Pittsburgh liegt nicht direkt auf unserer Strecke, doch irgendwie
haben wir das Gefühl, es lohnt sich den Umweg vom Lake Erie ins Innere
Pennsylvanias in Kauf zu nehmen und einen Abstecher in die Steel City zu wagen.
Wir sollten belohnt werden für unseren "Mut".
Über die drei Flüsse, die in Pittsburgh zusammen fließen, haben die
zum großen Teil deutschen Stadtväter zehn wunderschöne Stahlbrücken erbaut, als
wollten sie schon allein so den Namen “City of Steel” unterstreichen. Aber
tatsächlich leitet er sich vom Stahlbau und der Automobilherstellung her.
Beim Checken der Unterkunftspreise im Internet wundern wir uns über
die erhöhten Preise. Ist Pittsburgh so angesagt? Liegt´s am bevorstehenden
Wochenende? Oder gibt es etwa einen Event? Alle Punkte kommen in diesem
Falle zusammen. In Downtown ist vom 07. - 09. Juni 2013 das Jazz LiveInternational Festival.
Was seit drei
Jahren zig tausende Besucher anlockt, da auf drei Freiluft-Bühnen und diversen
Clubs, über Downtown verteilt, allerlei
Jazzgrößen kostenlos Konzerte geben. Alles, was zu tun ist, ist
rechtzeitig an der richtigen Bühne zu stehen und seinen Klappstuhl dabei zu
haben. Uns locken die Namen Chaka Khan und Marcus Miller, die am Sonntag auf
dem Veranstaltungsplan stehen.
Unsere Entscheidung fällt somit auf eine Hotel direkt am Ort des
Geschehens – mitten in Downtown. Der sonst als Business District genutzte
Stadtteil verwandelt sich an diesem Wochenende, und alles steht im Zeichen des
Jazz. Also wollen wir gleich zwei Nächte bleiben, dann ist genug Zeit, um die
Stadt zu erkunden und einigen Musikern zu lauschen. Perfekt.
Wir checken ins Hotel ein und stürzen uns gleich ins Gewimmel des
ersten Festivaltages. Einige Straßen sind für Autos gesperrt, somit sind alle
per Fuß unterwegs. Ganz schön, weil wir eh den ganzen Tag sitzend im Auto
verbracht haben. Zusätzlich zum Jazz findet an der Flussmündung auch noch das
Three Rivers Kulturfestival statt – die gesamte Stadt scheint auf den Beinen, tolle Atmosphäre, Pittsburgh zeigt uns seine freundlichste Seite.
Es ist ja bekannt, dass jeder Amerikaner mindestens einem Sportteam
seiner Stadt folgt, sei es Basketball, Baseball, Eishockey oder Football. Hier
in Pittsburgh haben sie sogar für jedes Team ein eigenes Stadion erbaut – und
alle Mannschaften spielen trotzdem in der selben Farbe, Gold-Schwarz. In
anderen Städten wechseln sich meist zwei Teams pro Stadion ab in der Nutzung.
Hut ab, dass nenne ich mal besonders dicke Nase!
Aber Pittsburgh hat noch mehr zu bieten! Zum Beispiel kommt der auf
der ganzen Welt beliebte Heinz-Ketchup hierher, und man mag es nicht glauben –
Andy Warhol. Fast jeder geht davon aus, dass er New Yorker war. Irrtum. Er
wurde in Pittsburgh als der Sohn von Russen aus der heutigen Slowakei unter
dem Namen Andrew Warhola geboren und eingebürgert. Aus diesem Grunde gibt es hier
ein großes Andy Warhol Museum – ein altes Backsteingebäude mit sieben gut
gefüllten Etagen. So sind z. B. all seine Videos hier zu sehen, insgesamt 2000
seiner Werke sind ausgestellt. Ein lohnenswerter Rundgang, auch wenn man
vielleicht nicht so auf seine Pop-Art steht. Als witzigen
Abschluss der Ausstellung kann man seine kreative Ader fließen lassen und im
Erdgeschoss ein T-Shirt selbst bedrucken.
Ach so und bevor ich´s vergesse...Warhol liegt auch auf
einem der Friedhöfe in Pittsburgh begraben.
Den besten Blick über die Stadt hat man vom Bezirk Mount Washington,
der oberhalb der Uferseite und gegenüber von Downtown gelegen ist. In der „USA
Weekend“ wurde er zum zweit beliebtesten Ausblick Amerikas gekürt. Die
Standseilbahn „Duquesne Incline“ bringt einen hinauf und von hier aus knipst
man das beliebte Postkartenmotiv.
Früher wurden diese Bahnen genutzt, um die
Stahlarbeiter vom Berg hinunter zu den Fabriken im Tal zu bringen.
Auf der Hügel kann man nun entlang laufen und mit der 2 Kilometer entfernten
zweiten Standseilbahn "Monongahela Incline" wieder zum früheren Bahnhofsdepot, heute ein
Vergnügungsdistrikt mit Hotels und Restaurants, hinunter fahren. Zurück in der
Stadt erfahren wir, dass Chaka Khan krank gemeldet hat. Und auch ein paar
Pittsburgher mit ihrer rauen und direkten Art lernen wir dieses Wochenende noch
kennen. Das Wetter hier macht offenbar harte Jungs mit reichlich Attitude (wie
man in den USA so schön sagt)– so wie die Steelers eben, das örtliche
Football-Team.
Als wir morgens abfahren, lernen wir übrigens zum Frühstück noch
Deutschtown (sic!) auf der Nordseite Pittsburghs kennen. Die Ohio Avenue –
nicht lang, aber um ihre Historie geflissentlich bemüht. Schön zu sehen.....
Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Euer Echo Girl