Donnerstag, 9. Juni 2011

Atlanta -> Chattanooga --> Lynchburg


 ...und weiter geht die Südstaaten-Tour....

Bevor wir Atlanta verlassen, statten wir dem historischen „The Varsity“, dem größten Drive-in der Welt, einen Besuch ab. Ich bin vom ersten Moment an ganz begeistert vom alten Charme. Hier bestellt man noch wie in the Good Old 50`s. Man parkt sein Auto, bleibt sitzen und kurbelt die Scheibe runter. Einer der Kellner kommt fix angelaufen und nimmt die Bestellung auf. Wenig später erscheint dieser wieder aus dem Hauptgebäude mit einem gefüllten Tablett in der Hand und reicht es mit den lecker bestellten Speisen durchs Fahrerfenster. 


Eine wahnsinnig große Fläche hat dieses seit 1928 betriebene Fast-Food-Unternehmen. 600 Parkplätze alleine. Man kann aber auch sein Auto abstellen und im Restaurant selbstständig am Tresen bestellen, was wir auch machen. 



Ich will ja wenigstens mal checken, ob´s denn schmeckt. Für 8 $ bekomme ich ein Bacon-Cheeseburger, Diet Coke, Pommes und Zwiebelringe. Diese mag ich besonders, da sie eine schöne gepfefferte Panade haben. Die Pommes und der Burger sind ganz ok, aber ich kipp` jetzt nicht aus den Latschen vor Begeisterung. Ein Besuch lohnt sich dennoch.  www.thevarsity.com/
Atlanta hat mich nicht so beeindruckt, aber ich geb` der Stadt auf der Rücktour noch eine Chance. ;-)
Über die Bundesstraße 9 verlassen wir Atlanta und machen uns gemütlich auf den Weg nach Chattanooga, unser Tagesziel. Roswell ist unser erster Stopp. Im Visitor Center werden wir ausreichend über die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der kleinen Stadt informiert. Zwei der drei historischen Plantagenhäuser bzw. Antebellum-Häuser schauen wir uns an, jedoch nur von außen. Es finden auch Führungen statt, aber diese hat gerade begonnen. Zur Abkühlung statten wir dem Old Mill Park noch einen Besuch ab, in dem sich die Ruinen einer alten Mühle befinden und ein 12 Meter hoher Wasserfall. Schlappen abgestreift und gleich mal rein ins kühle Nass. So viel Zeit muss sein.



Von außen abgegekühlt, brauche ich nun dringend ein kaltes Getränk. Ich weiß das es eigentlich ratsamer wäre, warmen Tee zu trinken, aber das ist mir nun gerade echt wurscht bei den Temperaturen. Die nächste Tanke is meine, und im Kühlschrank werde ich fündig. Gar nicht so einfach neben Wasser ein Getränk zu finden, was nicht so süß ist. Meine Entdeckung ist „Peace Tea“, den es in verschiedenen Geschmacksrichtungen und aus unterschiedlichen Tea-Sorten gibt.


Im Vorfeld der Reise  habe ich in einen Südstaaten-Führer investiert, der sich als absolute Fehlinvestition rausstellt. Eigentlich schreibt der Autor über 646 Seiten nur, dass es im Süden Amerikas nichts zu sehen gibt. Tzzz, was für `ne Nummer.  Also heißt es weiter Ausschau halten nach Visitor Center, die haben uns bisher immer sehr weitergeholfen.
In Dahlonega halten wir kurz, um uns etwas die Beine zu vertreten. Wegen der einstigen Goldgräber-Stimmung wurde hier ein Gold-Museum eröffnet, was sich direkt auf der Dorfplatzmitte befindet. Ein wirklich süßer Stadtkern. In den umliegenden Läden wird viel unnützer Deko-Schickschnack verkauft, es scheint eine große Bastelleidenschaft bei den hier wohnenden Damen verbreitet zu sein. Die Leidenschaft zum Beruf machen. Nur wer kauft den Tinnef, frag ich mich.

Durch das hüglige, fast bergige Land schlängelt sich die Straße. Das Bremsen und Gasgeben, die Kurven, das schlägt mir immer gleich auf den Magen. Dieses Mal bin ich vorbereitet. In einer Apotheke in Berlin hatte ich mich beraten lassen, ob ich mit Tabletten oder sonstigen Mitteln dieser Art Seekrankheit vorbeugen kann. Zwei Alternativen wurden mir angeboten. Kaugummis – einschmeißen und einfach kauen, oder Tabletten – halten 7 bis 8 Stunden sind aber ein Downer und machen schläfrig. Die Kaugummis retten mir im hügligen Georgia den Nachmittag. Beim Kauen der Kaugummis wird die Zunge etwas taub, aber das Opfer bring ich gern. Erstaunlich lange hält die Wirkung an. Hätte ich die mal vorher entdeckt, dann wären mir einige schlimme Stunden erspart geblieben. Um so mehr freu ich mich, dass es jetzt wirkt.

Helen, steht als nächstes auf unserem imaginären Zettel. Als wir ins Tal kommen, sehen wir einen riesigen Berg Reifen in knallbunten Farben. Für 3 Dollar bekommt man bei „Helen Water Park“ einen der prallgefüllten Luftreifen, mit diesem schwimmt man dann den Chattahoochee River hinunter - und am Ende wartet schon ein Bus, der die Vergnügungssüchtigen wieder zum Anfang bringt. Eine heiß begehrte Touristenattraktion.



Als wir nach Helen rein fahren, sind wir kurz sprachlos. Eine Art nachempfundener Alpen-Ort wird vor uns sichtbar. Ich hab ja nun schon einige Städtchen dieser Art auf der ganzen Welt bereisen dürfen, aber das hier ist der Knaller. Man hat das Gefühl in einem Bergdorf in Bayern zu sein. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es ohne Ende, schließlich wirbt die Stadt mit dem Slogan, jeden Samstagabend hier Oktoberfest feiern zu können. Wir jedoch wollten nur einen Blick drauf werfen und fahren weiter.


Am späten Nachmittag erreichen wir Chattanooga. Ein Hotel der besonderen Art wartet hier auf uns. Übers Internet im Vorfeld gebucht. Hier mal ein kurzes Lob an die Erfinder des Ipads und AT&T, die das mobile Surfen on the road möglich machen.

Das „Choo-Choo“ ist ein klassisches historisches Hotel, wo man u.a. im Zug übernachten kann. In einer Art Hauptbahnhof stehen die Züge auf Gleisen und warten hier auf ihre Gäste. Zu jeweils zwei Suiten ist ein Waggon ausgebaut. Leider haben die Jahre etwas Spuren an der Ausstattung hinterlassen, die der Besitzer aus Kostengründen nicht auszubessern scheint. Über Jahrzehnte war das „Cho-Choo“ ein Highclass-Hotel, heute scheint der Zauber etwas verflogen. 






Wenig Personal, die Läden auf dem Gelände sind bereits geschlossen als wir eintreffen und man scheint sich etwas selbst überlassen. Mir gefällt es trotzdem.
Am Morgen machen wir uns auf die Stadt zu erkunden. Mit dem elektrischen Bus-Shuttle, der vom Hotel aus startet und im Übrigen kostenfrei ist, fährt man direkt bis zum Ufer des Tennessee Rivers. 


Wegen eines bevorstehenden Festes kommen wir leider nicht bis direkt ans Ufer, was etwas schade ist. Nach einem längeren Spaziergang über die Fußgänger-Brücke auf die andere Flussseite fahren wir mit dem Shuttle zurück ins „Choo-Choo“ und checken aus. Chattanoga hat einen wunderbaren Aussichtspunkt, der „Lookout Mountain“, zu dem man mit dem steilsten Railroad-Train der Welt gelangt. 



Mir wird ganz schön mulmig bei der Auffahrt – krasse Neigung. Ich überlege bei der Ankunft auf der Aussichtsplattform kurz, ob ich lieber runter laufe, was ich aber später wieder verwerfe. Oben angelangt hat man einen tollen Blick über Chattanooga und bei guter Sicht, die wir heute leider nicht haben, kann man sehr weit sehen. Unter anderem sieht man die Werkshallen von Volkswagen, die sich vor wenigen Wochen hier neu angesiedelt haben.


Wir verabschieden uns von Chattanooga und fahren weiter nach Lynchburg, der Heimat von Jack Daniel´s. Als wir ankommen schaffen, wir es gerade noch uns für die letzte Tour (4.30 Uhr pm) , die keinen Cent kostet, anzumelden.

Jeder Schritt der Whiskey-Herstellung wird erklärt, und wir dürfen einen Blick in die heiligen Hallen der Destillation werfen. Ein Gährungsgeruch liegt in der Luft. Durch eine große Lagerhalle, in der Unmengen an gefüllten Whiskeyfässer lagern, schreiten wir ebenfalls. Ich dachte immer das wäre eine große Mär, was man im Werbespot sieht. Der "Jack", der in Eichenfässern über Jahre vor sich hinreift und diese super gecasteten Typen, die dort arbeiten sollen. Aber es stimmt alles, sogar solche Typen seh` ich dort u.a., die in Latzhosen und weißgrauen Bärten mit Trucker-Cap Flaschen abpacken. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehn, würde ich´s nicht glauben.

 Eine echt aufschlussreiche Führung – ich würde einen Abstecher empfehlen, jedoch nicht unbedingt mit Kindern. Es gibt zwar keine Verköstigung, aber die Gerüche und der Unterhaltungswert für Kids ist nicht wahnsinnig groß.
Im Übrigen hat Jack Daniel´s ein böses Ende gehabt. Eines Tages kam er früher als sonst ins Büro. Er wollte seinen Safe, den immer sein Geschäftsführer für ihn öffnete, selber öffnen. Er versucht es vier Mal, jedoch gelingt es ihm nicht, die tonnenschwere Tür zu öffnen. Aus Frust tritt er mit voller Wucht dagegen und bricht sich den Zeh. Dieser entzündet sich so sehr, das er nach einigen Wochen amputiert werden muss. Leider ist es damit nicht getan – der komplette Fuß muß kurze Zeit darauf amputiert werden. Als nächstes bis zum Knie, dann bis zur Hüfte und nach diesen ganzen Qualen erliegt Jack der Infektion in seinem Körper. 

Als der Tour Guide diese tragische Geschichte erzählt, treten die Gäste nach und nach ängstlich und respektvoll vom Tresor zurück, der noch heute im damaligen Büro von Mr. Daniels steht.
Am Ende der Führung gibt es eisgekühlte Limonade, die an einer großen Bar serviert wird. Im Shop steigt nun gleich der Umsatz. 

Einige Flaschen Jack Daniel´s wandern über den Verkaufstresen. Im eigentlichen Dorfkern werden dann weitere Jack Daniel´s-Promoartikel verkauft, da es im Shop nur den Whiskey zu kaufen gibt. Somit werden die Besucher auch in den historischen Teil des Ortes gelotst, was auch okay ist. 
Weiter geht die Reise nach Nashville, der Heimat der Country-Music. Mehr dazu im nächsten Blog :-)

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke fürs Lesen und auf baldo,



Eurer Echo Girl

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