Samstag, 12. November 2011

Sozialistische Grüße aus Hanoi





Es ist 10 Uhr morgens, als ich aus dem Nội Bài International Airport – Flughafengebäude  auf den Vorplatz trete. Der schlaflose Flug sitzt mir merklich in den Knochen. Mein Freund hat´s anständig erwischt. Fette Erkältung im Anmarsch, wenn nicht noch schlimmer – lautet unsere erste Laien-Diagnose. Ab ins Hotel, und erstmal ein Stündchen aufs Ohr legen, das tut Not. Sofort kommen mehrere Taxifahrer auf uns zugeschossen. Als alter Jetset-Hase weiß ich natürlich – nicht gleich das erste Angebot annehmen und immer feilschen. Frei nach „Das Leben des Brian“ – „Wie? Er will nicht feilschen?!“.



Nach etwas hin und her und drei Taxifahrern später ist der perfekte Driver gefunden und ein guter Preis vereinbart (12 $). Hanoi liegt etwa 39 km vom Flughafen entfernt. Nach anfänglichem Stau kommen wir ganz gut durch. Es ist staubig und die Mopedfahrer bahnen sich ihren Weg auch entgegengesetzt der Fahrtrichtung. Etwas gewöhnungsbedürftig. 30 Minuten später betten wir unsere müden Häupter auf die weichen Kissen des Boutique-Hotels in der Altstadt. Von kubanischer Rhythmusmusik, die durch die hellhörigen Hotelwände dringt, werde ich am Nachmittag geweckt. So treibt es mich noch Mal vor die Tür und ich erkunde etwas die nähere Umgebung. 
Das Bild, das ich von Hanoi hatte, waren Unmengen von klingelnden Fahrradfahrern, die durch die Straßen radeln und alle möglichen Waren geladen haben. Leider gibt es dieses Bild nicht mehr. Die Fahrräder wurden längst durch Mopeds und kleine Motorräder ersetzt – der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. 



Das hat leider zur Folge, dass über der Hauptstadt eine Smogglocke zu hängen scheint. Die Sonne hat große Mühe, sich durch zu kämpfen, nur ab und an gelingt es ihr. Am Abend kehre ich alleine ins hauseigene Restaurant ein, da ich doch noch etwas unsicher bin, was die viel verbreiteten Straßenküchen an belangt. Ein Geflügelsüppchen nehm´ ich fürs kranke Hühnchen zur Stärkung mit.
Dank Reiseapotheke geht es meinem geliebten Begleiter am nächsten Morgen schon besser.  Der Jetlag macht´s möglich, dass wir um 6 Uhr knallwach sind.
 Ach, wenn schon, denn schon. Auf geht’s, Hanoi erkunden und entdecken. Ich lass einfach mal die Bilder sprechen:











Unser Weg führt uns zum Hoan-Kiem-See, Hanois berühmtesten See. Noch im 18. Jahrhundert war der heute 700 m lange See um ein Mehrfaches größer als heute, besaß einen direkten Zugang zum Roten Fluss, diente Flottenparaden und war mit den anderen Seen Hanois durch Kanäle verbunden. 52 Trinh-Fürsten besaßen damals ihre Paläste an seinen Ufern. Jedoch wurde der See 19./20. Jahrhundert teilweise zugeschüttet. Der Name des Hoan-Kiem-Sees („See des zurückgegebenen Schwertes“) geht auf eine variantenreiche Legende zurück, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte.
Also dit war so jewesen: Anfang des 15. Jahrhunderts, während der chinesischen Besatzung, übergab eine riesige, im See lebende, goldene Schildkröte dem armen Fischer Le Loi ein magisches Schwert, welches ihn unbesiegbar machte. Er benutzte das Zauberschwert, um in einem erbitterten Kampf (1418–1428) die Truppen der chinesischen Ming-Dynastie vernichtend zu schlagen. Im Jahr 1428 wurde Le Loi daraufhin zum König. Im Anschluss an die Siegesparade begab sich der junge König zum See, um den Göttern zu danken. Da tauchte erneut die goldene Schildkröte auf und forderte das Zauberschwert zurück. Bevor Le Loi sich entscheiden konnte, löste sich plötzlich das Schwert aus der Scheide und stieg zum Himmel hinauf. Le Loi ernannte das Tier zum Schutzgeist des Sees. 
Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung an dieses Ereignis ließ Le Loi auf einer kleinen Insel in der Mitte des Sees den dreistöckigen Schildkröten–Turm (Thap Rua) errichten, der bis heute das Wahrzeichen Hanois ist. So bis hierher die Legende und jetzt kommt´s: 1968 wurde tatsächlich eine 2,10 m lange und 250 kg schwere Schildkröte aus dem Hoan-Kiem-See geborgen, welche etwa 400 Jahre alt gewesen sein soll. Diese Schildkröte wurde präpariert und ist nun für Jedermann in einem Glaskasten im Jadeberg–Tempel ausgestellt. Ehrlich gesagt schaut das lackierte Tier sehr geschockt drein, aber sie ist ein beliebtes Fotomotiv. 
Der Jadetempel ist auf einer kleinen Insel gelegen und man erreicht ihn über eine feuerrote Brücke. 10.000 Dong (ca 5$) kostet der Eintritt, der sich lohnt. Zeit, um sich mal hinzusetzen und dem Moped-Hupen-Lärm für ein paar Minuten zu entfliehen. 



Wir streifen weiter durch die Straßen der Hauptstadt. Unmengen an Hochzeitspaaren scheinen sich heute das Ja-Wort gegeben zu haben. So viele frisch vermählte Paare habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen, wie heute an einem Tag. Eine komplette Entourage kümmert sich um das perfekte Bild. Auf einem Platz bietet sogar eine Art fliegender Kostümverleih, den Damen die Möglichkeit in ein anderes Kleid zu schlüpfen. Friseure kämen und brüsten fleißig die Haarpracht zurecht und der Photograph gibt ruppig und bestimmt Anweisungen ans junge Brautpaar. Wir beobachten das Spektakel fasziniert aus der Ferne.





Im Sofitel Legend Metropole, einem feisten französischen Kolonialhotel kehren wir zum Lunch ein. Ein facettenreiches Büffet lädt uns für umgerechnet $20 pro Person zum Schlemmen und Genießen ein.








Der Jetlag weist uns darauf hin, dass ein kleines Nachmittagsschläfchen eine gute Idee wäre. So hören wir auf unseren Körper und pilgern zurück zu unserem Hotel. Ich gönne mir im „Spa-Bereich“ des Hotels zuvor noch eine Rückenmassage für schlappe 10$. Leider werde ich nicht wie vorgegeben 45 Minuten massiert sondern nur 30, aber da ich mich wie neu geboren fühle, sage ich nichts und drück der nett lächelnden vietnamesischen Dame noch einen Dollar Trinkgeld in die Hand, als sie mich danach fragt. Auch heute klingt Musik durch die Hotelwände begleitet von wiederkehrenden Ansagen. Mein Verdacht – die kubanische Diskothek ist womöglich doch eine vietnamesische Tanzschule.


Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Eurer Echo Girl

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