Dienstag, 11. Januar 2011

Cartagena und der Fluch der Karibik


Cartagena de Indias, kurz Cartagena, ist an der Karibikküste gelegen, was man sofort merkt, wenn man aus dem Flieger steigt. Aus dem doch etwas kühleren Bogota eingeflogen, laufen mir beim herunter laufen der Gangway sofort kleine Schweißperlen den Rücken hinunter. Die Sonne heißt uns willkommen und ich bin einfach nur glücklich. Der letzte Stopp auf unserer einmonatigen Rundreise durch Südamerika. Jedoch will diesmal partout mein Koffer nicht auf dem Rollband erscheinen. Langsam mach ich mir Sorgen und biege die schweren Gummistreifen, die weitere Koffer ausspucken, beiseite, um zu sehen ob mein geliebtes Köfferchen in Sicht ist. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon eine Kolumbianische Familie gespannt meinen Koffer auspacken und sich über die vielen Mitbringsel aus den verschiedensten Städten Südamerikas freuen. Das war das letzte Mal das ich den aus den Händen gegeben habe auf dieser Reise, denk ich bei mir und wische die begeisternde Familie wieder aus meinem Kopf. Nichts passiert. Nun stecke ich meinen Kopf komplett durch die schwarzen Gummistreifen und sehe einen jungen Mann der ein kleines Päuschen zu machen scheint. Hinter ihm in einem offenen Wagen erspähe ich meinen Koffer. Der Typ gibt mir ein Handzeichen ich soll mich entspannen und mit dem Kopf zurück in die Halle. Als einer der letzten wird mein Silberpfeil aufs Band geknallt. Ich bin einfach nur froh, dass er da ist.
So nun erstmal Moneten bzw. Kolumbianische Peso tauschen. Für 100 Euro gibt’s sagenhafte 220.000 Col$. Etliche 50Mil-Scheine wechseln beim Cambio den Besitzer. Als frisch gebackener Millionär wandere ich stolz aus dem Airport und winke mir ein Taxi.
Gücklicher Weise habe ich vorher etwas recherchiert, welches Hotel, bei der wahnsinnig großen Auswahl das Richtige sein könnte und lag glaub ich ganz gut. Hotel 3 Banderas. Es liegt in mitten der Altstadt und für 220.000 Col$ pro Nacht/DZ - da kann man auch nicht meckern. Leider ist der check-in erst in einer Stunde, was etwas nervt. Nichts mit kurz unter die Dusche springen.

Mit einem kleinen Stadtplan des Zentrums in der Hand geht’s zu Fuß durch die schmalen Gassen, über Plätze und an der alten Stadtmauer entlang, bis uns der Hunger in ein Restaurant treibt. Was typisch Kolumbianisches möchte ich nun endlich mal probieren. Man fährt ja schließlich nicht so weit um Pasta oder Pizza zu futtern. In der ersten Etage, mit Blick auf den Bolivar Platz können wir dem Treiben auf den Strassen zusehen. 


Stefanie, eine Freundin, hatte mir den Insider-Essens-Tipp gegeben. Sie ist Kolumbianerin und somit absolut vertrauenswürdig. Frittierte Babybananen, Kokosreis und dazu gegrillter Fisch. Leider steht das so nicht auf der Speisekarte. Etwas enttäuscht bestellte ich mir frittierte Babybanane mit Tomaten-Salsa.
 

Etwas unscheinbar kommen die platanos fritos daher. Aber schon beim ersten Bissen...ich sag euch – lecker. Überhaupt nicht was man geschmacklich erwartet. Dazu fließen zwei eiskalte Cervezas die trockene Kehle herunter. Perfekto.

Beim hinab steigen der Treppen fällt mein Blick auf zahlreiche Fotos, die im Flur aufgereiht hängen. Einige zeigen beim genauen betrachten keinen geringeren als Bill Clinton, der als Gast in diesem Restaurant zu sehen ist. Wow, ich bin entzückt und erfreut.


Uns zieht es weiter durch die Gassen, wie alle anderen Touristen auch. Die Kulisse der historischen Häuser im kolonialen Stil ist unbeschreiblich. Ein wirklicher Zauber. 



Jedoch eine reine Touristen-Stadt. Viele Händler bieten ihre „einheimischen“ Waren feil – ich tippe da ja eher auf made in China. Gekühlte Getränke, frisch geschnittene Früchte in Bechern, Einheimische die sich verkleidet für Fotos anbieten. Jeder macht hier seinen Peso. 
 


Als die Sonne untergeht entscheiden wir uns für eine romantische Stadtrundfahrt mit einer alten Kutsche. An den Seiten des Bocks brennen Kerzen. Die Gassen sind in interessante Farben getaucht. Wir sind gespannt. Jedoch nach 15 Minuten finden wir uns schon am Ausgangspunkt wieder und der Kutscher hält frech die Hand auf. Ein totaler Beschiss. Aber man lernt ja nie aus. Für einen Absacker statten wir der nahegelegen Plaza de San Diego noch einen Besuch ab.
Vom Hotel gab es das Angebot eine Nacht (2 Tage) auf der Tierra Bomba Island zu verbringen, wo das Hotel ein weiteres Haus hat. Warum nicht - abenteuerlustig sagen wir zu. Um 9.30 geht’s am nächsten Morgen mit einem kleinen Boot auf die karibische Insel. Auf dem hoteleigenen Katalog und der Webseite hatten wir uns mehrfach die Bilder angesehen und uns schon die Hände gerieben. Ein Abstecher in die Karibik, das wird sicher der Hammer. Relativ schnell kommt die Ernüchterung. Als wir mit dem Boot den Strand erreichen wird klar, dass der Blick vom Hotel nicht wie erwartet aufs weite, unendliche Meer sondern, direkt auf die moderne Hochaus-Skyline von Cartagena gerichtet ist. Von Karibik mit türkisem Wasser hat das rein gar nix. Hmmm. Das is ja jetzt nich so schön. Na ja warten wir´s mal ab, nicht gleich meckern, nich. 







Die handvoll Damen und Herren vom Hotel kümmern sich rührend um uns. Es gibt auf den Schreck erstmal einen frisch gepressten Saft. Wir checken ein und erwischen ein gutes Zimmer mit Klima. Gleich mal in die Badehose gesprungen und ab an den Pool, der kann sich nämlich sehen lassen. Wenig später werden wir zum Lunch gerufen. Das ersehnte einheimische Essen wird gereicht. Frittierte Babybananen, Kokosreis und gegrillter Fisch bzw. in meinem Fall gegrilltes Hühnchen dazu. Ohne Worte schlemmen wir auf der Terrasse sitzend, mit der noch tropfenden Badehose an, im Hintergrund rauschen die Wellen an den Strand.

Bereits um 18 Uhr verschwindet die Sonne hinter den Wolken im Meer. Der Wind vom Meer bringt die gewünschte Abkühlung. Irgendwie fühl ich mich etwas wie im Ferienlager. Bei jedem Getränk muss ich zu einem der Bediensteten, er reicht mir das kühle Dosengetränk und macht einen Strich auf meiner Rechnung. Keine Bar oder so was. Tja, was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend? Mit uns sitzen noch 4 andere junge Leute auf der Terrasse verstreut, die das gleiche zu denken scheinen. Wir setzen uns zusammen, tauschen spannende, lustige, gruselige und traurige Geschichten aus. Zwei Jungs kommen aus Österreich und sind auf Kolumbien Rundtrip mit dem Rucksack und Zelt. Das junge Pärchen kommt aus Medellin und sie wollten das Wochenende einfach mal raus. Sind aber von der Insel auch eher nicht so begeistert. Gegen Mitternacht finden wir nach etlichen Strichen auf der Rechnung ins Bett. Ein schöner, unbeschwerter Abend.
Frühstück gibt’s von 8-11, was ich durchaus besucherfreundlich finde. Neue Gäste treffen auf der Insel ein. Zum Lunch wird das gleiche Gericht, wie am Tag davor gereicht. Was mich etwas verwundert. Was ist, wenn man 7 Tage hier bleiben möchte? Dann bleibt die Abwechslung Fisch oder Huhn, oder wie?
Da unser Boot zurück zum Festland erst am Nachmittag fährt, entspannen wir uns am Pool und genießen das Nichts-tun. 

Die Stunden verfliegen. Der Shuttle funktioniert einwandfrei und ehe wir uns versehen finden wir uns in der Altstadt wieder. Unser Zimmer ist bereits gemacht. Diesmal etwas größer und mit einem kleinen Balkon. Das absolute Highlight, was Übernachtung anbelangt ist das Sofitel am Plaza de San Diego. Impulsante Hütte. Nächstes Mal dann ;-)
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen wir Cartagena und machen uns auf nach „Hause“. Irgendwie hat Nachts fliegen was von „Trueman-Show“. Du steigst im Dunkeln in den Flieger, etwas ruckeln, draußen nichts zu sehen, außer ein paar entfernten Lämpchen und nach 7 Stunden ist man dann in Los Angeles? Ich weiß nicht. Ist doch schon interessant was Film bewirken kann.
Worüber ich mich sehr freue, ist, dass ich mein Toilettenpapier nun wieder runterspülen darf. Die Kanalisation in Südamerika ist dafür nicht ausgelegt. Kann man sich ja vorstellen zu welcher peinliches Situation ein Verstoß  führen könnte.
Ach und bevor ich es vergesse, falls jemand beim Schwimmen an der Copacabana zufällig 300R$ findet, die gehören meinem Bruder. Dieser hatte sich gedankenverloren und mit völliger Freude in die Fluten geschmissen. Zu dieser Zeit jedoch schon vergessen, dass er vorher beim Geldautomaten noch Frisches gezogen hatte und dies in die „große“ Tasche der Badehose gesteckt hatte. Nun wird er von seinen brasilianischen Freunden belächelt, warum nur?
Meine Mutter bat mich, mit einem Augenzwinkern, beim Besuch der alten Stadtmauer von Cartagena in Nähe der Kanonen mal die Augen nach einem Schweizer Taschenmesser offen zu halten, was mein Vater da 1998 verloren hatte und heute noch nachtrauert.
Ihr seht der alte Spruch von meinem leider viel zu früh verstorbenen Freund Jan hat immer noch Geltung: „Es ist nicht weg, es hat nur jemand Anderes“.

In diesem Sinne, bis bald, meine treuen Leser. Auch wenn die Urlaubsreise zu Ende ist gibt es reichlich aus der Stadt der Engel – Los Angeles - zu berichten.

Euer Echo Girl

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