Mit Stopover in Singapur
fliegen wir von Hong Kong nach Siem Reap in Kambodscha. Silk Air ist ein echtes
Sahneschnittchen, wenn man vorher mit JetStar, der Billigtochter von Quantas,
geflogen ist. Super nettes Servicepersonal, mehr Platz für die Beine und Essen
gibt’s auch auf dem zwei Stunden Flug. Der Flughafen „Siem Reap“ ist klein,
aber er kommt gefühlt daher wie ein großer.
Relativ schnell wird mir
klar, dass als Zahlungsmittel der US Dollar stark bevorzugt wird, gegenüber dem
einheimischen Riel. Die Auspreisung erfolgt fast ausschließlich in der
amerikanischen Währung. Das tauschen hätte ich mir echt sparen können.
Für 7 Dollar bringt uns
der Taxifahrer, der sich als Sam vorstellt und gleich unser Fahrer des Tages
werden möchte, zum Hotel. Auf dem Weg kommen wir an zahlreichen pikfeinen
5-Sterne-Hotels vorbei und es wird fleißig weiter gebaut. Die Nachfrage ist
anscheinend steigend.
Ich weiß nicht wieso, aber
wir bekommen beim Einchecken ins Hotel mal wieder ein Upgrade. Dafür liebe ich die
Asiaten – bisher ging das echt gut. Toi,toi,toi, dass das so bleibt. Das Hotel
ist traditionell eingerichtet, wirkt gemütlich und
einladend.
Die Suite, zu der
wir gebracht werden hat sogar einen Balkon mit einer schwebenden Liege.
Wir
sind begeistert – keine Einwände. Kurz frisch machen und erstmal am Buffet in
der Lobby stärken. Für schlappe 5US$ gibt’s zur Teatime kleine Sandwiches,
frisches Obst Kuchen, Kaffee und Tee. Toller Service.
Sam, den wir nach seiner
Self-Promotion-Ansprache tatsächlich als „unseren“ Fahrer engagiert haben,
bringt uns zum Ticketschalter für Angkor Wat. Eine Touristenschlange steht
bereits an, als wir um 16.30 Uhr ankommen.
Hier bekommt man die heiß begehrten
1-Day (20US$), 3-Days (40US$) oder 7-Day-Tickets (US$60). Alles geht ganz fix
von Statten. Ich drücke der Dame vor dem Schalter die 40 $ in die Hand, kurzer
Blick in die Kamera, es wird ein Foto geknipst und schon ist der Nächste dran.
Erst die Moneten.... |
...dann enspannt in die Kamera schauen - fertig! |
Nach einer Minute warten neben der Schlange, bekomme ich einen ausgedruckten
3-Tages-Pass ausgehändigt.
Diesen muss ich nun immer vorzeigen, wenn ich zu
einer der vielen Tempelanlagen möchte. Das Coole ist, dass man, wenn man ein
Ticket kauft, am Abend zuvor schon rein darf, quasi als kleiner Bonus. So rät
uns Sam, gleich schon zum Sonnenuntergang nach Angkor Wat zu fahren und uns das
anzusehen. Wie nicht anders zu erwarten, sind wir nicht die einzigen vor Ort.
Ich bin schon beim ersten Anblick der Tempelanlage hin und weg. Ein wahres
Wunder steht da vor mir. So hatte ich es mir vorgestellt.
Viele Touristen
kommen uns entgegen und sind vom Tagesausflug sichtlich erschöpft. Leider
bleibt uns nicht viel Zeit bis zum Sonnenuntergang und durch die Wolken am
Himmel bleibt der Bilderbuch-Sonnenuntergang aus. Wir nutzen die Möglichkeit
menschenleere Bilder zu machen,
was bei den Besuchermassen tagsüber fast nicht möglich sein wird. Die dunklen
Steine der Anlage sind warm, von der Sonne des Tages aufgeheizt. Die Reliefs
glänzen vom Anfassen der zahlreichen Besucher. Ursprünglich waren sie mit Gold
überzogen, davon ist heute nichts mehr zusehen.
Was für ein Auftakt. Ich kann es
kaum erwarten, morgen mehr zu sehen. Im Hotelzimmer steht eine kleine
DVD-Auswahl, die ich mir schon oftmals als Service gewünscht habe. Passende
Dokus und Filme in denen das Land bzw. der Ort vorkommt.
So werden uns vier Angkor-Dokus, „The Killing Fields“ und
„Tomb Raider“ angeboten. Nicht lang gezögert schließen wir den Abend mit der
National Geographics-Dokumentation über die Entstehung von Angkor Wat ab. Wow.
Ich bin erstaunt, dass diese Tempelanlage nicht in der Liste der neuen
Weltwunder zu finden ist.
Pünktlich um 9 Uhr morgens
steht Sam schon in unserer Hotellobby, um uns mit seinem Taxi die näheren
Tempellandschaften zu zeigen.
7 km von Siem Reap beginnt
unser Tagestrip beim Angkor Thom-Südtor. Ankor Thom („Große Hauptstadt“) gehört
seit 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe und war größer als alle europäischen Städte
des Mittelalters. Das will was heißen. Das Südtor von Angkor Thom ist am besten
erhalten. 154 große Steinfiguren zäunen den Wegesrand, Götter zur Linken und
Dämonen zur Rechten.
die Götter |
die Dämonen |
Voller Erfurcht schreitet man an den Steinfiguren vorbei
auf das massive, 23 m hohe Tor zu. Auf der Spitze sitzt ein lachendes
Steingesicht, was seinen Blick in die Ferne schweifen lässt. Es wird bis heute
spekuliert, ob es das Gesicht Buddhas oder das des damaligen Königs ist.
Bayon, was im Herzen
Angkor Thoms gelegen ist, gehört zu meinen Favoriten. Mich beeindrucken die immer wiederkehrenden Gesichter und die Relief-Gallerien, die so wahnsinnig detailverliebt sind, dass es Freude macht
sie in Ruhe zu betrachten.
Die Temperaturen sind merkbar angestiegen, und die
ersten Schweißperlen bewegen sich den Rücken runter. In den Tempeln findet man
nur wenig Abkühlung, aber dafür etwas Schatten. Der anfängliche Touristenstrom,
den wir am Südtor noch bemerkt haben verteilt sich auf die vielen Tempel und
das riesige Gelände. Was ganz angenehm ist.
Das spannende ist, dass
die Tempel so unterschiedlich in ihrer Größe und Bauart sind, da sie zu
unterschiedlichen Epochen entstanden sind. Es wird also nicht langweilig,
soviel kann ich versprechen. Immer wieder sehe ich junge Backpacker, die
teilweise barfuss, mit Dreadlocks und auch gern mit einheimischer Kleidung ihre
Kulturverbundenheit zum Ausdruck bringen. Für mich ein etwas
gewöhnungsbedürftiges Bild. Manche Touristen bewegen sich auf Elefanten von
einem Tempel zum nächsten, wovon ich nach den Vorkommnissen in Thailand letzten
Monat jedoch dringend abraten würde
Aber jeder wie er es mag.
Wir fahren zum westlichen
Tor der Anlage Taprohm. Einige Szenen aus „Tomb
Raider“ wurden hier gedreht und Angelina Jolie alias Lara Croft schlich sich
durch die markante, baumbewachsene Tempelanlage. Es wird fleißig vor dem
unverwechselbaren Eingang geposed. Was für ein Touristen-Andrang. Das
Zusammenspiel zwischen Natur und Stein ist bei dieser Anlage das
bemerkenswerte. Absolut sehenswert.
"Tomb Raider"-Eingang |
Ich bin ganz happy mit
einem Souvenir, das ich im Thomanom-Tempel erstehe. Ein auf Reispapier
genommener Relief-Abdruck von Angkor Wat. Für 20US$ wickelt mir der junge
Kambodschaner das in Wochen entstandene Kunstwerk, so sagt er zumindest, in
eine Bambusrolle und überreicht sie mir.
Zum Lunch bringt uns Sam
zum einem Restaurant am einst königlichen Pool, daher auch sein Name Srah Srang
http://de.wikipedia.org/wiki/Srah_Srang
. Das „Angkor Flower“ erscheint auf den ersten Anblick als klassisches
Touristenrestaurant, wo die Fahrer gegen eine kleine Provision ihre Kunden
hinbringen. Wir lassen uns hinreißen, bestellen und was soll ich sagen, gegen
meine Erwartung bekomme ich den leckersten, frischen Bananenblüten-Salat, den
ich je hatte. Däumchen hoch.
Den heutigen Sonnenuntergang
wollen wir uns vom heiß begehrten Phnom Bakheng-Tempel aus anzusehen. Dem
Wanderweg durch den Wald folgend, etwa 15 Minuten zu Fuß den Berg hinauf
gelangt man zur Spitze, wo der Tempel ist. Um diesen selber zu erklimmen,
bedarf es einem steilen Aufstieg etlicher Stufen.
Blick auf die Spitzen von Angkor Wat |
Was für ein fantastischer,
weiter Ausblick auf die Landschaft. Die Bäume sind leider schon so hoch
gewachsen, dass man nur einen Blick auf die Turmspitzen von Angkor Wat
erhaschen kann. Etwas schade. Immer mehr Touristen drängen nach oben und wollen
den Sonnenuntergang über dem Tonle Sap , dem vom Mekong gespeisten, größten See Südostasiens, erleben. Für den
Pyramidentempel aus dem 9.Jahrhundert, auf dem sich alle bewegen, interessiert
sich dabei eigentlich niemand, nur die Frage nach dem besten Ausblick. Die
überdimensionierten Objektive werden ausgepackt und auf
Kameras geschraubt. Alles
muss gut vorbereitet sein für das perfekte Foto im richtigen Moment.
Schönen
Dank, jetzt komme ich mir mit meiner digitalen Canon-Kompaktkamera mickrig und
gedisst vor. Die Sonne entscheidet sich heute, besonders langsam unterzugehen,
so scheint es mir jedenfalls. Einige vertreiben sich die Zeit mit lustigen
Gegenlichtaufnahmen und andere sind immer noch dabei den richtigen Platz fürs
bevorstehende Event zu erhaschen. Am Ende geht alles ganz schnell. Die Sonne
kommt doch noch ein Sekündchen zwischen den Wolken hervor, bevor sie kitschig
rot am Horizont verschwindet. Alle sind ganz aus dem Häuschen. Ehe ich`s mich
versehe, schwimme ich jedoch schon wieder mit dem Menschenstrom den Berg
hinunter. Sam erwartet uns bereits und bringt uns zurück ins Hotel.
Mein Fazit zu Siem Reap –
ich fand es unfassbar, und es wird mir in unvergesslicher Erinnerung bleiben.
Gerne würde ich wiederkommen, jedoch befürchte ich, dass auch hier der
Fortschritt nicht aufzuhalten ist. So gesehen, war es ein Geschenk an sich, die
Stadt mit ihren einzigartigen Tempeln relativ Natur belassen entdecken zu
dürfen.
der liegende Buddha - links das Gesicht noch leicht zu erkennen |
Das war´s
mal wieder kurz und knapp.
Danke
für`s Lesen und auf baldo,
Euer Echo
Girl