Mittwoch, 2. November 2011

Berlin, Berlin


Mir ist an diesem Wochenende mal wieder klar geworden: Meine Liebe zu Berlin ist ungebrochen. Jedes Mal wenn ich in die Hauptstadt zurück komme, zieht sie mich immer wieder aufs Neue und mit ihrem ganz eigenen Charme in ihren Bann.
Viele Orte haben eine bestimmte Zeit im Jahr, wo sie ganz besonders glänzen – in Venedig über den Canale Grande gondeln im Mai, mit der Vespa durch die Straßen Roms knattern im April,  durch den Schnee stapfen im winterlichen Moskau, Mallorca zur Mandelblüte im Februar und so weiter und so weit. Bei Berlin ist das anders – wir haben zwei schöne Jahreszeiten, vorausgesetzt die Sonne spielt auch fleißig mit.
Der Sommer und der Herbst in Berlin sind einfach wunderbar.


Die Sonnenstrahlen locken mich am Samstag auf einen Spaziergang nach draußen. Wenn man in Berlins Mitte lebt, gewöhnt man sich sehr schnell an den laufenden Strom von Touristen, der sich durch die Einkaufsstraßen rund um den Hackeschen Markt ergießt. Also heißt es am Wochenende Augen zu und durch. Aus der Haustür treten, sofort in den gewünschte Richtung einreihen und im Touri-Pulk mit im Strom schwimmen.
Mein erstes Ziel für heute die „HOKUSAI“-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in der Nähe des Potsdamer Platz. Ich habe Glück und die Besucherschlange ist kurz. Zu sehen sind Holzschnitte, illustrierte Bücher, Malereien und Zeichnungen des weltberühmten japanischen Künstlers HOKUSAI. Eine wahnsinnig ausführliche und beeindruckende Ausstellung. In einem Film wird die spezielle Art der Holzdruck-Technik erklärt und vorgeführt. Ich bin begeistert und schwer beeindruckt. Bei einer Umfrage des Magazins „LIFE“ im Jahr 2000, kam HOKUSAI auf Platz 17 der bedeutenden Künstler der Neugeschichte  - noch vor Picasso. 



Jetzt hab ich Euch die Ausstellung mal schön schmackhaft gemacht, jedoch war heute der letzte Tag. Tja, wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben ;-) http://de.wikipedia.org/wiki/Katsushika_Hokusai


Als ich rauskomme ist die Schlange an den Kassen unendlich lang und ich freue mich den richtigen Moment abgepasst zu haben. Das Tolle an Berlin ist, dass es jede Woche eine reiche Palette anrührt  – Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Theaterstücke und vieles mehr.
Vom Potsdamer Platz schlendere ich zum Checkpoint Charlie rüber und komme mir selber wie ein Touri vor.  Ach, wenn schon denn schon – ich zücke meine Kamera und knipse fleißig mit. 




Die Sonne scheint durch die goldgelben Blätter der Bäume am Straßenrand und gibt ein wunderbar warmes Licht. Reisebusse fahren im Schritttempo an mir vorbei, die vorbeilaufenden Urlauber unterhalten sich angeregt in verschiedenen Landessprachen. 







































Frei nach dem Slogan „Berlin ist eine Reise wert“ von 1955 oder dem aktuellen „Sei Berlin, be Berlin“, der die Stadt präsentieren soll.  Mich freut es sehr, dass „meine“ Stadt gern und viel bereist, erkundet und bestaunt wird. Es macht mich auch etwas stolz. Im Ausland werde ich sehr oft gefragt, woher ich sei und wenn ich dann „Berlin, Germany“ antworte, habe ich bisher bis auf eine Ausnahme in London (wo jemand lächelnd zum Hitler-Gruß ansetzte) immer positives Feedback bekommen.




Vom Checkpoint Charlie laufe über die Friedrichstraße zur Museumsinsel. Die wuselnde Menge von Urlaubern, die zwischen Sightseeing und Shopping hin- und hergerissen ist, schiebt sich, wie Ameisen die Friedrichstraße hinunter und hinauf. In den vollen Einkaufstüten neue Modeaccessoires und Souvenirs. Am Kupfergraben angelangt, schlendere ich über den Kunstmarkt, der jedes Wochenende stattfindet und der den Touristen und Einheimischen mal etwas anderes bietet als die klassen Trödelmärkte. 








In den kleinen überdachten Büdchen wird von Schmuck über Töpferware bis hin zu Berlin-Fotografien, Selbstgemachtes zum Kauf angeboten. Der Markt ist gut besucht, was die Händler erfreut und ein Lächeln auf deren Lippen zaubert. So wechseln einige Güter den Besitzer und beide Seiten sind glücklich. Eine klassische Win-Win-Situation.



Am Abend wird auf Wunsch eines einzelnen Herrn zu Hause ein altes, klassisches Rezept hervorgeholt – Kartoffelpuffer. Die Freude ist riesengroß. Das Kartoffeln Schälen und Reiben ist schnell gemacht. Zutaten zusammen mit den geriebenen Kartoffeln in eine Schüssel, schön umrühren. Zwei große, heiße Pfannen stehen bereit auf dem Herd. Tja und jetzt kommt der Knackpunkt. Maximal 3 Puffer passen in eine Pfanne und jeder von ihnen braucht etwas, bis er knusprig auf dem Teller landet. Das heißt es muß abwechselnd gegessen werden. Einer steht in der Küche, während die anderen schlemmen. Na ja, das war für uns zu verkraften, und wir haben geschlemmt – herzhaft mit Quark und süß mit Apfelmus.

Ich liebe Brunch am Sonntag. Diesen Sonntag soll es das „CHIPPS“ http://www.chipps.eu in der Jägerstraße sein. Der Besitzer ist kein geringerer als Club-Legende Cookie. Da wir mit einer größeren Gruppe von Freunden einkehren wollen, schick ich eine Reservierungs-Email, die prompt mit einem freundlichen Rückanruf bestätigt wird. Wunderbar. Ich freu mich auf die Zusammenkunft und das Essen. 



Die Kellnerin empfängt uns herzlich, ist aber bereits mit der Getränkebestellung sichtlich überfordert. Einige müssen dreimal nachfragen, bevor sie ihren Wunsch erfüllt bekommen. Als endlich alle ihre Getränke haben, geht’s zur Essen-Bestellung. Die Karte bietet 10 verschiedene Frühstücksarten zur Auswahl. Von süß bis salzig, von französisch bis britisch alles dabei. Es wird quer Beet geordert, und der Magen knurrt schon fleißig vor Vorfreude. Die Kellnerin schnauft einmal kräftig durch, schiebt ihre Lesebrille auf dem Nasenrücken nach oben und schreibt fleißig mit. In der offenen Küche wirbeln die beiden Köche, während wir uns angeregt unterhalten. Die Kellnerin hat weiterhin mit unseren Getränkebestellungen zu tun, und ich denk nur so bei mir: „Das wird ein Spass bei der Schlussrechnung.“ Das Frühstück kommt für alle, bis auf eins, Johanna schaut etwas traurig auf ihren leeren Platz. Ein Rührei-Teller, den die Kellnerin doppelt notiert zu haben scheint, macht nun auf dem Servierarm die Runde, findet jedoch keinen Abnehmer. 




„Lasst es Euch schmecken“, rufen wir uns quer über die Tafel einzeln zu, während Johanna immer noch auf ihren leeren Platz vor sich schaut. Die Kellnerin kommt zu ihr und fragt sie, was sie denn bestellt hatte. Schon etwas angesäuert bringt Johanna nur „Pancakes – Menü Nummer 1“ heraus. Die Serviererin schaut auf ihren vollgekritzelten Block, blättert eine Seite nach vorn und wieder eine nach hinten. „Hmmm“ gefolgt von einem kleinlauten „...das tut mir ja jetzt leid, hab` ich mir nicht notiert...ich brings gleich...sorry“, Mittlerweile sind die Teller aller fast gänzlich leer geräumt, Johannas Magen knurrt bis zu meinen Ohren. „Pancakes sind aus“ ist das nächste was ich von der Kellnerin kleinlaut höre. „Möchten sie was anderes?“ Spätestens jetzt wäre mein Geduldsfaden geplatzt, aber Johanna bewahrt Contenance. „Nr.5 – Bed Head“ – „Eier sind aus – nur noch Rührei“ Sag mal, das ist doch jetzt ein Witz. Mittlerweile verstummten die Gespräche am Tisch und sind ganz Ohr beim Schlagabtausch zwischen Johanna und der Serviererin. „Dann nehm ich Nr.9 – Perfect Gentlemen“. „Juti“, spricht das immer noch gut gelaunte Fachpersonal und flitzt mit der Notiz wieder in die Küche. To make a long story short: Johanna wartet noch heute auf ihr Frühstück. Damit aber nicht genug. Die Tafel löst sich langsam auf. Alle bezahlen artig am Tresen ihr Verspeistes und Getrunkenes. Als ich als letzter an den Tresen trete, sagt mir der unfreundliche Herr dahinter irgendwas mit 85 Euro. Nee, ich hatte keine Saalrunde, denke ich so bei mir. Mein Freund zückt, bevor ich was entgegnen kann, den Geldbeutel und bezahlt brav. Betröppelt trete ich nach draußen mit der Quittung in der Hand und schlucke. Die Übriggebliebenen unserer Frühstücksrunde bemerken meinen Unmut. Alle blicken auf die Rechnung und stürmen im nächsten Moment geschlossen zurück ins Restaurant. Ein einstimmiges „Das kann nicht sein, wir haben alle einzeln bei ihnen bezahlt“ lässt den Mann hinterm Tresen erschreckt aufblicken und entgegnet patzig „Sie können gern die einzelnen Bons überprüfen“ und schiebt uns eine Schale mit durchgerissenen Kassierbons unter die Nase. Da hat er aber definitiv unsere Runde unterschätzt, alle reden nun auf ihn ein und er lässt sich dazu hinreißen, dann doch noch mal nachzuschauen. Unsere Serviererin stimmt uns zu, der mufflige Herr jedoch will seine 85 Euro nicht mehr rausrücken. Mürrig hält er uns nach zwei Minuten des Schweigens und Tippens plötzlich eine komplett neue Rechnung vor. Siehe da – 26 Euro. Na geht doch. Mit keinem Wort der Entschuldigung rückt er die bereits eingesteckten Differenz-Euronen wieder raus. Ich kann es nicht fassen, da hat er tatsächlich versucht uns um 60 Euro zu bescheißen. Mit Kopfschütteln verlassen wir geschlossen den Laden. Nachdem ich anfänglich so begeistert war, werde ich nun keinen Fuß mehr in den Laden setzen. Auf der Bank vor dem „Chipps“ sitzt sein Besitzer und bekommt unsere Empörung mit, aber sagen tut er nichts dazu.



Fazit dieses Wochenendes – Berlin ist schön, aber auch hier lauern Gefahren ;-)

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,
Eurer Echo Girl

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