Donnerstag, 10. November 2011

Berlin – Moskau – Hanoi


Am Aeroflot-Check-in-Schalter erwartet uns bereits eine lange Schlange. Die vorwiegend Russisch sprechenden Reisenden drängeln und können es gar nicht erwarten, an die Reihe zu kommen. Man hat fast den Eindruck das sei der letzte Flug dieses Jahr nach Moskau. Nebenan am Check-in-Schalter nach Minsk schaut die Dame hinterm Tresen gelangweilt auf ihre Fingernägel, weil kein Kunde sich blicken lässt.
Am Gate angekommen, steht erneut eine Schlange, obwohl noch reichlich Zeit bis zum Boarding ist. Verunsichert schaue ich auf mein Flugticket. Mich durchzuckt´s  -mir war mal was von Stehplätzen zu Ohren gekommen, die Air Berlin einführen wollte. Ich zücke mein Ticket und bin beruhigt als ich dick „Seat 9C“ lese. Puh, das ging noch mal gut.
Ich habe ja die These, das liegt am Handgepäck, das sich die Leute anstellen. Das ist nämlich immer so eine Sache. Ich versteh, ehrlich gesagt, nicht so recht, was an „ein Handgepäck pro Person“ so schwer zu verstehen ist. Da werden noch die Laptop-Tasche, der kleine Rollkoffer und die Anzugtasche in den Händen balanciert. Kein Wunder, dass die Airlines Zuschlag wollen bzw. darauf pochen, dass man wirklich nur ein Handgepäckstück mit sich führt. Und dann wäre das Problem mit der Schlange auch gelöst. Anyways.
Es kostete damals unseren Reiseberater etwas Überredungskunst, um uns beim Buchen des Fluges von Aeroflot zu überzeugen. Das Totschlagsargument war letztlich – ein neuer Airbus. Im Freundeskreis wurde ich für meine Gutgläubigkeit im Vorfeld sehr belächelt. Na ja, auf der Strecke Berlin – Moskau ist es schon mal keiner.











Von weitem sehe ich schon meinen Platz, und das mein Sitznachbar schon mal großzügig die Armlehne hochgeklappt hat. Da steh ich ja drauf. Demonstrativ klapp ich die erstmal wieder runter. Wieso muss ich mich den immer, nur weil ich schmaler bin, mit solchen Typen rumärgern, die breiter sind als ihr Sitz oder ausladende Zeitungen lesen. Ich will meinen Sitz für mich. Ums mit einer Szene aus „Dirty Dancing“ zu sagen: „Das ist mein Tanzbereich - das dein Tanzbereich.“
Die Stewardessen sehen in ihrer blauen Uniform mit frechem Hütchen ganz nett aus und begrüßen alle Gäste. 


Bei dem russischen Stimmengewirr werden bei mir Kindheitserinnerungen wach gerüttelt. Ich sehe den schimpfenden Zeichentrick Wolf aus „Hase und Wolf“ vor meinem geistigen Auge - die sozialistische Antwort auf „Tom & Jerry“ – er brüllt „Nu pogodi“, was soviel heißt wie „Na, warte!“. 




Bei der Getränkebestellung will ich höflich sein und ordere auf Russisch, jedoch kann ich die Gegenfragen der Stewardess nur mit Achselzücken beantworten. Somit führen wir das Gespräch auf Englisch fort. Peinlich. Fünf Jahre Russisch-Unterricht, und was ist geblieben? Fast nix. Na ja, es hat wenigstens dazu ausgereicht, um meinen Freund vor ein paar Jahren bei unserem Moskau-Urlaub durch die Stadt zu führen und Butter mit Brot im Restaurant zu bestellen. Das hat ihn beeindruckt, sagt er zumindest. 
Mit Klatsch und Tratsch halt vertreib ich mir die 2 ½ Stunden Flugzeit. So erfahre ich das Charléne und Albert nun doch glücklich sind, Mr. Clooney mit seiner Neuen an alte Urlaubsziele fährt und das Shia LaBeouf aus Echo Park, also meinem Hood in L.A., kommt. Die „Aeroflot Style“ hingegen möchte mich auf ihre russischen Wintertrends aufmerksam machen, dieses Jahr ganz überraschen: Pelz und Diamanten. Diese Faszination geht an mir ja komplett vorbei. Ach und Lacoste möchte mir weismachen, das man Polohemden nun überm Sakko trägt. Ich glaub das wird eher kein Trend.



Mit 30 Minuten Verspätung landet der Flieger in Moskau. Flitzen, Security Check, Passkontrolle, weiter flitzen zum  Abflugsgate. Zwischenzeitlich tickerte mir durch den Kopf, jetzt bloß nicht aufm Airport hängen bleiben. Das wär`s noch. Hapes Kunstfigur Gisela aus der Krüger-Werbung würde dazu nur sagen: „Nein, das möchte ich nicht!“ Mit Schwitzearm erreichen wir den Flieger. Unsere Reiseberater Herr Vischer sollte tatsächlich recht behalten – ein neuer Airbus empfängt uns. Jippi juh, das ging noch mal gut. Als Belohnung für den ganzen Stress ist mein Nachbarsitz frei. Jetzt heißt es nur noch Tragflächen enteisen, ein Standardprozedere auf dem Moskauer Airport und  los geht´s.
 Durch die Lautsprechanlage begrüßt uns der Kapitän und weist darauf hin, dass die Flugzeit 9 Stunden betragen wird und dass das Multimediasystem leider heute außer Betrieb ist. Das ist jetzt `nen Witz, oder?! Einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit und auf meinen leeren Nachbarsplatz setzt sich wortlos ein italienischer Herr mittleren Alters, der sich sofort ins Lesen seines Buch vertieft. Na das kann ja noch heiter werden. Die Flugzeit geht schnell rum, dank meines Freundes Udo, der mir glücklicher Weise noch vor meinem Abflug ein spannendes Buch in die Hand drückte. Die Verpflegung ist so lala, aber das bin ich schon gewohnt und habe meist ein Sandwich im Handgepäck dabei. 
Süßigkeit - russisches Konfekt




In Hanoi landen wir mit einer Stunde Verspätung um 10 Uhr morgens. Ich zittere schon etwas beim Gedanken an meinen Koffer. Wird er es in Moskau genauso schnell wie ich an Board geschafft haben? 




Einige Minuten der Spannung, bis ich ihn auf dem Laufband erblicke.  

Glücklich und etwas erschöpft vom Flug trete ich aus der Flughafenhalle und werde sofort umringt von etlichen Taxifahrern, aber darüber berichte ich Euch im nächsten Blog.

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Eurer Echo Girl


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen