Samstag, 1. Oktober 2011

Cruising up the Central Coast & ein Besuch im Wohnzimmer Clint Eastwoods


Neben den Großstädten Los Angeles, San Diego und San Fransisco hat Kalifornien noch allerhand mehr zu „bieten“. Ein absolutes Highlight, so sagte man mir, sei es, mit dem Auto die Küstenstraße von L.A. gen Norden zu fahren. Gesagt, getan. Cabrio gemietet, ein, zwei Sachen gepackt und los geht’s. Eine knappe Woche Zeit ist eingeplant für unseren Erkundungstrip.
Die Sonne brutzelt, als wir in Los Angeles starten – die Freude ist groß. Das Verdeck wird sofort geöffnet und die Nase mit reichlich Sonnencreme eingeschmiert. Wenn schon, denn schon. Ach wie toll, wenn einem der Fahrtwind ums Gesicht weht und die Sonne einem dabei zuzulächeln scheint. Als wir uns jedoch Santa Monica nähern sehen wir schon, wie die Wolken schwer und müde auf dem Meer liegen. 

Oh oh. Mit einem aufmunternden „Das klart sicher gleich auf!“ versuchen wir uns gegenseitig Mut zumachen. Auf dem Pacific Coast Highway – kurz PCH genannt – fahren wir die Küste entlang. Als wir Malibu erreichen sitz ich schon eingemümmelt in meiner Kuscheldecke auf dem Beifahrersitz. Die Wolken drücken vom Meer her so an die Küste, dass über uns eine weiße Wolldecke liegt, die nur vereinzelt Sonnenstrahlen durchlässt. Es hilft nichts, wir müssen das Verdeck schließen. Ach menno.
Der Unterschied ist enorm, ob man im strahlenden Sonnenlicht oder im Grau in Grau am Ozean entlang fährt. Die Landschaftsfarben sind leider nicht so satt und leuchtend, die Surfer, die sonst im türkisblauen Meer jeder größeren Welle hinterher jagen, sind nur vereinzelt im Wasser zu sehen, aber dennoch ist es beeindruckend. Ich unterschätze immer etwas die Entfernungen. Als wir Malibu hinter uns lassen sind wir schon 1 ½ Stunden unterwegs. Unser erstes Ziel ist Santa Barbara. Eine so süße Stadt, an der ich mich nicht satt sehen kann und in die ich immer gerne wieder zurückkehre. Perfekt zum chillen, schlemmen, schlendern, shoppen und auch um sich sportlich zu betätigen, also für jeden was dabei. Viele Paar geben sich hier jährlich das Ja-Wort. Im Visitor-Center wird uns eine Bleibe auf der State Street, der örtlichen Hauptstraße empfohlen. Wir nicken zustimmend, die ältere Dame hinterm Tresen greift gleich beherzt zum Telefonhörer und reserviert beim Hotel ein Zimmer für uns. Einen wirklich tollen Service haben diese Visitor-Center – nicht ein einziges Mal wurde ich unfreundlich bedient, ganz im Gegenteil.

Wunderbare Tipps, und ab und an wanderte auch mal einen Coupon über den Tresen. Eine mehr als nützliche Hilfe für USA-Reisende.
Vor – als auch Nachteil, wenn man in den Herbstmonaten reist ist, das in den Touristenorten abends wenig los ist. Wir entscheiden uns, einem der vier alten Kinos auf der Hauptstraße einen Besuch abzustatten und so den ersten Reisetag ausklingen zu lassen.

Days Inn Hotel
Leider werden wir nicht von Sonnenstrahlen am nächsten Morgen geweckt. Die Wolken lassen alles noch immer ganz grau aussehen. Das Verdeck bleibt also zu. Wir folgen dem Tipp eines Bekannten (Danke an Thomas an dieser Stelle!) und fahren ins Santa Ynes-Valley.


Unser erster Stopp ist das 30 Meilen entfernte Solvang www.solvangusa.com/ . Das besondere an diesem Ort ist, das es ein 100 Jahre altes dänisches Village mit Windmühlen, traditionellem Essen und Fackwerkhäusern in mitten Kaliforniens ist. Irgendwie schon schräg. Wir parken das Auto und schlendern durch die Strassen. Die Sonne hat mittlerweile beschlossen, sich nun doch blicken zu lassen und drückt die Wolken kraftvoll beiseite.









Für meine Empfindung gibt es zu viele Souvenirläden und Restaurants. Aber einen gewissen skandinavischen Charme verspürt man hier trotzdem. Ich bin etwas unschlüssig, wie ich es finden soll.
Einen kleinen Abstecher machen wir noch nach Los Olivos. Im Santa Ynes-Valley wurde unter anderem, der herrliche Film „Sideways“ gedreht. Also, wer schon immer mal eine Wein-Tasting-Tour durch eins der kalifornischen Weinanbaugebiete machen wollte – dieses Tal ist einfach entzückend und sehr einladend.


Der Fahrtwind weht uns beim Cruisen durchs Valley um die Nasen. Vorbei an reichen Weinhängen, Gemüse – und Obstfeldern zurück zur Küstenstraße. 


Während die Wellen des Ozeans gegen die Felsen schlagen, fahren wir die ins Gestein gehauene Straße in Schwindel erregender Höhe entlang. Eine Fahrt die mir alle Zeit in Erinnerung bleiben wird und die ich nur wärmstens empfehlen kann.
Als Tagesziel hatten wir uns Carmel-by-the-sea, kurz Carmel genannt, ausgesucht. http://www.carmelcalifornia.com/  Ein 4000-Seelen-Ort, in dem Clint Eastwood 1986 zum Bürgermeister gewählt wurde und der noch heute hier lebt. 
Carmel Beach 




Es gibt ein paar Besonderheiten, die Carmel aufweist. So gibt es so gut wie keine Hausnummern. Man verständigt sich hier über Kreuzungen zweier Straßen. Um den Look des schnuckeligen Ortes nicht zu verunstalten, wird auf Werbetafeln, Leuchtschriften und Neonschilder, große Fast-Food-Restaurants á la Mäcs oder BKing, Ampeln und große Hotelketten verzichtet. Sehr löblich. Die Häuser sind eher flach gehalten und jedes hat seinen eigenen Stil. Die Bepflanzungen am Straßenrand und in den Gärten sind mit viel Liebe und Zuneigung entstanden, den Anschein macht es jedenfalls. Es dauert keine 10 Minuten und mein Herz schlägt für Carmel. Dank www.hotels.com finden wir eine süße Unterkunft, die in jedem ihrer Zimmer einen Kamin anbietet und zu dem auch erschwinglich ist.


Mittlerweile ist es abends geworden, und wir machen uns vom Hunger getrieben auf zur „Mission Ranch“ www.missionranchcarmel.com , ein Tipp eines „Spiegel“-Journalisten. Die heiße Adresse in Carmel. Grunde dafür sind u.a., man hat von der Terrasse einen schönen Blick auf den Ozean, das Essen ist lecker, der Besitzer ist kein geringerer als Mr.Eastwood, und dieser gibt sich wohl ab und an auch die Ehre hier aufzutauchen. 

Das Restaurant, eine ehemalige Scheune, ist proppevoll. Die Empfangsdame weist uns auf eine Stunde Wartezeit hin, notiert unseren Namen in der Gästeliste und überreicht uns ein schwarzes Plastikteil. Dieses ist mit einer Nummer ausgestattet und gibt Signal, wenn ein Tisch für uns bereit gestellt ist. (einige Kennen das vielleicht aus dem Restaurant „Vapiano“). Wir stellen uns erstmal an die Bar und gönnen uns einen Aperitif. Mit einem Pärchen aus Louisiana kommen wir nett ins Gespräch und, während am Piano gespielt und gesungen wird, verrinnt die Zeit. 



Ich hab so ´nen Hunger, denk ich so bei mir und in dieses Moment beginnt unser Plastikteil wie wild zu vibrieren und zu blinken! Das Warten hat ein Ende. Auf der Terrasse tummeln sich die Gäste unter den gleichmäßig verteilten Heizstrahlern.  Die Dame weist uns einen Tisch in der Nähe des Kamins zu, der dem Lokal eine sehr gemütliche Atmosphäre verleiht. 

Das Essen ist, wie erwartet, lecker - und wir schlemmen, bis die Bäuche dick und rund sind. Herr Eastwood lässt sich an diesen Abend nicht in seinem zweiten Wohnzimmer blicken, aber das tut unserer Begeisterung für den Laden keinen Abbruch.
Zurück im Hotel schlafen wir beim flackernden Kaminfeuer (leider gibt’s kein knistern und knacken – ist ein Gaskamin) glücklich und zufrieden ein. Am Morgen statten wir der Ocean Avenue, der Einkaufsstraße in Carmel, einen Besuch ab. 
Straßenschilder mal anders










Einkaufszentrum in Carmel



Nach dem Frühstück heißt es dann Abschied nehmen von diesem zauberhaften Fleckchen Erde. Auf dem 17-Mile-Drive, http://www.pebblebeach.com/activities/explore-the-monterey-peninsula/17-mile-drive einer Privatstraße die von Carmel über Pebble Beach durch den Del Monte-Forest, einem Zypressen-Wald, führt, fahren wir erneut an der Küste entlang. 






Eine der dicknasigsten Golfplätze, die ich je gesehen habe, erstreckt sich hier über einen Teil dieser Strecke. Unfassbar. 

Für Autofahrer ist das Befahren der Straße mit einer Gebühr von $9,50 verbunden. Radfahrer, Fußgänger sowie Gäste und Anwohner dürfen kostenfrei passieren. Für Motorrad-Fahrer ist es leider nicht gestattet, diese Strecke zu fahren. Wir nehmen uns Zeit und halten zwischendurch an einigen Turn-outs um die Landschaft und den sagenhaften Ausblick zu genießen. Glücklicherweise sind nicht so viele Touristen unterwegs.
 
Das war´s mal wieder kurz und knapp von unterwegs – Teil 2 des Reiseberichtes folgt.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Eurer Echo Girl

2 Kommentare:

  1. Danke für diesen tollen und detailierten Bericht!! Bin ganz hin- und weg von Carmel. :) Ist bereits zu meiner Liste von "Orten mit perfekter Ruhe zum Schreiben" ergänzt...

    AntwortenLöschen
  2. Klasse, so kann ich aus der Ferne teilhaben.
    Freue mich auf mehr Fotos und Bericht!
    LG aus LA!

    AntwortenLöschen