Samstag, 11. Mai 2013

Köln, Päffgen und das Tatort-Büdchen




Voller Vorfreude packe  ich mein Köfferchen. Sicherheitshalber mache ich noch den Wettercheck – okay, der Schirm muss mit. Was solls´s, Köln ist bei jedem Wetter eine Reise wert.
Als  ich am Hauptbahnsteig  in den Zug steigen möchte, merke ich, dass mir die Dame am Deutsche Bahn-Schalter  eine Fahrt mit dem IC angedreht hat. Na dufte, das haste nun davon, denk ich bei mir, nächstes Mal buchste definitiv wieder selber - online. Fünf Stunden Fahrt in einem verranzten Zug liegen also vor mir. Ich freu mich. Aber es sollte noch Luft nach oben  geben.  In meinem Abteil nimmt noch eine Gruppe junger Fußballer Platz, die von zwei Betreuern beäugt und permanent zurechtgewiesen werden. Von Ruhe keine Spur. Auf Nachfragen, in welche Richtung der Speisewagen liege, antwortet mir der Schaffner: „Wir haben nur eine Notverpflegung über die Theke – kein Speisewagen heute.“ Na wunderbar. Ich ergebe mich meinem Schicksal. Ipod an, Kopfhörer auf und durch. Nach ewigem Gezuckel gelangen wir nach Hannover. Erste größere Strecke geschafft. Durchatmen. Die pubertierenden Fußballjungs werden immer ungeduldiger und laufen zwischen den Wagons hin und her. Über die Lautsprecher meldet sich der Schaffner: „Wir haben einen Personenschaden auf der Strecke und müssen nun eine Umleitung fahren. Dazu muss die Lok ausgetauscht werden – Wartezeit Minimum 60 Minuten.“ Nach 45 Minuten warten knackst erneut die Lautsprecheranlage und wir werden darüber informiert, dass der neue Lokführer leider keine Streckenkenntnis für die zu fahrende Strecke besitzt, und es wird weiterhin um Geduld gebeten. Die jungen Herthaner toben sich mittlerweile auf dem Bahnsteig aus. Die Betreuer widmen sich ihren qualmenden Zigaretten und die Buben neigen zum Übermut und zeigen ihre nackten Hintern Passanten, die unterhalb des Bahnsteiges ahnungslos vorbei laufen. Mir reicht´s, ich greife meinen Koffer und flitze auf den anderen Bahnsteig, wo der ICE nach Köln in ein paar Minuten ablegen soll. Neben mir  entscheiden sich einige Reisende ebenfalls für diese Variante, und wir finden uns alle im Speisewagen des ICE wieder. Die übrigen drei Stunden Fahrt werden Bahn-Reiseerfahrungen ausgetauscht und es wird viel gelacht. Ich bin froh, als ich über die Hohenzollernbrücke den Rhein überquere und der Dom im Hintergrund zu sehen ist.
Die Hotelauswahl habe ich mir dieses Mal nicht einfach gemacht. Zu groß war die Auswahl, daher fragte ich im Vorfeld meine „Freunde“ auf Facebook um Empfehlungen und so kam ich zum MARSIL. Ein kleines Apartmenthaus nahe vom Neumarkt, was unter Denkmalschutz steht. Die Zimmer mit hoher Decke sind mit Second-Hand-Möbeln eingerichtet und wirken sehr gemütlich. Ab 22 Uhr hat die hauseigene Bar geöffnet, wo man sich mit den Besitzern auf einen Drink treffen und den Abend ausklingen lassen kann. Nette Idee.
 


über eine enge Wendeltreppe gelangt man zum Zimmer


Eingecheckt und frischgemacht, knurrt mich mein Magen an, dass ich ihm etwas Aufmerksamkeit widmen soll.  Zu Fuß mach wir uns auf den Weg zum traditionellen Brauhaus Päffgen



Hier treffen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen, um Kölsch zu trinken oder eins der leckeren rheinländische Gerichte zu  verspeisen. 
die Bier-Kränze werden befüllt
fix zu den Gästen gebracht-kein Deckel auf dem leeren Glas heißt Nachschub
lecker Kölsch
Mit an unserem Tisch sitzt eine Herrenrunde, die von ihrem Chef auf einige Stangen Kölsch eingeladen wird. Mit einem der Ur-Kölner kommen wir ins Gespräch. Wir erfahren, was „Himmel un  Ääd“ und „Halve hahn“ sind, wie die Gerichte zu ihren Namen kamen, sowie Sightseeing-Tipps für Köln, die uns der Herr gleich in unseren Stadtplan einträgt. Wir lauschen gespannt den witzigen Anekdoten des Herrn, der sich als Olaf vorstellt.  Da ich Euch nichts vorenthalten will, geb´ ich die Geschichten mal eins zu eins weiter. Also,  „Halve hahn“ klingt erst mal nach einem halben Hähnchen, ist aber ein halbes Röggenbrötchen mit Käse. Da früher die armen Leute sich nicht immer ein ganzes Brötchen leisten konnten, fragten sie „könnt isch ne halve hahn“ (kann ich ein halbes haben).  Und so entstand der Name. Beim Gericht „Himmel und Ääd mit Flönz“ ist man als Nicht-Rheinländer erst mal aufgeschmissen, da sich der Name null herleiten lässt, so denkt man jedenfalls. Die Äpfel wachsen im Himmel und Kartoffeln in der Erde, daraus wird ein Stampf gemacht. Diesen serviert man mit Flönz, gebratener Blutwurst. Klingt super, aber ist leider nicht nach meinem Geschmack. So jetzt sind die Geheimnisse gelüftet.
Beim Abschied erzählt uns Olaf noch, dass die Tatort-Frittenbude, wirklich existiert, jedoch auf der anderen Rheinseite, als im TV zu sehen, nämlich beim Schokomuseum. Witzig denken wir, da gehen wir morgen ´ne Wurst essen und schauen mal, ob die wirklich so lecker ist, wie Freddy und Max immer vorgeben.

Das Gute an der Innenstadt von Köln ist, dass man zu Fuß gut unterwegs sein kann, da die Entfernungen nicht so weit sind, jedenfalls aus der Sicht eines Berliner oder Münchners.
Einen Glücksgriff haben wir bei der Wahl des Frühstückslokals. Nur 5 Minuten vom Apartment entfernt ist das „Riphahn“ an der Hahnenstraße.
Der Besitzer ist selber im Laden, serviert ab und an persönlich und schaut, dass die Gäste zufrieden sind. Wir stärken uns mit Käsefrühstück und Rosmarin-Schinken-Omelett. Man sieht gleich die Liebe zum Detail und zur frischen Zubereitung. Lecker. Die Sonne kämpft sich nach und nach mühsam durch die dicken Wolken.

Da Vatertag ist, sind alle Läden geschlossen. Uns egal, wir sind ja nicht zum Shoppen hier. Zu Fuß laufen wir gemächlich Richtung Rhein. Nächstes Ziel: Tatort-Bude.  Als wir beim Schokomuseum ankommen, schauen wir etwas verwirrt auf den festen Wurststand. Blicken uns beide an und wissen, das ist sie nicht. 

Sollte Olaf als Ur-Kölner uns einen falschen Tipp gegeben haben, oder war er nicht auf dem neuesten Stand. Nun sind wir angefixt und wollen das Geheimnis lüften. Wir fragen ein älteres Pärchen, was ortskundig scheint und in die Zielgruppe der Tatort-Seher passen könnte. Der Herr zückt sein Smartphone, stellt die Spracherkennung ein und sagt mit klarer Stimme, aber im breiten Kölner Dialekt „Tatort + Büdchen“. Wir feixen und warten aufs Ergebnis der sonst so schlauen Siri. Jedoch scheint sie kein Kölsch zu verstehen. „Tatort München?“, wird der Herr nun gefragt. Ihm fällt ein, dass es neulich einen Artikel in der Zeitung gab und irgendwas mit Umsetzen drin stand. Wir belassen es dabei und lassen die beiden weiterziehen. Ein junger Rikscha-Fahrer weiß uns dann zu berichten, dass die Wurstbude durch einen festen Bau ersetzt wurde und das Original für die Dreharbeiten eingelagert wurde. Oh menno.
Der Sportstudent, der sich selber als junger Unternehmer vorstellt, bringt uns mit der Rikscha auf die andere Rheinseite in Deutz zum Köln Triangle Panorama


Für 6 Euro Eintritt p.P. gelangen wir mit dem Fahrstuhl in den 28. Stock auf die Terrasse mit Verglasung von Kopf bis Fuß. Das Wetter spielt mit, und wir haben einen phantastischen Panorama-Blick.
Über die Hohenzollernbrücke, die nur eine Bahn- und Fußgängerbrücke ist, gelangen wir zum Dom. Die Gitter, die Fußgänger und fahrende Schnellzüge voneinander trennen, sind voll mit unzähligen Schlössern. Paare haben diese als Zeichen ihrer (hoffentlich) ewigen Liebe an die Gitter gehängt. Die Schlüssel werden im Anschluss im Rhein versenkt, damit Niemand kommt und das Schloss öffnet, also das enge Band zwischen den Liebenden wieder unterbricht. 
Hach, wie romantisch. Natürlich wurde das schon als Marktlücke und neue Geschäftsidee erkannt. Ein Pole steht mit einer kleinen Auswahl verschiedener Vorhängeschlösser und einem Gravur-Set parat. Von 5 bis 7 Euro reicht die Preisspanne, inklusive der gestanzten Anfangsbuchstaben. Mich wundert´s, dass nur einer da steht, bei der großen Nachfrage.


Für uns waren es wieder tolle Tage in Köln, mit schönen Begegnungen und freundlichen, hilfsbereiten Menschen. Jederzeit wieder. 
Nun geht’s weiter nach Paris, in die Stadt der Liebe.

Das war´s mal wieder kurz und knapp. Danke für´s Lesen und bis baldo,

Euer Echo Girl. 

1 Kommentar:

  1. Ergänzung: Lt. "Kölner Stadtanzeiger" wird die berühmte „Tatort“-Bude eine neue Heimat finden. Drei Jahre war sie verschwunden, jetzt ist die Kult-Kulisse aus dem Kölner „Tatort“ wieder da. Die Wurstbraterei, die im Film auf der Schäl Sick steht, wird künftig wieder im Rheinauhafen ihre Heimat haben. Allerdings nicht mehr vor dem Schokoladenmuseum.
    Die Odyssee des Kult-Imbisses aus dem Kölner "Tatort" ist zu Ende. Die Wurstbude, an der während der Dreharbeiten am Deutzer Rheinufer die Kommissare Freddy Schenk und Max Ballauf ihren Ermittlungserfolg mit einer Bratwurst krönen, hat eine neue Heimat gefunden. Künftig sollen sich Spaziergänger und Fans der Krimiserie von Mai bis Oktober am weißen Grillwagen zwischen Kap am Südkai und Skaterpark stärken können. Das hat die Stadt Köln jetzt bekannt gegeben.

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