Donnerstag, 9. Juni 2011

Lynchburg --> Nashville --> Jackson,TN



Nach der Besichtigung der Jack Daniels-Destillerie steige ich mit großer Vorfreude ins Auto – next stop: Nashville. Als kleines Bonbönchen darf ich die Uhr um eine Stunde zurückstellen – Zeitzonenwechsel. 

Auf dem Fahrtweg zücke ich das Ipad und stöbere wegen einer möglichen Übernachtung im Internet. Mir rutscht schlagartig das Herz in die Hosentasche. Fast nichts mehr frei in der Heimatstadt der Country Music. Wie sich herausstellt, findet in den folgenden Tagen der CMT Music Award und das 40. CMA Music Festival statt. DAS Ereignis für alle Country Fans und Musiker. Oh damn, was nun? 40.000 Besucher werden erwartet. Nach langem Suchen finde ich über www.priceline.com endlich ein super Zimmer im „Hotel Indigo“, zu einem halbwegs erträglichen Preis. Wir buchen, High five und atmen auf. Mit unseren Koffern schlürfen wir erschöpft vom Tag in die Hotellobby. Drei Nachwuchs-Country-Musiker spielen auf einer kleinen aufgebauten Bühne, es gibt reichlich Publikum, und die Stimmung ist fantastisch. Diese kippt bei uns sofort, als der Rezeptionist uns mitteilt, dass das Hotel komplett ausgebucht ist. Wir bleiben hartnäckig – ich hoffe, das führt nicht zum Verlust von Karma-Punkten. William, der junge Mann am Empfang, hat nach einer halben Stunde rum telefonieren schon rote Flecken im Gesicht und ist sichtlich genervt. Es gelingt ihm aber, Dank seines Durchhaltevermögens, ein freies Zimmer bzw. eine Suite in einem anderen Hotel um die Ecke ausfindig zu machen. 



Der Abend ist gerettet. Priceline entschuldigt sich später via Email persönlich für die Unannehmlichkeiten. Sehr löblich.
Mein Magen hat das Grummeln und Sich-bemerkbar-Machen bereits aufgegeben, aber nachdem wir uns im neuen Heim, den „Hilton Homewood Suites“, etwas frisch gemacht haben, schlendern wir ins „Puckett`s“. www.puckettsgrocery.com/nashville/   
Eine junge Band spielt live Country-Musik, wir bekommen einen Tisch direkt an der Bühne, und so nimmt der Abend dann doch noch ein Happy End, als Dirk Nowitzki zu später Stunde mit den Mavs den Sieg gegen Miami Heat erringt. Jetzt steht es 2:2 in der Final Series.



Am Morgen kehren wir zum Frühstück wieder ins „Puckett`s“ ein, das Essen am Vorabend war lecker und hatte einen angenehmen Südstaaten-Touch. Gut gesättigt, sind wir bereit, Downtown Nashville zu Fuß zu erkunden. 

Auf dem Broadway, wo eine Bar an der anderen, wie Perlen auf einer Kette aufgefädelt sind, gibt es eine Parade. Himmel und Menschen sind unterwegs. Das CMA (Country Music Association) Music Festival, was als das ultimative Country-Musik-Fan-Erlebnis beworben wird, findet einmal im Jahr statt. 2011 mit dem 40.Jubiliäum, vom 9.-12.Juni. Es zieht Menschen aus der ganzen Welt an. Ich komme mir zwischenzeitlich wie in Las Vegas auf dem „Strip“ vor. 


Aus Kühlboxen werden kalte Softdrinks verkauft, „Suche-Tickets“-Schilder blitzen immer wieder zwischen den Passanten auf, und aus den offen stehenden Bars dröhnen Country Songs, die zahlende Gäste anlocken sollen. In der Bridgestone Arena reihen wir uns am Ticket-Schalter in die kurze Schlange der Wartenden. In der Hoffnung noch zwei der heiß begehrten Karten für den abendlichen CMT Music Award zu ergattern. Die Fans voten im Vorfeld für die einzelnen Kategorien – es geht, wie sollte es anders sein....nur um Country-Musik.
Als wir endlich an der Reihe sind und unser Begehren vortragen, erwarten wir ein Kopfschütteln mit einem bedauernden Blick gepaart. Jedoch nickt die Kassiererin und bietet uns für 15 Dollar Tickets an, mit dem Hinweis, dass die Einsicht auf die Bühne etwas eingeschränkt ist. Uns egal, wann bekommt man schon mal die Möglichkeit, so viele Künstler an einem Abend live zu sehen bzw. zu hören. Ich dreh durch, das Glück ist wieder auf unserer Seite. Beim Schlendern durch die Halle fällt mein Blick auf eine Schiefertafel in Gitarren-Form, auf der auf ein Konzert im „Ryman“ hingewiesen wird, wo unter anderem Dolly Parton ab 22 Uhr auftritt. Für alle die Dolly nicht kennen – sie ist eine Country Legende und das seit Jahrzehnten. Mit 13 Jahren gab sie ihr Debüt in der legendären Grand Ole Opry in Nashville. Für die Nachwuchsleser: Sie ist die Patentante von Miley Cyrus. 
 

Auf ganz schnellen Sohlen bewege ich mich ins „Ryman Auditorium“ und dann passiert das Unfassbare. Auch hier bekommen wir zwei der letzten, noch übrigen Karten (30$ p.P.). Mit einem breiten Grinsen im Gesicht trete ich wieder auf den Broadway. Nashville, du bist sooo gut zu mir. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden wir beide wohl doch noch Freunde.
Erst noch ein ausgiebiger Spaziergang durch die Straßen, dann wird es Zeit, dass wir uns für die abendliche Verleihung aufbrezeln und etwas stärken. Das Hotel bietet ab 5 p.m. ein warmes Abendbrot und Getränke an, alles im Zimmerpreis inbegriffen. Tortellini mit Tomaten oder Käsesoße. Auf einem großen Monitor verfolgen wir die Red-Carpet Übertragung auf CMT. Dann heißt es auch für uns los zu gehen. Die Bridgestone Arena ist zum Bersten gefüllt. Die Sicht von unseren Plätzen ist der Hammer, da gibt es nichts zu meckern, keine Ahnung, warum sie so billig verkauft wurden. Mir soll es recht sein. Kid Rock führt sehr unterhaltsam durch den Abend. 


Alle aktuellen Country-Stars sind vertreten und geben das ein oder andere Lied zum Besten.  Keith Urban, auf dessen Auftritt ich besonders gespannt bin, hält mit seiner Frau Nicole Kidman Dauer-Händchen, als könnte sonst einer von beiden verloren gehen. 

Eine wirklich gelungene Veranstaltung, wobei diese TV-Live-Übertragungen mit den dauernden Unterbrechungen, schon anders sind als ein Konzert. Nun heißt es keine Zeit verlieren und ab rüber ins „Ryman Auditorium“. 


Über zwei Etagen verteilt, sind glasierte Holzbänke im Halbkeis um die Bühne angeordnet. Von allen Plätzen hat man eine wunderbare Sicht und die Akustik ist atemberaubend gut. Marty Stuart lädt im Rahmen des Festivals bekannte und weniger bekannte Musiker ein, bei seinem Abend aufzutreten und mit ihm zu jammen. Der Boden vibriert vom Wippen der zahlreichen Beine. Die Stimmung ist trotz fortgeschrittener Stunde ausgelassen. Sehr abwechslungsreich sind die Darbietungen der Country-Musiker. Und dann ist es soweit: Dolly Parton betritt die Bühne und rockt das Haus. Eine Power hat diese Frau und eine einzigartige Stimme.

Für mich wird das ein unvergesslicher Abend bleiben.

Ein Tipp für alle, die Nashville besuchen wollen, man sollte Country Musik lieben oder zumindest mögen, sonst wird es eine harte Zeit.

Die Nacht ist kurz und eh´ ich mich versehe, sitze ich schon wieder im Auto auf dem Wege nach Jackson, dem nächsten Reiseziel. Yeehaw, Nashville – ich komm wieder, keine Frage!

Bis Jackson sind es 130 Meilen. Eine perfekte Strecke, wenn man zwischen Nashville und Memphis halt machen und durchatmen möchte. Leider wirkt die Stadt wie ausgestorben. Am Farmers Market treffen wir auf ein paar Einheimische, die ihr Gemüse auf Klapptischen zum Kauf anbieten. 
Farmer´s Market
Patriotismus in der Stadtmitte
An-und Verkauf zum Stöbern
Ein Hingucker in Jackson: die Greyhound-Station
Es ist einfach zu heiß, um durch die Straßen zu schlendern. Ein Motel mit Pool muß nun her. Es empfiehlt sich immer ein Couponheft beim Visitor Center einzustecken, welches einem in so einer Situation sofort weiter hilft. Für schlappe 50 Dollar checken wir ein. Chill-out am Pool und einfach mal nix tun. Die tollen Erlebnisse der ersten Reisewoche wollen schließlich gedanklich verarbeitet werden. 

Am Abend wird der von mir verbannte Südstaaten-Reiseführer doch noch mal hervor gekramt. Und siehe da, es gibt tatsächlich eine Restaurant-Empfehlung: "Old Country Store & Restaurant". Der gehen wir nach. Für 10.99 $ pro Person bekommen wir ein All-you-can-eat-Buffet angeboten. Zwischen unzähligen Gemüse- und Fleischsorten, die nach Südstaaten Rezeptur zubereitet werden, fällt die Auswahl echt schwer. Ich fülle meinen roten Plastikteller mit kleinen Portionen von allerlei Beilagen und ein paar Fried chicken-Teilchen.  Eine wirklich gute Abwechslung zu den sonst ansässigen Fast-Food-Ketten vor Ort. 

Restaurant

The Store





Morgen geht’s frisch und munter weiter nach Memphis, der Geburtsstadt des Blues.

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke fürs Lesen und auf baldo,
Eurer Echo Girl

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