Donnerstag, 20. Juni 2013

Pittsburgh, Andy Warhol und jede Menge Jazz



Pittsburgh liegt nicht direkt auf unserer Strecke, doch irgendwie haben wir das Gefühl, es lohnt sich den Umweg vom Lake Erie ins Innere Pennsylvanias in Kauf zu nehmen und einen Abstecher in die Steel City zu wagen. Wir sollten belohnt werden für unseren "Mut".
Über die drei Flüsse, die in Pittsburgh zusammen fließen, haben die zum großen Teil deutschen Stadtväter zehn wunderschöne Stahlbrücken erbaut, als wollten sie schon allein so den Namen “City of Steel” unterstreichen. Aber tatsächlich leitet er sich vom Stahlbau und der Automobilherstellung her.

Beim Checken der Unterkunftspreise im Internet wundern wir uns über die erhöhten Preise. Ist Pittsburgh so angesagt? Liegt´s am bevorstehenden Wochenende? Oder gibt es etwa einen Event? Alle Punkte kommen in diesem Falle zusammen. In Downtown ist vom 07. - 09. Juni 2013 das Jazz LiveInternational Festival

Was seit drei Jahren zig tausende Besucher anlockt, da auf drei Freiluft-Bühnen und diversen Clubs, über Downtown verteilt, allerlei  Jazzgrößen kostenlos Konzerte geben. Alles, was zu tun ist, ist rechtzeitig an der richtigen Bühne zu stehen und seinen Klappstuhl dabei zu haben. Uns locken die Namen Chaka Khan und Marcus Miller, die am Sonntag auf dem Veranstaltungsplan stehen.
Unsere Entscheidung fällt somit auf eine Hotel direkt am Ort des Geschehens – mitten in Downtown. Der sonst als Business District genutzte Stadtteil verwandelt sich an diesem Wochenende, und alles steht im Zeichen des Jazz. Also wollen wir gleich zwei Nächte bleiben, dann ist genug Zeit, um die Stadt zu erkunden und einigen Musikern zu lauschen. Perfekt.
Wir checken ins Hotel ein und stürzen uns gleich ins Gewimmel des ersten Festivaltages. Einige Straßen sind für Autos gesperrt, somit sind alle per Fuß unterwegs. Ganz schön, weil wir eh den ganzen Tag sitzend im Auto verbracht haben. Zusätzlich zum Jazz findet an der Flussmündung auch noch das Three Rivers Kulturfestival statt – die gesamte Stadt scheint auf den Beinen, tolle Atmosphäre, Pittsburgh zeigt uns seine freundlichste Seite.


Es ist ja bekannt, dass jeder Amerikaner mindestens einem Sportteam seiner Stadt folgt, sei es Basketball, Baseball, Eishockey oder Football. Hier in Pittsburgh haben sie sogar für jedes Team ein eigenes Stadion erbaut – und alle Mannschaften spielen trotzdem in der selben Farbe, Gold-Schwarz. In anderen Städten wechseln sich meist zwei Teams pro Stadion ab in der Nutzung. Hut ab, dass nenne ich mal besonders dicke Nase!

Aber Pittsburgh hat noch mehr zu bieten! Zum Beispiel kommt der auf der ganzen Welt beliebte Heinz-Ketchup hierher, und man mag es nicht glauben – Andy Warhol. Fast jeder geht davon aus, dass er New Yorker war. Irrtum. Er wurde in Pittsburgh als der Sohn von Russen aus der heutigen Slowakei unter dem Namen Andrew Warhola geboren und eingebürgert. Aus diesem Grunde gibt es hier ein großes Andy Warhol Museum – ein altes Backsteingebäude mit sieben gut gefüllten Etagen. So sind z. B. all seine Videos hier zu sehen, insgesamt 2000 seiner Werke sind ausgestellt. Ein lohnenswerter Rundgang, auch wenn man vielleicht nicht so auf seine Pop-Art steht.  Als witzigen Abschluss der Ausstellung kann man seine kreative Ader fließen lassen und im Erdgeschoss ein T-Shirt selbst bedrucken. 





Ach so und bevor ich´s vergesse...Warhol liegt auch auf einem der Friedhöfe in Pittsburgh begraben.



Den besten Blick über die Stadt hat man vom Bezirk Mount Washington, der oberhalb der Uferseite und gegenüber von Downtown gelegen ist. In der „USA Weekend“ wurde er zum zweit beliebtesten Ausblick Amerikas gekürt. Die Standseilbahn „Duquesne Incline“ bringt einen hinauf und von hier aus knipst man das beliebte Postkartenmotiv. 



Früher wurden diese Bahnen genutzt, um die Stahlarbeiter vom Berg hinunter zu den Fabriken im Tal zu bringen.
Auf der Hügel kann man nun entlang laufen und mit der 2 Kilometer entfernten zweiten Standseilbahn "Monongahela Incline" wieder zum früheren Bahnhofsdepot, heute ein Vergnügungsdistrikt mit Hotels und Restaurants, hinunter fahren. Zurück in der Stadt erfahren wir, dass Chaka Khan krank gemeldet hat. Und auch ein paar Pittsburgher mit ihrer rauen und direkten Art lernen wir dieses Wochenende noch kennen. Das Wetter hier macht offenbar harte Jungs mit reichlich Attitude (wie man in den USA so schön sagt)– so wie die Steelers eben, das örtliche Football-Team.

Als wir morgens abfahren, lernen wir übrigens zum Frühstück noch Deutschtown (sic!) auf der Nordseite Pittsburghs kennen. Die Ohio Avenue – nicht lang, aber um ihre Historie geflissentlich bemüht. Schön zu sehen.....


Das war´s mal wieder kurz und knapp. 

Euer Echo Girl

Montag, 10. Juni 2013

New York State, Baseball und die Niagarafälle


Von Falmouth sind es ca. 840 km/530 Meilen bis zu den Niragarafällen, die an der kanadischen Grenze im Bundesstaat New York gelegen sind. Wir fahren jedoch nicht über den Interstate 90 (Mautgebühr-pflichtig), sondern möchten gern etwas mehr von Land und Leuten sehen. So entscheiden wir uns für die traditionelle Route 20, diese reicht von der amerikanischen Ost- zur Westküste. Unsere erste Übernachtung legen wir in Cooperstown ein, einer Stadt die so Baseball vernarrt ist wie keine andere. Dabei hat die Baseball Hall of Fame nur dem Zufall ihren Sitz in der Stadt zu verdanken. 1939 hat irrtümlich jemand gedacht, dass 100 Jahre vorher auf einem nahe gelegenen Acker das Ballspiel erfunden wurde. Jedoch ist dies bereits widerlegt und die Aufzeichnungen führen bis ins alte Ägypten zurück. Aber egal, es hat sich durchgesetzt und die Stadt lebt von den Touristen, die die Hall of Fame besichtigen, zu regelmäßig stattfinden Mini-League-Spielen anreisen, hier hergestellte Schläger kaufen oder in einem der zahlreichen Baseball-Shops ein Souvenir erwerben. Es wirkt so, als würde es in dieser Stadt nur um den nächsten oder bereits vergangenen Abschlag gehen, die restliche Welt scheint still zu stehen. Skurril. Wir frühstücken in einem süßen, kleinen Café und beobachten das Treiben auf der Hauptstraße durch die Fensterscheibe.




legendär: No.42 - Jacky Robinson


Knapp vier Stunden liegen noch vor uns, das sollte heute zu schaffen sein. Der Route 20 weiter folgend, kommen wir durch kleine Orte, an Seen und endlosen Wiesen vorbei. Eine wirklich abwechslungsreiche Fahrt und kein Vergleich zum Interstate-Gebrause. Ein wachsendes Geschäft scheint der Handel mit Antiques zu sein, wir würden bis auf ein paar Ausnahmen eher von Tinef, Krams oder unnützen Staubfängern sprechen.  So viele Antiques-Shops wie auf dieser Strecke habe ich noch nirgends gesehen. Teilweise sind die "Shops" in Scheunen untergebracht, die größer als die Wohnhäuser der Anbieter sind. Man bräuchte Monate, wenn man an jedem Halt machen und stöbern wollte. Ich bleibe standhaft!
Das Wetter macht uns heute einen Strich durch die Rechnung und es regnet unablässig vom grauen Himmel. Perfekt um den nächsten Waschsalon aufzusuchen und die angefallene Schmutzwäsche in eine der Trommeln zu werfen. Mit zirka fünf Dollar und einer Stunde Zeit ist dann auch dieses Thema Vergangenheit. Wenn man mit wenig Gepäck reisen möchte, so wie wir es tun - ideal.

Umso näher wir der kanadischen Grenze kommen, umso mehr nehmen die Strommasten zu. Wir sind auf dem richtigen Weg. 


Ich kann es kaum erwarten die Fälle aus der Nähe, live und in Farbe zu zu erleben. Die wenigen Kilometer vor der Grenze scheinen sich ewig hinzuziehen. Dann endlich haben wir es geschafft. Ich halte die Kamera gezückt, die Autoscheibe runter gekurbelt, schaue durch den Sucher und bin bereit fürs erste Foto. Wildes hin und her schauen - links, rechts....nichts. Nochmal links, rechts, gar nichts. Ein irritierter Blick auf die Karte, und sie verrät mir, es sind noch zwei Brücken zu überqueren. Sie machen es absichtlich spannend, es kommen noch zwei weitere Brücken, aber dann! Für mich steigt die Aufregung wie bei meinem ersten Las Vegas Besuch. Ein Straßenschild verrät nun endlich, gleich überqueren wir die Rainbow Bridge, auf deren Hälfte sich die kanadisch-amerikanische Ländergrenze befindet. Zu unserem Erstaunen gibt es von der amerikanische Seite gar keine Passkontrolle. Langsam rollen wir mit unserem Mietwagen über die Brücke, in der Hoffnung, einen ersten neugierigen Blick auf die weltberühmten, runterprasselnden Wassermengen zu werfen, jedoch kann man durch die Betonbrüstung nur den aufsteigenden Dunst sehen. 

Naja egal, wir sind ja gleich drüben. Ich mach's spannend, aber so war es wirklich! An der kanadische Grenze werden wir vom Grenzbeamten etwas ausgefragt, am Ende witzelt er, weil die holländische Fussballnationalmannschaft U-21 gerade die Deutschen geschlagen hat. Wahrscheinlich liegts an meinem Jogi-Hanuta-Aufkleber, der seit der EM 2008 in meiner Passhülle mitreist und immer wieder zu witzigen Gesprächen an der Grenze führt. Wir Deutschen sind, auch wenn man es nicht glauben mag bei unserer Geschichtsvergangenheit, doch recht beliebt auf der Welt. Mit freundlichen Reisewünschen verabschiedet uns der kanadische Beamte.
So jetzt aber, ich will es sehen! Und plötzlich liegen sie vor uns.

Ich bin etwas überrascht. Schnell werde ich aufgeklärt, das die Fälle oberhalb des Flußes durch eine Insel getrennt werden und daher die Niagara Fälle aus den Amerikanischen Fällen (etwas kleiner mit 21m Höhe) und den Horseshoe-Fällen (55m) bestehen. Aha! Dieser Waterfall ist also der, wo immer wieder aufs neue Wahnsinnge versuchen, sich herunter zu stürzen, ob in Fässern, mit Booten oder auch ganz ohne Hilfmittel. Überleben tut nur jeder zweite und der erhoffte Ruhm blieb bisher bei jedem geglückten Versuch ebenfalls aus. Also, nicht nachmachen!
 
links die Amerikanischen und rechts in der Ferne die Hufeisen Fälle
Wie immer ist man im ersten etwas Moment enttäuscht, weil man es sich viiiiiel größer vorgestellt hat, aber das kennt man ja. Wenn ich da etwa an die Freiheitsstatue denke, die ich 1996 das erste Mal besuchte - ich dachte es wäre ein kleiner Nachbau. So beeinflussen uns die Bilder in TV und Film. Da wird auch aus einem Ein-Meter-Siebzig-Sylvester-Stallone eine riesige Kampfmaschine. Was solls. Begeistert und angetan bin ich trotzdem, also von den Fällen jedenfalls.

Als Übernachtung suchen wir uns ein Hotel mit Blick auf die rauschenden Massen aus, wenn schon, denn schon. Das Wetter bleibt leider trüb und ab und an fällt Nieselregen. Über die große Fensterfront im 23. Stock des Hotels sehen wir trotz Nebel und aufsteigendem Dunst das Naturschauspiel von oben. Ein Träumchen. Leider werden die Fotos wetterbedingt nicht so wie gewünscht. Aber wie sagt man so schön “ You can´t have it all”.
 
Blick aus dem Hotelzimmer im 23.Stock
Die Gegend um die Touristenattraktion, die im Jahr 18 Millionen Menschen anzieht, ist tatsächlich wie Vegas. Bunte Leuchtreklame, Restaurants, Spielbuden, Souvenirläden. Es erscheint irgendwie unpassend zu dem diesem phantastischen Naturereignis. Aber jeder Tourist hat ne Mark bzw. einen Dollar in der Tasche, die ihm entlockt werden möchten oder sollen. Das scheint auch aufzugehen. 





Was in Vegas funktioniert und mich durchaus anspricht, schreckt mich hier ab. Zurück ins Hotel und den Ausblick genießen. Wir gingen davon aus, dass die Wasserfälle auch nachts beleuchtet werden, so sah ich das auf Bildern jedenfalls, aber Pustekuchen. Was bleibt ist das Rauschen, was man durch ein kleines zu öffnendes Fenster deutlich vernehmen kann. Auch schön.

Am morgen vorm Auschecken wagen wir uns auf die “Maid of the Mist”, ein Boot, was Dich bis unter die Fälle bringt. Es werden blaue Plastikponchos verteilt, die man auf der 20-minütigen Fahrt auch dringend notwendig hat. Es wird reichlich feucht durch die herab prasselnden Wassermassen, die soviel Dunst erzeugen, dass es einen ohne Schutz komplett durchnässen würde. Kaum vorstellbar, dass das nur zwischen 10-20% der eigentlichen Wassermengen sind, die anderen 80-90% werden vorab zur Stromgewinnung umgeleitet. Irgendwie fühl` ich mich da auch etwas betrogen, um das wirklich ursprüngliche Ereignis. Wie imposant muss das erst sein.








Da noch nicht Hochsaison ist und das Boot nur zu einem Viertel gefüllt ist, können wir uns an Deck recht frei bewegen und auch mal Schutz suchen, als es uns zu nass wird.
Eine witzige Geschichte trug sich 1948 zu, als das Flussbett der Fälle über Nacht plötzlich trocken war. Die Leute waren verwirrt und dachten an eine übernatürliche Ursache, was den umliegenden Kirchen einen Zustrom an neuen Anhängern bescherte. Der wirkliche Grund jedoch war, dass auf dem Erie-See ein starker Wind Eisschollen so zusammengeschoben hatte, dass der Ablauf “verstopft” war und kein Wasser zu den Fällen gelangen konnte.

Nach dieser aufregenden Bootsfahrt treten wir die Rückreise in die USA an und weiter gehts in Richtung Westküste über Pittsburgh, Cleveland, Detroit, Chicago und so weiter. Ich werde berichten. :-)

PS: Wer ein großer Fan von Nowitzki, Kobe und Co. ist sollte es nicht versäumen in Springfield, New York, Halt zu machen, hier ist die Basketball-Hall of Fame. 


Bereits 1996 war ich zusammen mit meinem Bruder und Dad dort, jedoch war die Location zu der Zeit noch kleiner und in der gegenüberliegenden Sporthalle. Wie auch schon damals beinhaltet das Museum nicht nur Vitrinen mit Klamotten, Geschichten und Fotos, an denen man sich die Nasen platt drücken kann, nein es gibt auch einige interaktive Sachen rund um Basketball: z.B. Körbe werfen nach Zeit, auf einem richtigen Court spielen, sich beim Dunking mit den Großen messen und so weiter. 










Sogar ein Kino findet im Basketball-Museum Platz. Von außen hat die Hall of Fame übrigens die Form eines Basketballs, der zur Hälfte aus der Erde ragt. Der Eintritt liegt bei 19,95 Dollar pro Nase.

Das war´s mal wieder kurz und knapp. Danke furs Lesen. Bei Gefallen einfach Email-Adresse oben rechts eingeben und so keinen Blog verpassen. Er ist kostenlos und kann jederzeit auch wieder abbestellt werden.

Euer Echo Girl