Montag, 21. November 2011

Die verbotene purpurne Stadt, Hoi An & Philipp Rösler

Mit dem Nachtzug von Hanoi braucht man ein paar Stunden, aber die Fahrt ist entspannt. Man bekommt einen Eindruck von der ländlichen Seite, fernab der Großstadt.
Der Softsleeper, ein weiche Art Bett im Schlafwagen-Abteil (für vier Gäste), war definitiv die richtige Entscheidung, und so kommen wir ausgeschlafen in Hue, der ehemaligen Hauptstadt Vietnams, am Morgen an. Es blieb genug Zeit, uns auf der Fahrt etwas zu belesen, und so heißt es nur, fix im Hotel frisch machen und los geht’s, die Stadt erkunden. Hue ist eine alte Kaiserstadt mit einer Stadtmauer, einer Zitadelle, der verbotenen Stadt, Kaisergräbern, Kaiserpalästen und alten Tempeln. Wer das mag, wird diese Stadt lieben.

Wir folgen einem Tipp von Tripadvisor - Nina´s Café. Das angesagteste Restaurant, so heißt es. Okay, da schaun wir mal vorbei. Von Nina selbst werden wir empfangen. Eine junge, überaus freundliche Vietnamesin, die sich selber den westlichen Namen gab. 
Die geschäftstüchtige Nina 
Das Essen ist frisch und schmeckt. Als wir zahlen möchten, zückt Nina zwei Bücher, ein Fotobuch und eins mit Empfehlungen von anderen Gästen. Die gute ist nämlich nicht auf den Kopf gefallen und verkauft zusätzlich City-Touren. Beim Preis, den sie uns nennt, schauen wir uns nur mit großen Augen an und lehnen höflich, aber bestimmt ab. Ein paar Häuser laufen wir an einer Bar vorbei, die ebenfalls mit Touren wirbt. Spaßes halber kehren wir ein, um mal zu vergleichen, was so eine Tour nun wirklich kostet. „Cafe on thu wheels“ wird ebenfalls von einer Dame geleitet, aber sind die Preise weitaus humaner. 

Für schlappe 10 Dollar pro Nase buchen wir eine Motorrad-Tour mit Tourguide für den Folgetag. Da kann man nicht meckern – 30 $ mehr wollte die geschäftstüchtige Nina. Tzzzz.
Seit dem Hotel waren uns zwei Rikscha-Fahrer gefolgt, die geduldig auf uns warteten. Ich bin kein großer Fan dieser Rikschas, anders als die Tuk-Tuks in Thailand sieht es hier so pascha-mäßig aus, wenn man sich damit kutschieren lässt. Wir stimmen dennoch zu, und lassen uns zur alten Zitadelle, die im Stadtkern gelegen ist, bringen.
Wow, was für ein Anblick. Seit 1993 Unesco-Welterbe – zu Recht.
Zwei Stunden schlendern, bestaunen und entdecken wir diese Kaiserstadt. Jammerschade, dass hier so viel im Vietnamkrieg zerstört wurde. Am härtesten traf es die verbotene purpurne Stadt, die sich im Kern der Kaiserstadt befindet. 




































Einst war es nur dem Herrscher selbst gestattet, dieses Areal zu betreten, jeder der gegen diese Regel verstieß, wurde zum Tode verurteilt. Das war Anfang des 18. Jahrhunderts. 60 Gebäude und mehrere Höfe, nur für den Kaiser. Der letzte Kaiser der Nguyen-Dynastie übergab auf der Balustrade 1945 seine Macht an Ho-Chi-Minh. Wahnsinn! Ich bin fasziniert und kann mich gar nicht satt sehen. Seit einigen Jahren laufen umfangreiche Restaurierungsarbeiten, es wird also noch schöner. Als wir wieder aus der Festung raus treten, werden wir winkend und grinsend von unseren Rickscha-Fahrern empfangen. Das wird kein gutes Ende nehmen, denk ich so bei mir, und siehe da, als wir am Hotel aussteigen und großzügig die Scheine raus tun, werden wir von den beiden nur belächelt. Ich bleib standhaft und reiche ihm erneut die 150 000 Dong unter die Nase, mit der Entscheidung, das Geld zu nehmen oder nicht. Als ich mich dann umdrehe und ein paar Schritte laufe, wird’s den Jungs zu bunt und sie nehmen lieber schnell mein Angebot an. Man, man, man - das es bei so was immer Stress gibt, nervt total.  Sollen sie doch gleich beim Einsteigen einen festen Preis sagen und nicht „it´s  up to you“, dann wären beide Seiten glücklich, und es würde kein übler Nachgeschmack bleiben, nach so einem tollen Nachmittag.
Unser Hotel, das „Saigon Morin“, ist ein Schätzchen aus der französischen Kolonialzeit. Hohe Decken, zauberhafter Innenhof mit Restaurant und Bar, einem Pool und hellen Zimmern. Das Personal spricht sehr gut Englisch und ist überaus freundlich. Wir fühlen uns wohl.



 Am nächsten Morgen stehen pünktlich um 8 Uhr unsere beiden Motorrad-Guides vor der Tür des Hotels. Helm auf und ab die Post. Wir fahren größtenteils schmale Wege, die man mit dem Auto gar nicht entlang kommt. Don, unser Guide ist der englischen Sprache ganz gut mächtig und weiß viel über Land und Leute zu berichten Er und sein Kumpane bringen uns u. a. zu den bombastischen Mausoleen, die die Grabmäler der Kaiser beherbergen und sich südlich von Hue, entlang des Parfümflusses verstreut befinden.
auf schmalen Wegen unterwegs
Japanische Brücke

Don - unser Guide

auf dem Gelände von der Thien Mu Pagode
über dem Parfümfluss

Grabmal Tu Duc
Grabmal Tu Duc
Phuoc Duyen Turm

auf dem Gelände der Tu Hien Pagode
Grabmal vom Kaiser Khai Dinh
Grabmal Vom Kaiser Khai Dinh - innen



























Anders als in Thailand, wo alle Mönche die gleiche Kleiderfarbe tragen, gibt es in Vietnam Unterschiede: grau - Novize; orange – Mönch im 1.-2.Ausbildungsjahr ;-) ; gelb – höchstes Level und braun – trägt man außerhalb des Tempels. Wenn sie sich einmal dem Mönch sein verschrieben haben heißt das: vegetarisch ernähren, nie heiraten und immer in diesem einen Tempel leben.
Was für eine unvergessliche Tour durch Hue und Umland.

Mit dieser guten Erfahrung haben wir Vertrauen ins „Cafe on thu wheels“ gefasst und buchen bei der Chefin des Hauses für den nächsten Tag eine Abstecher zu den Vinh Moc-Tunneln in der einst Demilitarisierten Zone (DMZ). 
Normalerweise ist das locker ein Tagestripp, wenn man sich in der DMZ verschiedene Sachen ansieht. Für uns nicht so interessant, wir sehen uns nur die Tunnel an. Was hier mit Schaufeln, Körben und bloßen Händen gegraben, wurde ist unfassbar. Wir schließen uns einer Touri-Gruppe an und schieben uns durch die schmalen, feucht-lehmigen Gänge, die nur spärlich beleuchtet sind. Definitiv nix für Klaustrophobiker.


Tunnel Eingang
Tunnel Eingang
Alles wurde genau ausgetüftelt – 13 Eingänge, die so weit verstreut liegen, das sie nicht ausfindig gemacht werden konnten von den Amis im Krieg. Über 3 Etagen erstreckt sich das Tunnelsystem, jedoch kann man als Touri nur Teile des oberen „Stockwerks“ besichtigen. Die Belüftung funktioniert über einen großen Schacht, der von draußen wie ein Bombentrichter aussieht. 16 Kinder wurden in den 4 Jahren des Versteckens hier unter der Erde geboren. Puh, also ich bin froh nach 10 Minuten Führung wieder ans Licht zu kommen.
Im Nachhinein betrachtet, ein ganz schöner, Ritt dafür eigens wieder hoch, aber spannend war`s allemal.

Da wir ja unserer Route weiter gen Süden fortsetzen wollen, müssen wir nun die ganze Strecke zurück nach Hue, wo unser Fahrer erstmal ne Mittagspause einlegt, bevor es wenig später weiter geht ins 130 km entfernte Hoi An.

Hoi An blieb vom Krieg glücklicher Weise verschont und präsentiert sich mit seinem ganz eigenen historischen Charme. Das zieht nicht nur Urlauber, sondern auch Einheimische magisch an. Die Unesco befand 1999 diesen Ort als Weltkulturerbe. 




Die alten, flachen Häuser stehen stolz am Straßenrand, das bunte Treiben in den nächtlichen Gassen macht die Stadt lebendig und die Nähe zum Strand lädt zu einem Ausflug ein. Wir brauchen nach dem vielen Erlebten und Gesehenen erstmal eine Pause von Pagoden und Tempeln. Das gelingt uns hier perfekt. Wir lassen uns einfach treiben. Bei unserem Streifzug durch die Stadt kehren wir in einem Restaurant ein. 
Es stellt sich raus, dass die Besitzer, ein junges Pärchen aus Frankreich, gerade erst eröffnet haben und es sich um mehr handelt, als nur ein Cafe/Restaurant. Die beiden erzählen begeistert von ihrem Homestay-Konzept, was sich als sehr gute Alternative zu Hotel raus stellt. Leider haben wir unser Hotel schon gebucht, sonst wären wir wahrscheinlich umgezogen. Der Besitzer führt mich herum und zeigt mir sein Reich. In der zweiten Etage, unterm Dachgiebel, sind zwei schöne helle Zimmer mit eigenem Bad und ein großer Aufenthaltsraum, der sehr warm mit Holz eingerichtet ist. 

Auf der unteren Etage gibt eine Art Wohnung mit Küche und klitzekleinem Garten für eine Familie oder max. 3 Erwachsene. Es sieht alles sauber und gepflegt aus, und so reservieren wir für später einen Tisch zum Dinner. So viel sei gesagt, das Essen war der Kracher. Ich hatte ein auf den Punkt gebratenes Rindersteak mit knusprigen Kartoffelspalten, während mein Freund sich für was Regionales entschied – Thunfisch auf Reis mit Gemüse. Also alles in allem tipptopp. Wer mal in der Gegend ist und es ausprobieren möchte, hier die Adresse: La Tonelle Kenzo, 44 Nguyen Thi Minh Khai.
In einer Weinbar nahe des Ufers lassen wir den Abend dann ausklingen und lernen prompt zwei Holländerinnen kennen. 
Die erzählen von schlimmen Räubergeschichten im Bus und das sie in Sapa beim Souvenirkauf übers Ohr gehauen wurden. Also gilt es weiterhin immer schön Hand auf die Börse und munter feilschen, was in den meisten Fällen zur Halbierung des viel zu hoch angesetzten Preises führt.

Bilanz der ersten Woche: 3 Massagen genossen, 2 Millionen Dong verprasst, 7 Hanoi Pils gezischt, 2 Riesenkakalaken gesichtet und NULL der befragten Vietnamesen hat je von Philipp Rösler gehört. Wenn das mal kein Knaller ist.

Freue mich über Feedback, Fragen, verlinken, gehobene Däumchen, weiterempfehlen und abonnieren meines Blogs.

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Euer Echo Girl

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