Samstag, 19. November 2011

Goood morning Vietnam !




Ein schöner Aussichtspunkt, um einen Blick über Hanoi zu erhaschen, ist der Flaggenturm auf dem Gelände des Militärmuseums. Wir sind mal wieder zeitig auf den Beinen und pünktlich vor Ort, als das Museum um 8 Uhr seine Pforten öffnet. Leider ist es noch etwas neblig. Die Sicht ist dementsprechend eingeschränkt. Zwei vietnamesische junge Herren sitzen rauchend in der kleinen Turmspitze und halten nach dem Rechten Ausschau.
Eigentlich bin ich kein großer Fan von Militärmuseen, aber da wir schon mal hier sind, schlendern wir übers menschenleere Gelände. Hubschrauber, Flugzeuge und anderer Kriegsschrott wird hier ausgestellt. Unter anderem sind auch Überreste eines B52-Bombers zu sehen, die womöglich von jener Maschine stammen, von der wir bereits das Fahrwerk im Huu Tiep-See entdeckt hatten.   




























Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Tempel der Literatur, vorbei an einer übergroßen Statue Lenins, durch einen kleinen Park und dem Innenhof des Goethe-Instituts. Leider ist das Cafe Goethe auf dem Gelände noch geschlossen, gern wären wir auf einen Café und zweites Frühstück eingekehrt. Also weiter geht’s.
Vor dem Eingang des Tempels der Literatur herrscht schon reichlich Besucherandrang. Nach kurzem Anstehen gehen wir ins Innere und uns erwartet eine Oase der Ruhe. Eine schöne Tempelanlage, bestehend aus fünf Höfen und gepflegten Gärten. 












Ein absolutes Muss für jeden Hanoi-Besucher, so sagt man, ist das Wasser-Puppentheater. Ich konnte den Hinweis irgendwann nicht mehr hören, geschweige denn die als Souvenir überall angebotenen Holzpuppen sehen. Kennt ihr das, wenn einem etwas zu sehr anempfohlen wird, dann hat man irgendwann gar keinen Bock mehr drauf. Bei mir schlägt dann manchmal ein absoluter künstlicher Hype in schiere Ablehnung bzw. Entziehen um. Aber nicht hier, wir bestellen zwei der heiß begehrten Tickets bei unserem Hotel-Concierge. Leider sind die Nachmittagsvorstellungen für den nächsten Tag bereits ausverkauft, somit bleibt uns nur die Veranstaltung um 20 Uhr.  Auf dem Weg zum Theater springen wir schnell auf eine Stärkung zu KFC rein, im übrigen die einzige Fast-Food-Kette, die es nach Hanoi geschafft zu haben scheint. 

Zwei Filet-Menüs später laufen wir gesättigt zum nur Minuten entfernten Theater. Vor dem Eingang steht ein Reisebus, der gerade seine Touristen auslädt. 
Übersicht der Vorstellungen 



















Langsam schieben sich alle Gäste in den kleinen Vorstellungssaal. Die mit rotem Samt bezogenen Sitze stehen sehr eng. Manche der hoch gewachsenen Besucher haben damit sichtlich Probleme und müssen sich seitlich setzen, soweit es möglich ist. Kleiner Tipp deshalb: Erste-Reihe-Tickets bestellen, wenn man größer als 1,80 m ist. Es gibt zwei Preis-Kategorien – 1. und 2. Klasse (3 & 5 US$/10 000 Dong), wobei man von überall gut sieht. Linker Hand der Bühne nehmen ein halbes Dutzend Musiker Platz und beginnen, als sich die Türen zum Saal schließen, traditionelle, vietnamesische Klänge zum Besten zu geben. Eine der Frauen spielt auf einem Musikinstrument, das sich Ty ba nennt. 

Ein spezielles Zupfinstrument mit nur einer Saite. Wirklich faszinierend, in welcher Klangvielfalt sie es zu spielen vermag. Nach dem musikalischen Vorprogramm dürfen nun endlich die Wasserpuppen auftreten. Inhaltlich versteh ich trotz Programmheft nicht allzu viel, aber das ist bei dieser Aufführung auch nicht wichtig. Die Puppenspieler selber stehen bei ihrer Arbeit im Wasser, jedoch ist das für den Zuschauer während der Veranstaltung nicht sichtbar. Die klassischen Bilder von Reisfeldern, Bauern, Büffeln, Drachen, sähen und ernten werden uns auf eine schöne Art und Weise vermittelt.

Ende gut, alles gut – die Künstler ernten anständig Applaus. Ich fand´s süß, und ich würde es sogar weiterempfehlen.
Puppenspieler zeigen sich am Ende des Programms

Zahlreiche Hotels und Travel -Agents bieten die unterschiedlichsten Städte und Tages-Touren an. Wir möchten uns unbedingt die Halong-Bucht ansehen, eine der sieben just gewählten neuen Weltnaturerbe-Stätten. Die Buchung läuft so: Man wählt eines der Boote aus dem Katalog aus und den Umfang des Ausfluges (wie viele Tage und welches Programm). Hier kann ich nur dringend den Tipp geben, nicht am falschen Ende zu sparen. Es gibt wohl schon Ausflüge ab 30 Euro, aber aus Sicherheitsaspekten würde ich raten, Minimum 100 Dollar zu investieren. Im Februar dieses Jahres ist eine der Dschunken bei ihrer zweitägigen Reise entzwei gebrochen. In den frühen Morgenstunden überraschte die Urlauber das Unglück nur 12 der 27 Passagiere konnten sich retten. Tragisch.

Von Hanoi bringt uns ein Kleinbus-Shuttle mit weiteren Gästen zur vier Stunden entfernten Halong-Bucht. Im Bus wird gratis Wasser gereicht, was ich mir durstig in den Rachen schütte. Wenig später bereue ich dies bereits. Kein Stopp in Sicht, und ich verspüre den unbedingten Drang, die Toilette aufzusuchen. Verdammt! Ich rücke von der einen Hinternbacke auf die andere und versuche mich abzulenken, was beim Vorbeifahren an unzähligen Wasser getränkten Reisfeldern doch zunehmend schwer fällt. Nach zwei Stunden dann die Erlösung, der Fahrer biegt von der Hauptstraße ab. Jubel auf den hinteren Sitzreihen und die Möglichkeit der Erleichterung. Den Stopp scheint jeder Fahrer machen zu müssen. Alle ankommenden Gäste werden durch einen Kunsthandwerksmarkt mit Kleidung, Holz- und Steinfiguren und so weiter geführt. 
















Nach 30 Minuten sammelt uns der Fahrer auf der anderen Seite des Marktes wieder ein. Tricky, aber ich hab zu Hause schon genug Staubfänger. In der Tat entscheidet sich der ein oder andere Tourist für eins der überteuerten Souvenirs, somit geht das Konzept ja doch noch auf.

Als wir die Bucht erreichen, falle ich fast vom Glauben ab. Vor uns liegt die Bucht und hunderte Boote, die hier vor Anker liegen und darauf warten die an Land wuselnden Touristen aufzunehmen. Was für ein Massentourismus und wir mittendrin. 


Der Service funktioniert 1A, ein junger Herr nimmt uns in Empfang und begleitet uns zum Boot, was uns wenig später zum eigentlichen Tourboot „Halong Emotion“ auf offener See bringt. Hier werden wir mit einem alkoholfreien Begrüßungscocktail freundlich empfangen. 



















Zu den zwei Tagen Tour will ich eigentlich gar nicht so viel erzählen. Wir ärgern uns etwas, dass wir uns von unserem eigentlichen Plan, mit dem Zug nach Haiphong zu fahren und von dort einen Tagesausflug in die Halong-Bucht zu machen, abbringen ließen. 




Das Naturerlebnis ist einmalig, keine Frage. Ich bin jedoch schockiert, wie hier mit dem schönen Fleckchen Erde umgegangen wird. Das hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Für den James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974) wird uns filmisch die Halong-Bay vorgegaukelt, gedreht wurde diese Kulisse aber komplett in der Andamanensee Thailands. Grund dafür ist, dass noch bis 1975 der schreckliche Vietnamkrieg tobte.

Auf der Rücktour nach Hanoi gibt es einen größeren Verkehrsunfall, so dass wir durch die Verspätung Eile haben unseren Nachtzug vom Hauptbahnhof Hanoi nach Hue zu bekommen. Aber wie immer ist das Glück auf unserer Seite, und Punkt 19.30 Uhr fährt der Zug mit uns los. Das Zugticket hat auf unser Bitten der Hotel-Concierge für uns gekauft, das kostet zwar etwas mehr, aber das funktioniert stressfrei von einem Tag auf den nächsten. 

Es gibt zwei Kategorien „Hard seat“ oder „Soft seat“ und für den Liegewagen oben oder unten liegen, so bisschen wie im Ferienlager im Doppelstockbett. Die oberen Betten sind etwas günstiger, aber unten hat man einen kleinen Tisch, Strom und muss nicht jedes Mal klettern, um wieder ins „Bett“ zu kommen. Wir mussten bei der Buchung nicht lange überlegen, da Bretterklasse und die heißt hier nicht nur so, über Nacht und 14 Stunden eine echte Zumutung wären. In unserer 4er-Kabine ist bereits ein französisches Pärchen, die es sich auf ihren oberen Liegen gemütlich haben. Leider sprechen sie kaum Englisch und wir Null Französisch, somit kommen wir nicht groß ins Plaudern. Schade eigentlich. 
Hauptbahnhof Hanoi
soft-sleeper
Wir zischen eine mitgebrachte Pils-Hülse und kuscheln uns in die frischbezogenen Decken. Das starke Ruckeln ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Müdigkeit übermannt uns dann doch sehr schnell. In der Nacht werd ich Schweiß gebadet wach. Das Fenster ist komplett von innen beschlagen. Die Klimaanlage scheint selbstständig eine Auszeit genommen zu haben. Was soll´s, Decke zur Seite und weiter schlafen. 

Mit unseren „Zimmergenossen“ haben wir einen guten Griff gemacht, die beiden scheinen erfahrene Hasen zu sein. Still und leise schleichen sie sich des Nächtens rein und raus - trotz Klettertour und in die 2.Etage des Bettes. Gegen 7 Uhr ist die Nacht dann zu Ende. Zum Frühstück gibt’s mitgebrachtes Baguette vom Vorabend und durch den Gang kommt eine Dame und verkauft heiße Getränke.
Mit dem Essen bin ich weiterhin vorsichtig. Fleisch ist fast komplett tabu, ich bin einfach von der Hygiene der Fleischverkaufsstände in den Gassen nicht überzeugt. Ich sah eine Frau am Straßenrand in Hanoi hockend, die mit einer Hand versuchte ein zappelndes Huhn in die richtige Position zu bringen und mit der anderen das bereits blutige Messer schwang. Gruselige Bilder, die mir nicht aus dem Kopf gehen. Auf dem Halong-Bay Tourschiff lernten wir ein nettes englisches Pärchen kennen. Johnny und Catherine. Das Essen auf dem Schiff war unterirdisch, alle Passagiere hungrig. Johnny, der selber gelernter Chefkoch ist, griff trotz kurzen Zögerns erneut zu bei den gekochten Miesmuscheln. Das wurde ihm zum Verhängnis. Beim Abendessen blieb sein Stuhl frei. Er musste die Landschaft aus seinem Kajütenfenster beobachten, wenn ihm überhaupt danach war. Der Arme. Ich hoffe, er hat von den drei Tagen Tour überhaupt was von Halong-Bay gesehen.
Aber das Gemüse ist auch sehr lecker und in X-verschiedenen Variationen zu bekommen, dazu Nudeln oder Reis. Ich denke somit purzeln auch noch ein paar Gramm bei mir, die ich dann in der Weihnachtszeit wieder drauf futtern kann.

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Euer Echo Girl

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