York gelegen ist und Spielstätte des bekanntesten Magiers der Welt ist – David Copperfield. 



Mich wunderts, dass der überhaupt noch zahlendes Publikum anzieht, aber gut, jedem was er mag. Während mein Mann das Auto parkt, was im MGM kostenlos ist, stelle ich mich an in der ewig langen Schlange der ebenfalls Check-in-Willigen. 

Über zwei große Leinwände flackern Musikvideos und dazugehörige Beschallung erledigen versteckte Boxen.  Ein guter Trick, damit einem die Wartezeit nicht zu lang erscheint. Bei der Musik, die sie spielen, denk´ ich nur so bei mir, noch zehn, fünfzehn Jahre und ich bin nicht mehr Zielgruppe. In der Tat sind die Anstehenden auch eher unter 50 als drüber. Die Dame vor mir setzt einen Mini-Plastikbecher zum Sturztrinken an ihren Mund und ihre Freundin tut es ihr gleich. Kurzes Grinsen, und zack weg. Uii, denk ich so bei mir, gerade angekommen und schon den ersten Kurzen am Hals - das nenn ich mal ´nen Einstieg. Respekt. Da aber jegliches Juchzen und Schütteln ausbleibt, wie das sonst bei den meisten Frauen nach dem „Genuss“ einen Schnapses üblich ist, bin ich etwas verwundert. Als ich an den beiden dann vorbei schaue, sehe ich am Rande drei Wasserspender stehen. Hier darf man sich in jenen Mini-Schnapsbechern ein Schlückchen abfüllen kann – Leitungswasser vermute ich, jedoch wird es mit Melone und Limette gepeppt und reichlich Eis versteht sich.


Nach einer dreiviertel Stunde sind wir dann endlich dran und bekommen auf Nachfragen eins der Zimmer mit Strip-View. Für alle, die noch nicht hier waren, das ist DIE Flanierstraße vor Ort. Man kann sogar zwischen Raucher- und Nichtraucher-Etage entscheiden. Noch eine Sache, die fast nur noch in Vegas üblich ist.
Das Zimmer ist im Grand Tower in einem der oberen Etagen gelegen. Wie der Herr beim Einchecken erwähnt, wurde dieser gerade frisch renoviert. Das  mit dem Strip-View ist etwas geschummelt, da man nichts von der Straße selber sieht, aber wenigstens die Skyline dort wird uns geboten. Wir sind happy. Schnell in die Badehose gesprungen und auf zum Pool. Die Strecke zieht sich etwas. Natürlich wird man immer durchs Casino geleitet, an den Restaurants und Getränkebuden vorbei, damit Du auch gegebenenfalls noch ne Mark hier lässt.

Die Poollandschaft ist aufgeteilt in verschiedene Beckenbereiche, was ganz angenehm ist. Man kann sich eine Cabana, also ein Zelt mieten, diese beinhaltet jedoch 400$ Verzehrpflicht. Was sich bei einem Tag am Pool lohnt, wenn man als Familie oder kleine Gruppe mietet, leider nicht für uns. Das Doublebed (200$) kann man sich sparen, die stehen zwar am Beckenrand, aber drum herum hast Du das tobende Volk. Somit tun es für uns zwei klassische Liegen auch. Über die Lautsprecher läuft ununterbrochen Musik, am Poolrand stehen Eiskübel mit Bierflaschen und die Bademeister schauen gelangweilt auf das planschende Partyvolk. Im Juli/August hat man gern 45 Grad Celsius und die Sonne knallt unablässig auf die meist käsigen Körper.


Wenn man am Pool entspannen und etwas Ruhe haben möchte, sollte man sich lieber in eins der abgelegenen Hotels einmieten.  Es gibt aber auch noch eine Steigerung in die andere Richtung – live DJ am Pool und Topless-Partys.

Als die Sonne am Abend etwas an Kraft verliert, begeben wir uns mit hungrigen Bäuchen auf die Suche nach einem Restaurant und werden schnell fündig. Die Auswahl an Restaurants in Amerikas Casino-Metropole ist riesig, egal ob Asiatisch, Italienisch, Mexikanisch oder klassisch Amerikanisch. Der britische Koch Gordon Ramsay z.B., der durch etliche TV Shows bekannt geworden ist, hat allein drei  Restaurants hier am Strip (Las Vegas Blvd). So verhält sich das auch mit anderen Köchen die Rang und Namen haben. Das Einzige was man braucht, ist eine gut gefütterte Brieftasche, aber die braucht man in Vegas ja eh. Wir entscheiden uns für ein japanisches Restaurant und werden nicht enttäuscht. Sushi, Sake, Steak und Salat lautet unsere Bestellung. Einfach köstlich. Wir lassen uns Zeit und genießen unseren ersten Abend.


Über den Strip schlendern wir zum Mandarin Oriental Hotel








 


Kaum tritt man durch die Hoteltür scheint der Lärm der Straße wie abgestellt, das fällt einem sofort auf. Eine absolute Ruheoase, da dieses Hotel kein Casino beherbergt. Mit dem Fahrstuhl gelangen wir in die 23. Etage, wo sich eine Bar und Tee-Lounge befinden. Eine Sofa- und Sitzlandschaft lädt zum Verweilen und Drinkschlürfen ein. Ein Blick ins Menü verrät, die Cocktails sind lecker und noch bezahlbar. 

Der Blick auf den Lichter-flackernden Strip ist atemberaubend. Leider hat das naheliegende „Aria Hotel“ eine überdimensionale Leinwand erbaut, so dass man nicht mehr den ganzen Strip hinunter sehen kann, dies vor ein paar Jahren noch möglich. Wirklich schade.
Wir drehen noch eine Runde über den Strip und fallen gegen Mitternacht erschöpft in die weichen Kissen des Hotelbettes. 

Das war´s mal wieder kurz und knapp. 

Mal schauen, was der morgige Tag so bringt - ich werde berichten :-)

Bis baldo,
Euer Echo Girl