Am Morgen folgen wir der Einladung unseres Hotels das
Frühstück-/Brunchbuffet zu besuchen, welches dank unseres Deals
im Preis inklusive ist. Natürlich müssen wir wieder Schlange stehen, wie sollte
es anders sein bei einem Hotel was Gäste in über 5000 Zimmern beherbergt - aber
es geht fix. Die Auswahl reicht von herzhaft bis süß und von kalorienarm bis
fettig. 20 Dollar kostet das Buffet sonst pro Person und ist für jeden nutzbar,
auch wenn er kein Gast des Hauses ist.
Mittlerweile ist es Mittag. Keine Wolke am Himmel und
knusprige 40 Grad. Wir entscheiden uns dennoch für eine kleine Erkundungstour.
Mit der Monorail-Bahn , die hinter den Hotels entlang fährt, gelangt man vom südlichen bis zum
nördlichen Teil des Strips und umgekehrt in nur 15 Minuten. Es gibt
Einzeltickets (5$) und Tageskarten (ab 12$).
Die Bahn ist bis auf wenige andere Touristen leer. Es ist
irgendwie schön die Hotels mal von der Rückseite zu betrachten. Dabei entdecken
wir ein Riesenrad, was zur Hälfte bereits aufgebaut ist. The High Roller nennt
sich dieses riesige Ungetüm, was, wenn es fertig ist, einen Ausblick aus einem
der 28 Glaskabinen in 167 Meter Höhe bieten wird a´ la London Eye oder Singapore
Flyer.
Extra für diese neue Attraktion wir ein neuer Stadtteil, „The LinQ“,
künstlich erzeugt. Mit Fußgängerzone, Läden und Restaurants, was die Leute vom
Strip in die zweite Reihe hinter die Hotels locken soll. Wenn ihr mich fragt,
das ist gewagt, zumal man aus der Höhe nicht viel vom Strip sehen wird. Aber
gut, ich werde beim nächsten Besuch dann sicher davon berichten. Eine gute Aussicht hingegen hat man vom
Stratosphere Tower, der über dem gleichnamigen Hotel im Norden des Strips
gelegen ist. Zum Sonnenuntergang machen wir uns dorthin auf den Weg. Extra
Wartezeit eingerechnet, man weiß ja nie wie viele die gleiche Idee haben. Auch hier bekommen wir einen kostenlosen
Parkplatz. Man ist das schon gar nicht mehr gewohnt, wenn man in Los Angeles
wohnt, wo jeder Meter Stellfläche was kostet. Für schlappe 18$ pro Nase
gelangen wir nach einem Security-Check und dem obligatorischen Erinnerungsfoto
mit dem Fahrstuhl in die Höhe. Der Andrang scheint sich im letzten Jahr wohl
etwas gelegt zu haben, ohne großes Warten, was uns freut. Mein Stativ muss ich
leider beim Sicherheitsfredel abgeben, aber das hätte mir oben eh nicht viel
genützt.
Der absolute Knaller sind die drei Fahrgeschäfte, die sich in Schwindel-erregender
Höhe befinden und definitiv nichts für Weicheier sind. Hier mal zwei Links,
damit Ihr einen Eindruck bekommt:
Der Strip-Shuttle Bus ist leider nicht mehr kostenlos. Hier
löhnt man nun schon 6$ für eine Fahrt oder für 8$ gibt’s ein 24-Stunden-Pass,
aber die Busse sind so überfüllt, dass wir auch retour die Monorail vorziehen.
Was ist sehens- und erlebenswert in Amerikas sündiger Stadt?
Jeder hat da natürliche andere Vorstellungen.
Die einst mit Mafiageldern erbaute Wüstenstadt und
Zufluchtsort für die Schönen und Reichen aus
Hollywood hat sich leider nicht zu seinem Guten entwickelt, wie ich
finde. Das 1947 erbaute und somit erste Hotel vor Ort, das Flamingo, gibt es
noch, aber ist auch nicht mehr in seinen original Grundmauern – es wurde nach
und nach erweitert und umgebaut. Es gibt einem aber ein Gefühl davon, wie es
mal gewesen sein muss. Viele der alten Hotels können dem Standard der neuen
Bauten nicht mithalten und gehen wegen
der folglich weg bleibenden Kundschaft Pleite. Dies freut neue und alte
Investoren. Neumodische Betonriesen werden erbaut. Die alten Neonschilder sind
rar gesät, stattdessen flimmert auf riesigen Hightech-LED-Leinwänden
ununterbrochen Werbung für Shows, Konzerte, Hotels und natürlich Alkohol.
Dies bringt mich schon zu einer Empfehlung – ein Besuch im
Neon-Sign Museum. Das haben wir beim letzten Mal besucht. Absolut sehenswert. Eine Vielzahl der
alten Hotelschilder sind hier versammelt. Aber wenn man wachsam durch Downtown
wandert, kann man auch das ein oder andere entdecken. Oh und apropos Mafia, es
gibt zwei neue Attraktionen zu diesem Thema. Das Mob Museum, wo es um die
amerikanische Mafiageschichte geht und die Mob Attraction, die definitiv besser
zu Vegas passt, weil sie mehr Unterhaltungswert hat. Durch eine Art Irrgarten
wird man durch die Mafiageschichte geleitet, vorbei an bekannten Tatorten (u.a.
Marylin Monroe, Bugsy Siegel) trifft man auch selber auf Mafiagestalten und 3D-Hologramme.
Mit 33$ Eintritt schon nicht ohne, aber allein das Tropicana Hotel von 1959, in
dem es sich befindet lohnt einen Besuch.
Das große Highlight am heutigen Tag ist Downtown Vegas. Hier
scheint gerade einiges im Umbruch zu sein. Zum einen erlebt die Freemont
Street, eine Fußgängerzone, die mit einer riesigen LED-Leinwand überdacht ist,
eine Art Casino-Renaissance – es werden neue Resorts gebaut wie das „dt3“ oder
bestehende Klassiker renoviert, so gerade das Golden Nugget.
Oh, bevor ich es vergesse. Bitte, bitte solltet Ihr in Vegas
sein, auf gar keinen Fall etwas im Höfbräuhaus essen. Wir hatten dort zu Mittag
eine Brezel (pupstrocken), einen Gurkensalat (an dem nur Essig zu sein schien –
total sauer) und ein unfassbares Gulasch mit Semmelknödeln (das sie dieses
servierte Gericht überhaupt so nennen dürfen, grenzt an ein Wunder –
unterirdisch schlecht). Immerhin war das Bier okay, und dafür geht man ja
eigentlich ins Hofbräuhaus, oder?!
Leider neigt sich unser Aufenthalt nun dem Ende zu. Es war
mal wieder interessant, amüsant und aufschlussreich – and I still love Vegas :-)
Auf unserer Rückreise nach Los Angeles fahren wir dieses Mal
in in Barstow ab und nehmen die Route 66. Enspannt „reiten“ wir dem
Sonnenuntergang entgegen. Unglaublich schön.