Montag, 6. Juni 2011

Berlin ---> Atlanta


Meine Südstaaten-Reise, oder wie mein Bruder so schön sagte, die  „Fackeln im Sturm“-Tour.

5 Uhr morgens klingelt mein Wecker. Völlig verpennt und noch etwas verpeilt, heißt es fertig machen für die Abreise. Die Koffer stehen schon gepackt im Flur. Müll mitnehmen, Fenster zu, Pflanzen noch ausreichend gießen und schon fällt die Tür ins Schloss. Der Taxifahrer wartet bereits vor der Tür und hilft beim Verladen des schweren Gepäcks. Von der eigentlichen Idee nur Schlappen, zwei T-Shirts und eine kurze Hose mitzunehmen, bin ich doch irgendwie abgekommen. Komisch, da wandert dann doch noch das ein oder andere ins Gepäckstück.
Am Flughafen Tegel angekommen, wuseln schon etliche Reisende umher. Am Air France-Schalter herrscht jedoch wenig Betrieb und so checken wir zügig ein. Über die Stadt der Liebe soll der Flug weiter nach Atlanta, Georgia gehen. In Paris hat unser Weiterflug eine Stunde Verspätung, da das Reinigungspersonal streikt. Wir machen uns gedanklich schon auf das Schlimmste gefasst, jedoch ist die Maschine tipp-topp-sauber. Mit der Platzwahl haben wir dieses Mal aber etwas ins Klo gegriffen und sitzen in einer Vierer-Reihe in der Mitte. Neben mir ein sechsjähriges amerikanisches Mädchen, das neugierig erstmal alle Tasten und Schalter am Sitz und der TV-Konsole drückt. Sie kann es gar nicht erwarten, den ersten Zeichentrickfilm über den Monitor flackern zu sehen. Aber da muss sie sich noch etwas gedulden. Neben meinem Freund sitzt ein Herr mittleren Alters, der deutlich über den Sitz hinaus quellt und somit dauerhaften Körperkontakt zu meinem Freund hält. Sehr angenehm.
Der Flieger nach Atlanta ist komplett ausgebucht, somit gibt’s auch keine Chance zum Umsetzen. Wir lassen uns unsere „Freude“ nicht anmerken und sagen: Augen zu und durch, sind ja nur ein paar Stunden. Das Essen, was gereicht wird, ist unterirdisch. Ich erspare Euch auch die Fotos dazu. Glücklicher Weise habe ich am Vorabend unserer Abreise noch die restlichen Eier abgekocht, so dass wir etwas Notproviant dabei haben. Hat für den Zollbeamten sicher witzig ausgesehen, als das Handgepäck gescannt wurde und die Packung Eier da mittendrin zu sehen war.
Ich schau mir zwei Filme an, schlafe etwas, blättere im Reiseführer „Südstaaten der USA“, und schon sind wir da. Wie üblich bei der Einreise in die USA füllen alle Ankömmlinge zwei Zettel aus – ein für den Zoll und einen für die Homeland Security. Anstehen und warten, bis man an einen der Schalter gerufen wird. Dort drückt man dem sitzenden Beamten den ausgefüllten Zettel in die Hand, beantwortet alle noch offenen Fragen, die an mich gestellt werden und schließlich gebe ich meine Fingerabdrücke ab. Er knallt mir gnädig einen Stempel in meinen Pass und winkt mich durch. Von einem der Förderband-Karussells fischen wir die Koffer und gehen zum Zoll. Eine Beamtin nimmt mir meinen Zettel ab, und ich kann ohne Fragen passieren. Was jetzt folgt hat mich wahnsinnig überrascht. Das Gangsystem führt mich auf einen Herren zu, der alle Gepäckstücke erneut einscannt und wieder auf ein Förderband legt. Ich frage zweimal nach, ob das auch für die Leute gilt, die in Atlanta bleiben wollen, es wird genickt und schon verschwindet mein Koffer auch wieder in einem Loch in der Wand. Der Airport ist riesig, das wird uns klar, als wir in einen Zug steigen und fünf Stationen fahren müssen, um zum zweiten Gepäckband zu gelangen. Mit meinem Handgepäck gehe ich weiter und komme an einen erneuten Security-Check. Häh, hier ist doch was falsch. Ich möchte doch nicht weiterfliegen. Wozu muss ich denn jetzt noch mal den Gürtel ablegen, die Schuhe ausziehen, den Laptop separat legen und vor allem das Wasser ausm Flieger wegschmeißen? Nach kurzer innerlicher Rebellion entschließe ich mich, es über mich ergehen zu lassen. Im Nachhinein lese ich, dass Atlanta der Flughafen mit dem höchsten Passagieraufkommen der Welt ist. Sicher auch ein Grund für diese Sicherheitsvorkehrungen. Respekt, dass sie das dann logistisch hinbekommen. Zumal die Gepäckstücke dann ein zweites Mal dem Richtigen zugeordnet und auf dem entsprechenden Förderband landen müssen. Wir zweifeln stark daran und freuen uns umso mehr, als wir unsere Koffer wieder in den Händen halten dürfen.



Der ersten Schritt ins Freie  kommt mir vor, als würde ich vor eine Wand laufen. Bei 30 Grad, Sonnenschein und einer Luftfeuchtigkeit von 86%, glaube ich, kein Wunder.
Die Autoverleih Firmen erreicht man unkompliziert über eine Hochbahn. 

Alles ist bestens ausgeschildert und ein Officer zeigt uns zudem freundlich, wo es lang geht. Nach zwei Stationen steigen wir aus und erreichen den Autoverleih „Alamo“. 


Der Papierkram ist schnell erledigt, da wir aus Deutschland alles gebucht haben. Empfiehlt sich auch, da dann der Versicherungsumfang inklusive ist und nicht noch hinzu gerechnet wird. Unsere Wahl fällt auf einen VW Tiguan. Nicht zu groß und nicht zu klein für eine solche Reise. Koffer werden verstaut. Witzig das die anderen SUV keine Möglichkeit haben das Gepäck, unter einer Blende zu verstecken. Was unsere Entscheidung für den deutschen bestärkt. So, erstmal Klimaanlage an. Die Uhr schlägt 5 Uhr Nachmittag, als wir durch die Straßen von Downtown Atlanta fahren. 


An einem Visitor-Center machen wir halt. Die sind immer bestens ausgestattet mit Informationen und Flyer über die Stadt, die umliegenden Orte und Sehenswürdigkeiten. Da gerade Downtown-Restaurant-Week ist, gibt es etliche Lokale die Menüs zu einem günstigen Festpreis anbieten. Der ältere Herr empfiehlt uns ein Restaurant mit traditionellem Essen á la Georgia. Wir sind sofort begeistert und fahren hin. „Pittypat´s Porch“. 


Wir nehmen an einem der zahlreichen Tische Platz und bestellen „Fried green tomatoes“ und „Blackeyed Peas Cakes“ als Vorspeise, „Aunt Pittypat´s fried chicken“ und „Chef´s daily feature“ (am heutigen Tag leider Schweinbauch und überhaupt nicht mein Fall) als Hautspeise. 

Blackeyed Pea Cakes
Fried green tomatoes
In Essig eingelegte Okras  
Fried Chicken
Der olle Schweinebauch :-(
Collard greens(Kohlblätter) und Blackeyed Peas

Inbegriffen im Menü ist ein Teller vom Salatbuffet. Allerlei angemachte Salaten, frisches lokales Gemüse und Eingelegtes, wie zum Beispiel Okra-Schoten stehen zur Auswahl. Nach der Hauptspeise sind wir schon so satt, dass wir bei der zweiten Brötchen-Runde des Kellners höflich aber bestimmt abwinken müssen. Vom Dessert „Classic pecan pie“ und dem „Georgia peach cobbler“ nehmen wir anstandshalber einen kleinen Bissen, bevor die zuckerfreudigen Portionen in einem Doggy-bag landen.
Unser Haupt wollen wir nun gern auf eine sanfte Matratze betten, jedoch sind wir noch ohne Buchung unterwegs. Der Bezirk Virginia-Highland wird uns heiß empfohlen, somit machen wir uns gezielt auf den Weg. Eine wirklich tolle Gegend mit entzückenden Häuschen. Hier wollen wir bleiben ist der spontane Gedanke. Leider ist genau dieses Wochenende „Summerfest“ und die umliegenden Pensionen ausgebucht. Übers Internet buchen wir schlussendlich eine Nacht im „Ellis Hotel“ in Downtown – was auch eine gute Entscheidung ist. Der erste Tag in den Südstaaten neigt sich dem Ende. Knülle von der Reise und den ersten Eindrücken, knacken wir sofort weg.

Danke Jetlags sind wir um 7 Uhr hellwach, was wir direkt nutzen, um ausgiebig zu frühstücken. Neben dem Hotel ist ein schönes europäisches Café, für das wir uns entscheiden. 




Mit der Kellnerin kommen wir schnell ins Gespräch, und so stellt sich heraus, dass sie ursprünglich aus der Schweiz kommt. Somit wechseln wir vom Englisch zum Deutschen und plaudern munter drauf los. Sie hatte lange Jahre in Portugal gelebt und ist dann mit ihrer Tochter in die Nähe des Kindvaters gezogen, nach Atlanta. Nun möchte sie unbedingt wieder am Meer leben und träumt davon Atlanta zu verlassen. Mit ein paar Tipps im Gepäck verabschieden wir uns und verlassen gesättigt das „Cafe Intermezzo“. www.cafeintermezzo.com  
Im Hotel zurück, packen wir geschwind unsere Sachen zusammen und checken aus. Ein wirklich tolles Hotel, dieses „Ellis“, allerdings steigen die Preise in der Woche um das Doppelte.
Auf dem To-do-Zettel steht heute, Atlanta mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie ausgestorben wirkt die Stadt. Entweder liegts daran, dass Sonntag ist oder einfach an der Hitze. Bei den Temperaturen nicht verwunderlich. Obwohl uns die Schweizer Kellnerin eigentlich vom Besuch des „The World of Coca Cola“-Museums abgeraten hat, treibt uns die Neugier hinein, und wir werden nicht enttäuscht. 








Das Museum beinhaltet u.a. ein 4D-Kino, eine Pop-Art-Ausstellung, ein Kino, in dem man die Coke-Spots aus aller Welt sehen kann, sowie Werbeartikel aus der 125-jährigen Coca Cola-Geschichte und als erfrischendes Highlight zum Schluss Zapfsäulen mit 60 verschiedenen Brausen von allen Kontinenten. Wir probieren alles aus. Unsere Favoriten „Fanta Melon Frosty“ aus Thailand und „Smart Melon“ aus China.

 Jedoch ist in allen Getränken so viel Zucker, dass es nur eine kurze Erfrischung ist und für eigentlich mehr Durst sorgt. Der Boden klebt von verschütteten Softdrinks, und ich habe Mühe, bei jedem Schritt meine Schlappen zu heben. Als Abschiedsgeschenk kann jeder Besucher sich eine kleine Coke aus einer Abfüllanlage greifen. Um hier nicht zu viel Werbung für die Getränkemarke zu machen, sag ich nur – die hamm´s drauf die Amis. Am Ende kaufen die Besucher im riesigen Coca Cola-Shop, in den man nur kommt, wenn man das Museum besucht, wie die Wahnsinnigen Souvenirs ein. 





Gleich neben dem Museum gib es das Georgia-Aquarium, was angeblich das Größte der Welt ist und als Attraktion mit zwei Walhaien wirbt. Uns lockt das nicht. Wir statten dem  nahe gelegenen Centennial Olympic Park einen Besuch ab. Ein wirklich schön gepflegter Park, der zur Olympiade 1996 angelegt worden ist. Die Besonderheit sind die Olympischen Ringe als Springbrunnen, die auch die Einheimischen anlockt. Kinder und Erwachsene stellen sich auf die Sprühdüsen des Springbrunnens, der in regelmäßigen Abstand Fontänen herausschießt. Ein Gekicher, Gegacker und Gegröhle, was die Erfrischten bei einer erneuten Dusche vor Begeisterung herausbringen. Ein witziger Anblick, von dem wir uns schwer lösen können. Am Liebsten würde man munter mitmischen, aber der Geruch von stark gechlortem Wasser hält mich davon ab.



Nach einer ausgiebigen Standrundfahrt kehren wir in den Bezirk Virginia-Highland zurück, in dem wir am Vortag keine Unterkunft bekommen haben. 






Das „Highland Inn“ heißt uns heute willkommen. Mit dem schicken „Ellis“ ist es nicht zu vergleichen. Beide nennen sich zwar Boutique-Hotels, letzteres ist jedoch eher eine Backpacker-Herberge europäischen Stils. In „Manuel`s Tavern“, die nur einen Steinwurf vom Hotel ist, lassen wir den Tag ausklingen. 



Bei Burgern und Bier verfolgen wir das spektakuläre dritte Finalspiel Dallas Mavericks vs. Miami Heat. Der Würzburger Spieler Dirk Nowitzki, wegen seiner heroischen Leistung hier inzwischen „Dirkules“ genannt, wird geschlossen vom Saloon angefeuert. Leider verliert Dallas, da der gefeierte Deutsche den letzten Wurf vergibt. Dienstag gibt es Revanche!

Schon wieder mit Sonnenaufgang wach, erwarten uns zum Frühstück Tee, Kaffee und die üblichen „continental“ Muffins. Heute geht die Reise weiter auf den Straßen des Südens, Richtung Tennessee – ich werde berichten. Gibt es dazu Vorschläge oder Tipps?

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke fürs Lesen und auf baldo,
Eurer Echo Girl

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