Mittwoch, 15. Juni 2011

Die Blues-Stadt Memphis und zu Besuch bei Elvis daheim

Unser nächster Stopp ist die Stadt des Blues. Mit Memphis hatte ich gedanklich die Sun Studios, wo Größen wie Elvis, Johnny Cash und U2 Ihre Platten aufnahmen, verbunden, und vor allem dachte ich, es wäre eine lebendige Stadt, in der gut gelaunte Musiker auf der Straße zusammen jammen würden. Leider weit gefehlt.


Memphis im Jahre 1947

Im „Double Tree“, einem wunderbar und zentral gelegenem Hotel checken wir erstmal ein. Als Begrüßung gibt es einen warmen Schoko-Cookie. Damit haben sich gleich mal einen Pluspunkt gesammelt. Der wird aber umgehend wieder verspielt, als sich nach längerem Suchen kein Parkplatz in der nähren Umgebung des Hotels unter 15$ findet und wir uns genötigt sehen, das Valet-Parking des Hotels für unverschämte 21$ in Anspruch zu nehmen. Tzzz, die Amis wollen immer noch `ne Extra-Mark bzw. `nen Dollar machen. 



Nach kurzem Frischmachen knurrt mich mein Magen an, da es heute noch nichts für ihn zu tun gab und die Uhr bereits 2 Uhr mittags anzeigt. Zwei Querstraßen vom Hotel entfernt werden wir fündig. „Cockadoos“ www.cockadoos.com heißt der Laden, in dem wir zum traditionellen Lunch einkehren. 


Ein süßes Breakfast- und Lunch-Lokal, was nur bis 3 pm geöffnet hat - somit haben wir Glück. Eine nette Kellnerin bedient uns und wir verschaffen uns anhand von Flyern und Maps aus dem Hotel eine Übersicht über die Stadt.
Gestärkt  sind wir bereit die Stadt zu Fuß zu erkunden und zu entdecken. Auf unserem Weg zur historischen Main-Street-Trolley streifen wir die Beale Street. Diese ist der Ursprung des Blues, so sagt man. Heute eine reine Touristen-Attraktion mit etlichen Bars, die von der örtlichen Polizei für Autos abgesperrt wird. Nachts tobt hier der Bär.
Beale Street




Der Main-Street-Trolley  (eine Straßenbahn, die extra für Touristen fährt) dreht eine Runde über die Main Street, an der Mississippi Uferfront entlang und wieder auf die Main Street. 



Etwas verwundert über die wenigen Menschen auf der Straße sind wir fast die Einzigen, die der Bahn zusteigen. Auf der Main Street, der einstigen Haupt-und Einkaufsstraße sind die Mehrzahl der Geschäfte geschlossen oder stehen erneut zur Vermietung. Wir schauen uns erstaunt an. Das hätte ich nicht erwartet. Selbst das hauseigene Einkaufszentrum vom weltberühmten „Peabody Hotel“ hat seine Türen verschlossen und alle Stores in der zweistöckigen Mall sind ausgezogen. Die Wirtschaftskrise hat hier klare Spuren hinterlassen. Wirklich schade.
Wir kommen genau zur richtigen Zeit am „Peabody Hotel“ an, um uns an der Bar einen Platz zu suchen. Hier gibt es eine ungewöhnliche, tägliche Tradition, die über die Jahrzehnte (seit 1932) abertausende Touristen anzog, um Augenzeugen des „Spektakels“ zu werden. Jetzt halte Dich fest! Um 11 Uhr morgens wackeln aus dem Fahrstuhl des Hotels, über einen roten Teppich bis hin zum Springbrunnen, in der Mitte der Lobby, Enten. Stinknormale Enten! Den ganzen Tag über baden, plantschen und verweilen sie im Brunnen des Hotels. Um Punkt 5 Uhr nachmittags watscheln die Enten, am heutigen Tag 3 an der Zahl, über den Teppich zurück in den Fahrstuhl und verschwinden bis zum nächsten Morgen 11 Uhr.  Wer lässt sich so etwas einfallen? Wie verrückt knipsen die Besucher die Enten im Brunnen und sind ganz ausm Häuschen. Ich hab kein Foto gemacht! Wen es dennoch interessiert, hier ist der Link: www.peabodymemphis.com/peabody-ducks/ 
Über eine Empfehlung von Tripadvisor erfahren wir von „GUS`S World Famous Fried Chicken“ , einem Restaurant, was auch bei Einheimischen heiß begehrt ist. Als wir ankommen, steht schon eine Traube Leute vor dem Lokal. Auf Nachfrage kommen wir auf die Warteliste für einen Tisch. 45 Minuten raunt uns der gut gelaunte, aber schwer beschäftigte Kellner zu. Kurzes Nicken von mir und er notiert meinen Namen auf der Liste. Die Zeit nutzen wir und gehen um die Ecke in „Pearl´s Oyster House“. Auch dieses Lokal sieht 1A aus. An der Bar knabbern wir uns frittierte Gewürzgurken und beobachten den Grillmeister beim Zubereiten der überbackenen, gegrillten Austern. 

Panierte, eingelegte Gurken

Leider nichts für mich, sieht aber sehr lecker aus. Die dreiviertel Stunde verfliegt im Nu und wir gehen zurück ins Hühnchenhaus. Wir sind unter den letzten Gästen, die einen Tisch bekommen, da der Laden um 9 p.m. schließt. 

Auf der Karte steht, wie sollte es anders sein fried chicken und eine Auswahl an Beilagen. Mit acht unterschiedlichen Hühnchen-Teilen sind wir gut dabei. 




Das Fleisch schmeckt saftig und die Panade knusprig - einfach delicious. Wer in der Gegend sein sollte, unbedingt ausprobieren!
Auf der Rücktour zum Hotel kommen wir an der Beale Street vorbei. Es gibt einen Security- und Alters-Check bevor man Zutritt zu dieser Party-Straße bekommt. 


Etwas ungewöhnlich, wie ich finde, aber da es erlaubt ist seine alkoholischen Getränke mit auf die Straße zu nehmen (ohne sie, wie sonst in Amerika üblich, in Papiertüten zu hüllen) auch verständlich.
Eine der Bars erfreut sich besonderem Andrang – „Wet Willie`s“. Hier werden alkoholische Getränke der besonderen Art gezapft und zubereitet. Daiquiris in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, mit unterschiedlichen Spirituosen als Basis. 

Wie in Mini-Waschmaschinen werden die Drinks dauerhaft gerührt. Durch eine Glasscheibe kann man dies Farbenpracht beobachten. 



Es fällt mir schwer, mich für einen der Eis-Cocktails zu entscheiden. „Monster Melon“ sollte es dann schließlich sein. Ein Kracher. 
Der erste gierige Schluck durch den Strohhalm, führt gleich erst einmal zum klassischen Hirnbrand. Die Stirn schock-gefriert für einige Sekunden von innen und der Schmerz reicht bis ins Rückenmark. Der nächste Schluck erfolgt erst nach einer Erholungsminute und dann mit etwas mehr Bedacht.  www.wetwillies.com

Am Morgen entscheiden wir uns, die Reise in Richtung New Orleans fortzusetzen und nicht, wie eigentlich geplant, länger in Memphis zu verweilen. Jedoch gibt es zuvor noch einen absoluten Pflichttermin – Graceland. 

Als Kind lauschte ich oft der Musik meines Vaters und der mochte die Songs von Elvis sehr. Somit bin ich quasi mit dem King aufgewachsen. Es gibt nur zwei Seiten – entweder man mag Elvis oder man kann die Songs nicht ausstehen. Dazwischen gibt’s nichts. So viel habe ich im Laufe der Jahre schon über Graceland gehört und gelesen, dass ich es nun kaum erwarten kann, es mit eigenen Augen sehen und erleben zu dürfen. Graceland wurde im Laufe der Jahre professionell und ganz amerikanisch, zu einer Art Erlebniswelt ausgebaut.




Das günstigste Ticket (31$) beinhaltet „nur“ die Besichtigung des Anwesens von Elvis, das mittlere Ticket, für welches wir uns entscheiden, kostet 35$ und hat als Extras diverse Ausstellungen (u.a. seine Automobile, Bühnenoutfits, Trophäen und die zwei Flugzeuge). 

Das 3.Ticket (70$), was zum Kauf angeboten wird, ist ein VIP-Pass. Damit kann man alles besichtigen und darf dies auch ohne sich in der Reihe anzustellen. Hier nennt man das Front-of-the-line-Pass. 






Ich stelle mich in der Warteschlange an, bekomme einen Audio-Guide umgehängt, der sogar Deutsch als Sprache anbietet, und dann ist es schon soweit. Mit einem kleinen Bus fahren wir auf die gegenüberliegende Straßenseite. Wir passieren das berühmte Graceland-Tor, was offen steht, und fahren die betonierte Auffahrt hinauf. Wie oft muss Elvis diesen Weg gefahren sein, denk ich so bei mir. Aufregend. 

Im Bus herrscht totale Ruhe, alle lauschen der Stimme und der Musik auf den Kopfhörern des Audio-Guides. Vor der Villa des Kings angelangt, dürfen alle wieder aussteigen. Locker hätte man die Entfernung vom Ticketschalter bis hier laufen können, aber dann wäre der Besucheransturm nicht mehr so zu kontrollieren. Heute ist der Andrang nicht so groß, was mich sehr freut. Somit hat man mehr Zeit sich die einzelnen Dinge anzusehen und etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Publikum ist vom Alter her gemischt und aus allen Nationen vertreten. Spätestens beim Betreten der Villa wird auch jeder nicht so große Elvis-Fan schwach. Der Audio-Guide ist wirklich sehr informativ und gut gesprochen, nicht so eintönig, dass man schon bei der zweiten Ansage eingeschlafen ist bzw. keine Lust mehr hat, weiter zu lauschen. 




Dschungel-Raum
Küche


Eine der zahlreich ausgestellten LP´s



Durch die einzelnen Räume des Kellers und Erdgeschoßes darf man schreiten, das Obergeschoss, bleibt für die Besucher jedoch tabu. Hier befindet sich auch das Badezimmer in dem Elvis am 16. August 1977 tot aufgefunden wurde - so wird es zumindest erzählt. 

Links seitlich des Anwesens befindet sich neben den Gräbern der Eltern von Elvis, auch das des Kings. 

Dieser wurde ursprünglich auf einem nahe gelegenen Friedhof beigesetzt, aber Priscilla, die Ex-Frau von Elvis holte ihn dann 1982 nach Graceland und somit nach zu Hause zurück. Alle Verschwörungstheoretiker werden jetzt sicher laut aufschreiben und sagen „Alles Quatsch - der King lebt!“. Wenn dem so ist, wird er sich sicher über die jährlich 600.000 zahlenden Besucher freuen. Nach dem Rundgang wird man mit dem Shuttle wieder zum Ausgangspunkt zurück gebracht, und hier befinden sich auch die zahlreichen anderen Ausstellungen.
Ich besichtige noch die beiden Flugzeuge und das Automobil-Museum. 











Das Witzige ist, dass man beim Verlassen der jeweiligen Ausstellung immer durch einen Souvenir-Shop geführt wird. Sehr geschäftstüchtig. Auch ich werd` natürlich schwach und kaufe mir am Ende der Tour eine silberne Gürtelschnalle mit einem eingelassenen Elvis-Foto. Schließlich brauche ich doch ein Erinnerungsstück!


Für mich war es sehr emotional. Schön das der King in dieser Art für heranwachsende Generationen weiterleben und in Erinnerung gehalten werden kann.  Schade, dass dies Michael Jackson auf der Neverland-Ranch nicht gegönnt wurde...oder hätte er es gar nicht gewollt?

Weiter geht die Reise durch den Süden Amerikas.

Das war´s mal wieder kurz und knapp. Freue mich über Kommentare und Anregungen.
Danke fürs Lesen und auf baldo,
Eurer Echo Girl

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