Von Falmouth sind es ca. 840 km/530 Meilen
bis zu den Niragarafällen, die an der kanadischen Grenze im Bundesstaat New
York gelegen sind. Wir fahren jedoch nicht über den Interstate 90 (Mautgebühr-pflichtig),
sondern möchten gern etwas mehr von Land und Leuten sehen. So entscheiden wir
uns für die traditionelle Route 20, diese reicht von der amerikanischen Ost-
zur Westküste. Unsere erste Übernachtung legen wir in Cooperstown ein, einer
Stadt die so Baseball vernarrt ist wie keine andere. Dabei hat die Baseball
Hall of Fame nur dem Zufall ihren Sitz in der Stadt zu verdanken. 1939 hat
irrtümlich jemand gedacht, dass 100 Jahre vorher auf einem nahe gelegenen Acker
das Ballspiel erfunden wurde. Jedoch ist dies bereits widerlegt und die
Aufzeichnungen führen bis ins alte Ägypten zurück. Aber egal, es hat sich
durchgesetzt und die Stadt lebt von den Touristen, die die Hall of Fame
besichtigen, zu regelmäßig stattfinden Mini-League-Spielen anreisen, hier
hergestellte Schläger kaufen oder in einem der zahlreichen Baseball-Shops ein
Souvenir erwerben. Es wirkt so, als würde es in dieser Stadt nur um den
nächsten oder bereits vergangenen Abschlag gehen, die restliche Welt scheint
still zu stehen. Skurril. Wir frühstücken in einem süßen, kleinen Café und
beobachten das Treiben auf der Hauptstraße durch die Fensterscheibe.
legendär: No.42 - Jacky Robinson |
Knapp vier Stunden liegen noch vor uns, das
sollte heute zu schaffen sein. Der Route 20 weiter folgend, kommen wir durch
kleine Orte, an Seen und endlosen Wiesen vorbei. Eine wirklich
abwechslungsreiche Fahrt und kein Vergleich zum Interstate-Gebrause. Ein
wachsendes Geschäft scheint der Handel mit Antiques zu sein, wir würden bis auf
ein paar Ausnahmen eher von Tinef, Krams oder unnützen Staubfängern sprechen. So
viele Antiques-Shops wie auf dieser Strecke habe ich noch nirgends gesehen.
Teilweise sind die "Shops" in Scheunen untergebracht, die größer als
die Wohnhäuser der Anbieter sind. Man bräuchte Monate, wenn man an jedem Halt
machen und stöbern wollte. Ich bleibe standhaft!
Das Wetter macht uns heute einen Strich
durch die Rechnung und es regnet unablässig vom grauen Himmel. Perfekt um den
nächsten Waschsalon aufzusuchen und die angefallene Schmutzwäsche in eine der
Trommeln zu werfen. Mit zirka fünf Dollar und einer Stunde Zeit ist dann auch
dieses Thema Vergangenheit. Wenn man mit wenig Gepäck reisen möchte, so wie wir
es tun - ideal.
Umso näher wir der kanadischen Grenze
kommen, umso mehr nehmen die Strommasten zu. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Ich kann es kaum erwarten die Fälle aus der Nähe, live und in Farbe zu zu
erleben. Die wenigen Kilometer vor der Grenze scheinen sich ewig hinzuziehen.
Dann endlich haben wir es geschafft. Ich halte die Kamera gezückt, die
Autoscheibe runter gekurbelt, schaue durch den Sucher und bin bereit fürs erste
Foto. Wildes hin und her schauen - links, rechts....nichts. Nochmal links,
rechts, gar nichts. Ein irritierter Blick auf die Karte, und sie verrät mir, es
sind noch zwei Brücken zu überqueren. Sie machen es absichtlich spannend, es
kommen noch zwei weitere Brücken, aber dann! Für mich steigt die Aufregung wie
bei meinem ersten Las Vegas Besuch. Ein Straßenschild verrät nun endlich,
gleich überqueren wir die Rainbow Bridge, auf deren Hälfte sich die
kanadisch-amerikanische Ländergrenze befindet. Zu unserem Erstaunen gibt es von
der amerikanische Seite gar keine Passkontrolle. Langsam rollen wir mit unserem
Mietwagen über die Brücke, in der Hoffnung, einen ersten neugierigen Blick auf
die weltberühmten, runterprasselnden Wassermengen zu werfen, jedoch kann man
durch die Betonbrüstung nur den aufsteigenden Dunst sehen.
Naja egal, wir sind
ja gleich drüben. Ich mach's spannend, aber so war es wirklich! An der
kanadische Grenze werden wir vom Grenzbeamten etwas ausgefragt, am Ende witzelt
er, weil die holländische Fussballnationalmannschaft U-21 gerade die Deutschen
geschlagen hat. Wahrscheinlich liegts an meinem Jogi-Hanuta-Aufkleber, der seit
der EM 2008 in meiner Passhülle mitreist und immer wieder zu witzigen
Gesprächen an der Grenze führt. Wir Deutschen sind, auch wenn man es nicht
glauben mag bei unserer Geschichtsvergangenheit, doch recht beliebt auf der
Welt. Mit freundlichen Reisewünschen verabschiedet uns der kanadische Beamte.
So jetzt aber, ich will es sehen! Und
plötzlich liegen sie vor uns.
Ich bin etwas überrascht. Schnell werde ich
aufgeklärt, das die Fälle oberhalb des Flußes durch eine Insel getrennt werden
und daher die Niagara Fälle aus den Amerikanischen Fällen (etwas kleiner mit
21m Höhe) und den Horseshoe-Fällen (55m) bestehen. Aha! Dieser Waterfall ist also
der, wo immer wieder aufs neue Wahnsinnge versuchen, sich herunter zu stürzen,
ob in Fässern, mit Booten oder auch ganz ohne Hilfmittel. Überleben tut nur
jeder zweite und der erhoffte Ruhm blieb bisher bei jedem geglückten Versuch
ebenfalls aus. Also, nicht nachmachen!
Wie immer ist man im ersten etwas Moment
enttäuscht, weil man es sich viiiiiel größer vorgestellt hat, aber das kennt
man ja. Wenn ich da etwa an die Freiheitsstatue denke, die ich 1996 das erste
Mal besuchte - ich dachte es wäre ein kleiner Nachbau. So beeinflussen uns die
Bilder in TV und Film. Da wird auch aus einem Ein-Meter-Siebzig-Sylvester-Stallone
eine riesige Kampfmaschine. Was solls. Begeistert und angetan bin ich trotzdem,
also von den Fällen jedenfalls.
Als Übernachtung suchen wir uns ein Hotel
mit Blick auf die rauschenden Massen aus, wenn schon, denn schon. Das Wetter
bleibt leider trüb und ab und an fällt Nieselregen. Über die große Fensterfront
im 23. Stock des Hotels sehen wir trotz Nebel und aufsteigendem Dunst das
Naturschauspiel von oben. Ein Träumchen. Leider werden die Fotos wetterbedingt
nicht so wie gewünscht. Aber wie sagt man so schön “ You can´t have it all”.
Die Gegend um die Touristenattraktion, die
im Jahr 18 Millionen Menschen anzieht, ist tatsächlich wie Vegas. Bunte
Leuchtreklame, Restaurants, Spielbuden, Souvenirläden. Es erscheint irgendwie
unpassend zu dem diesem phantastischen Naturereignis. Aber jeder Tourist hat ne
Mark bzw. einen Dollar in der Tasche, die ihm entlockt werden möchten oder sollen.
Das scheint auch aufzugehen.
Was in Vegas funktioniert und mich durchaus
anspricht, schreckt mich hier ab. Zurück ins Hotel und den Ausblick genießen.
Wir gingen davon aus, dass die Wasserfälle auch nachts beleuchtet werden, so
sah ich das auf Bildern jedenfalls, aber Pustekuchen. Was bleibt ist das
Rauschen, was man durch ein kleines zu öffnendes Fenster deutlich vernehmen
kann. Auch schön.
Am morgen vorm Auschecken wagen wir uns auf
die “Maid of the Mist”, ein Boot, was Dich bis unter die Fälle bringt. Es werden
blaue Plastikponchos verteilt, die man auf der 20-minütigen Fahrt auch dringend
notwendig hat. Es wird reichlich feucht durch die herab prasselnden
Wassermassen, die soviel Dunst erzeugen, dass es einen ohne Schutz komplett
durchnässen würde. Kaum vorstellbar, dass das nur zwischen 10-20% der
eigentlichen Wassermengen sind, die anderen 80-90% werden vorab zur
Stromgewinnung umgeleitet. Irgendwie fühl` ich mich da auch etwas betrogen, um
das wirklich ursprüngliche Ereignis. Wie imposant muss das erst sein.
Da noch nicht Hochsaison ist und das Boot
nur zu einem Viertel gefüllt ist, können wir uns an Deck recht frei bewegen und
auch mal Schutz suchen, als es uns zu nass wird.
Eine witzige Geschichte trug sich 1948 zu,
als das Flussbett der Fälle über Nacht plötzlich trocken war. Die Leute waren
verwirrt und dachten an eine übernatürliche Ursache, was den umliegenden Kirchen
einen Zustrom an neuen Anhängern bescherte. Der wirkliche Grund jedoch war,
dass auf dem Erie-See ein starker Wind Eisschollen so zusammengeschoben hatte,
dass der Ablauf “verstopft” war und kein Wasser zu den Fällen gelangen konnte.
Nach dieser aufregenden Bootsfahrt treten
wir die Rückreise in die USA an und weiter gehts in Richtung Westküste über
Pittsburgh, Cleveland, Detroit, Chicago und so weiter. Ich werde berichten. :-)
PS: Wer ein großer Fan von Nowitzki, Kobe
und Co. ist sollte es nicht versäumen in Springfield, New York, Halt zu machen,
hier ist die Basketball-Hall of Fame.
Bereits 1996 war ich zusammen mit meinem
Bruder und Dad dort, jedoch war die Location zu der Zeit noch kleiner und in
der gegenüberliegenden Sporthalle. Wie auch schon damals beinhaltet das Museum
nicht nur Vitrinen mit Klamotten, Geschichten und Fotos, an denen man sich die
Nasen platt drücken kann, nein es gibt auch einige interaktive Sachen rund um
Basketball: z.B. Körbe werfen nach Zeit, auf einem richtigen Court spielen,
sich beim Dunking mit den Großen messen und so weiter.
Sogar ein Kino findet im
Basketball-Museum Platz. Von außen hat die Hall of Fame übrigens die Form eines
Basketballs, der zur Hälfte aus der Erde ragt. Der Eintritt liegt bei 19,95
Dollar pro Nase.
Das war´s mal wieder kurz und knapp. Danke
furs Lesen. Bei Gefallen einfach Email-Adresse oben rechts eingeben und so
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Euer Echo Girl
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