Donnerstag, 15. Dezember 2011

Angkor oder Wat?



Mit Stopover in Singapur fliegen wir von Hong Kong nach Siem Reap in Kambodscha. Silk Air ist ein echtes Sahneschnittchen, wenn man vorher mit JetStar, der Billigtochter von Quantas, geflogen ist. Super nettes Servicepersonal, mehr Platz für die Beine und Essen gibt’s auch auf dem zwei Stunden Flug. Der Flughafen „Siem Reap“ ist klein, aber er kommt gefühlt daher wie ein großer. 



Relativ schnell wird mir klar, dass als Zahlungsmittel der US Dollar stark bevorzugt wird, gegenüber dem einheimischen Riel. Die Auspreisung erfolgt fast ausschließlich in der amerikanischen Währung. Das tauschen hätte ich mir echt sparen können.
Für 7 Dollar bringt uns der Taxifahrer, der sich als Sam vorstellt und gleich unser Fahrer des Tages werden möchte, zum Hotel. Auf dem Weg kommen wir an zahlreichen pikfeinen 5-Sterne-Hotels vorbei und es wird fleißig weiter gebaut. Die Nachfrage ist anscheinend steigend.
Ich weiß nicht wieso, aber wir bekommen beim Einchecken ins Hotel mal wieder ein Upgrade. Dafür liebe ich die Asiaten – bisher ging das echt gut. Toi,toi,toi, dass das so bleibt. Das Hotel ist traditionell eingerichtet, wirkt gemütlich und 
einladend. 

Die Suite, zu der wir gebracht werden hat sogar einen Balkon mit einer schwebenden Liege. 
Wir sind begeistert – keine Einwände. Kurz frisch machen und erstmal am Buffet in der Lobby stärken. Für schlappe 5US$ gibt’s zur Teatime kleine Sandwiches, frisches Obst Kuchen, Kaffee und Tee. Toller Service.
Sam, den wir nach seiner Self-Promotion-Ansprache tatsächlich als „unseren“ Fahrer engagiert haben, bringt uns zum Ticketschalter für Angkor Wat. Eine Touristenschlange steht bereits an, als wir um 16.30 Uhr ankommen. 
Hier bekommt man die heiß begehrten 1-Day (20US$), 3-Days (40US$) oder 7-Day-Tickets (US$60). Alles geht ganz fix von Statten. Ich drücke der Dame vor dem Schalter die 40 $ in die Hand, kurzer Blick in die Kamera, es wird ein Foto geknipst und schon ist der Nächste dran. 
Erst die Moneten....
...dann enspannt in die Kamera schauen - fertig!
Nach einer Minute warten neben der Schlange, bekomme ich einen ausgedruckten 3-Tages-Pass ausgehändigt. 
Diesen muss ich nun immer vorzeigen, wenn ich zu einer der vielen Tempelanlagen möchte. Das Coole ist, dass man, wenn man ein Ticket kauft, am Abend zuvor schon rein darf, quasi als kleiner Bonus. So rät uns Sam, gleich schon zum Sonnenuntergang nach Angkor Wat zu fahren und uns das anzusehen. Wie nicht anders zu erwarten, sind wir nicht die einzigen vor Ort. Ich bin schon beim ersten Anblick der Tempelanlage hin und weg. Ein wahres Wunder steht da vor mir. So hatte ich es mir vorgestellt. 




Viele Touristen kommen uns entgegen und sind vom Tagesausflug sichtlich erschöpft. Leider bleibt uns nicht viel Zeit bis zum Sonnenuntergang und durch die Wolken am Himmel bleibt der Bilderbuch-Sonnenuntergang aus. Wir nutzen die Möglichkeit menschenleere  Bilder zu machen, was bei den Besuchermassen tagsüber fast nicht möglich sein wird. Die dunklen Steine der Anlage sind warm, von der Sonne des Tages aufgeheizt. Die Reliefs glänzen vom Anfassen der zahlreichen Besucher. Ursprünglich waren sie mit Gold überzogen, davon ist heute nichts mehr zusehen. 






Was für ein Auftakt. Ich kann es kaum erwarten, morgen mehr zu sehen. Im Hotelzimmer steht eine kleine DVD-Auswahl, die ich mir schon oftmals als Service gewünscht habe. Passende Dokus und Filme in denen das Land bzw. der Ort vorkommt. 
So werden uns vier  Angkor-Dokus, „The Killing Fields“ und „Tomb Raider“ angeboten. Nicht lang gezögert schließen wir den Abend mit der National Geographics-Dokumentation über die Entstehung von Angkor Wat ab. Wow. Ich bin erstaunt, dass diese Tempelanlage nicht in der Liste der neuen Weltwunder zu finden ist.
Pünktlich um 9 Uhr morgens steht Sam schon in unserer Hotellobby, um uns mit seinem Taxi die näheren Tempellandschaften zu zeigen.
7 km von Siem Reap beginnt unser Tagestrip beim Angkor Thom-Südtor. Ankor Thom („Große Hauptstadt“) gehört seit 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe und war größer als alle europäischen Städte des Mittelalters. Das will was heißen. Das Südtor von Angkor Thom ist am besten erhalten. 154 große Steinfiguren zäunen den Wegesrand, Götter zur Linken und Dämonen zur Rechten. 
die Götter
die Dämonen

Voller Erfurcht schreitet man an den Steinfiguren vorbei auf das massive, 23 m hohe Tor zu. Auf der Spitze sitzt ein lachendes Steingesicht, was seinen Blick in die Ferne schweifen lässt. Es wird bis heute spekuliert, ob es das Gesicht Buddhas oder das des damaligen Königs ist.
Bayon, was im Herzen Angkor Thoms gelegen ist, gehört zu meinen Favoriten. Mich beeindrucken die immer wiederkehrenden Gesichter und die Relief-Gallerien, die so wahnsinnig detailverliebt sind, dass es Freude macht sie in Ruhe zu betrachten. 







Die Temperaturen sind merkbar angestiegen, und die ersten Schweißperlen bewegen sich den Rücken runter. In den Tempeln findet man nur wenig Abkühlung, aber dafür etwas Schatten. Der anfängliche Touristenstrom, den wir am Südtor noch bemerkt haben verteilt sich auf die vielen Tempel und das riesige Gelände. Was ganz angenehm ist.
Das spannende ist, dass die Tempel so unterschiedlich in ihrer Größe und Bauart sind, da sie zu unterschiedlichen Epochen entstanden sind. Es wird also nicht langweilig, soviel kann ich versprechen. Immer wieder sehe ich junge Backpacker, die teilweise barfuss, mit Dreadlocks und auch gern mit einheimischer Kleidung ihre Kulturverbundenheit zum Ausdruck bringen. Für mich ein etwas gewöhnungsbedürftiges Bild. Manche Touristen bewegen sich auf Elefanten von einem Tempel zum nächsten, wovon ich nach den Vorkommnissen in Thailand letzten Monat jedoch dringend abraten würde   
Aber jeder wie er es mag.
Wir fahren zum westlichen Tor der Anlage Taprohm. Einige Szenen aus „Tomb Raider“ wurden hier gedreht und Angelina Jolie alias Lara Croft schlich sich durch die markante, baumbewachsene Tempelanlage. Es wird fleißig vor dem unverwechselbaren Eingang geposed. Was für ein Touristen-Andrang. Das Zusammenspiel zwischen Natur und Stein ist bei dieser Anlage das bemerkenswerte. Absolut sehenswert.
"Tomb Raider"-Eingang







Ich bin ganz happy mit einem Souvenir, das ich im Thomanom-Tempel erstehe. Ein auf Reispapier genommener Relief-Abdruck von Angkor Wat. Für 20US$ wickelt mir der junge Kambodschaner das in Wochen entstandene Kunstwerk, so sagt er zumindest, in eine Bambusrolle und überreicht sie mir.
Zum Lunch bringt uns Sam zum einem Restaurant am einst königlichen Pool, daher auch sein Name Srah Srang http://de.wikipedia.org/wiki/Srah_Srang . Das „Angkor Flower“ erscheint auf den ersten Anblick als klassisches Touristenrestaurant, wo die Fahrer gegen eine kleine Provision ihre Kunden hinbringen. Wir lassen uns hinreißen, bestellen und was soll ich sagen, gegen meine Erwartung bekomme ich den leckersten, frischen Bananenblüten-Salat, den ich je hatte. Däumchen hoch.
Den heutigen Sonnenuntergang wollen wir uns vom heiß begehrten Phnom Bakheng-Tempel aus anzusehen. Dem Wanderweg durch den Wald folgend, etwa 15 Minuten zu Fuß den Berg hinauf gelangt man zur Spitze, wo der Tempel ist. Um diesen selber zu erklimmen, bedarf es einem steilen Aufstieg etlicher Stufen. 


Blick auf die Spitzen von Angkor Wat
Was für ein fantastischer, weiter Ausblick auf die Landschaft. Die Bäume sind leider schon so hoch gewachsen, dass man nur einen Blick auf die Turmspitzen von Angkor Wat erhaschen kann. Etwas schade. Immer mehr Touristen drängen nach oben und wollen den Sonnenuntergang über dem Tonle Sap , dem vom Mekong gespeisten, größten See Südostasiens, erleben. Für den Pyramidentempel aus dem 9.Jahrhundert, auf dem sich alle bewegen, interessiert sich dabei eigentlich niemand, nur die Frage nach dem besten Ausblick. Die überdimensionierten Objektive werden ausgepackt und auf   
Kameras geschraubt. Alles muss gut vorbereitet sein für das perfekte Foto im richtigen Moment. 
Schönen Dank, jetzt komme ich mir mit meiner digitalen Canon-Kompaktkamera mickrig und gedisst vor. Die Sonne entscheidet sich heute, besonders langsam unterzugehen, so scheint es mir jedenfalls. Einige vertreiben sich die Zeit mit lustigen Gegenlichtaufnahmen und andere sind immer noch dabei den richtigen Platz fürs bevorstehende Event zu erhaschen. Am Ende geht alles ganz schnell. Die Sonne kommt doch noch ein Sekündchen zwischen den Wolken hervor, bevor sie kitschig rot am Horizont verschwindet. Alle sind ganz aus dem Häuschen. Ehe ich`s mich versehe, schwimme ich jedoch schon wieder mit dem Menschenstrom den Berg hinunter. Sam erwartet uns bereits und bringt uns zurück ins Hotel.

Mein Fazit zu Siem Reap – ich fand es unfassbar, und es wird mir in unvergesslicher Erinnerung bleiben. Gerne würde ich wiederkommen, jedoch befürchte ich, dass auch hier der Fortschritt nicht aufzuhalten ist. So gesehen, war es ein Geschenk an sich, die Stadt mit ihren einzigartigen Tempeln relativ Natur belassen entdecken zu dürfen.
der liegende Buddha - links das Gesicht noch leicht zu erkennen







Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Euer Echo Girl