Montag, 14. November 2011

Ho-Ho-Ho-Chi-Minh und der B52 Bomber


Ich bin von heut auf morgen Millionär geworden. Yeah! 50 US Dollar sind nach aktuellem Kurs 1 Million vietnamesische Dong.
Noch immer bin ich mir nicht so recht sicher, wie ich Hanoi nun finden soll. Eins steht in jedem Falle fest – wohnen möchte ich hier nicht. Die Einheimischen sind freundlich, aber verschlossen. Am Ende der langen Spaziertage habe ich einen metallischen Geschmack auf der Zunge, was sicher auf die Abgase der unzähligen Mopeds zurück zu führen ist. Schon etwas gruselig.

Unser Hotel, das "Hanoi Boutique Hotel 1" ist ganz süß. Wir hatten nach etlichem hin und her über www.hotel.com vor Antritt der Reise gebucht. Was leider so nicht zu ersehen war – das winzige Zimmer hat nur ein kleines Fenster zu einer Art Luftschacht, ansonsten läuft die Belüftung über Klimaanlage und Abluft. 

























...und ein Brunnen in der Hotellobby.
Wir finden`s trotzdem ganz  gemütlich und für ein paar Nächte ist es durchaus okay. Die zentrale Lage (Old Town) ist ein absoluter Pluspunkt sowie das hauseigene Restaurant, was einheimische als auch europäische Kost anbietet. Mein italienischer Sitznachbar vom Hinflug ist auch hier untergekommen, und ich treffe ihn mehrfach mit seiner Reisegruppe.
Auch am 3. Tag unseres Hanoi-Besuches sind wir früh auf, bereits um 4 Uhr hellwach. Ich hasse Jetlag. Aber der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm. Um 6.30 Uhr eröffnet das Frühstücksbüffet, was beim Übernachtungspreis inbegriffen ist. Mein Magen knurrt schon. Wir sind nicht die einzigen, die zeitig unterwegs sind. Im Frühstückraum ist schon reges Treiben, als wir durch die Tür treten. Das Frühstücksangebot ist reichhaltig und anscheinend für Jeden was dabei. Ich lade mir den Teller mit frischen Früchten (Melone, Papaya, Ananas) voll, ein Vitaminschub kann mein Körper jetzt gut gebrauchen. Als wir gegen 7 Uhr ins Taxi steigen sind erst wenige Leute unterwegs. Es ist Sonntag, und bis auf ein paar Straßenhändler scheint die Stadt noch zu schlummern.
Bei meiner Internetrecherche fiel vereinzelt der Hinweis auf einen amerikanischen B52-Bomber, der 1972 über Hanoi abgeschossen wurde und noch heute aus einem See ragt. Das klingt spannend. Ich notier` mir alles, was ich an Infos finde. Der Taxifahrer scheint zu wissen, wovon ich rede, und wir fahren in die Nähe des Ho-Chi-Minh-Mausoleums, wo sich der See befindet. Der Taxifahrer hält und weist uns den Weg, da er mit dem Auto nicht in die enge Straße fahren kann. Nach kurzem Laufen merke ich - das kann nicht die richtige Adresse zu sein. Die Einheimischen sehen unsere Unsicherheit und helfen uns.




 Wir werden durch enge, dunkle Gassen geschickt, und mir wird etwas mulmig. Kein anderer Tourist kreuzt in diesem Wohngebiet unseren Weg. Immer wieder landen wir zurück auf der Hauptstraße, aber wir geben nicht auf. Ein junger Mann gibt uns schließlich den entscheidenden Tipp, und wir gelangen ans Ziel. 


Fahrwerk eines B52 Bombers im Huu Tiep See - Hanoi
Ich glaube, viele Touristen haben es noch nicht bis hierher geschafft, denn wir werden doch etwas verwundert angesehen. Vom Bomber ist nicht viel mehr als das Fahrwerk übrig geblieben, und zudem scheint das Wasser als auch der Zahn der Zeit anständig dran genagt zu haben. Es ist eins der wenigen Relikte, die an den Vietnam-Krieg bzw., wie er hier heißt, „Amerikanischen Krieg“ im Stadtbild erinnern.
Für jeden, der sich die Sucherei sparen und auf dem direkten Wege zum B52- Bomber kommen möchte, hier eine fixe Wegbeschreibung: mit dem Taxi bis „55 Hoang Hoa Tham“ fahren lassen, zu Fuß dieser kleinen Straße folgen (ein Schild weist hier den Weg)  bis linker Hand der Huu Tiep-See (sieht eher aus wie ein Tümpel) kommt.

Hinweisschild B52 Bomber 

Da wir schon mal in der Nähe des Mausoleums sind, packen wir die Gelegenheit beim Schopfe. Naiv und voller Übereifer beginne ich quer Feld ein zum riesigen Betongebäude rüber zu laufen. 

Sehr weit kommen wir nicht, da werden wir vom Wachpersonal mit Trillerpfeife lautstark ermahnt und auf den rechten Weg zurück gepfiffen. Vor dem Mausoleum, was im Übrigen laut Architekt eine Lotusblüte symbolisieren soll (welch Phantasie) ist bereits eine ewig lange Warteschlange. Durch Zufall laufen wir in eine Gruppe europäischer Touristen, die gerade aus einem Reisebus steigen. Wir schließen uns spontan an und gelangen so unbemerkt auf den Vorplatz des Mausoleums. Normaler Weise gelangt man als einzelner Reisender nicht auf den Paradeplatz. Wir freuen uns: Wer frech ist, kommt doch ab und an doch weiter. Mein Freund sagt: Eine Langnase mehr oder weniger, das fällt denen nicht auf, und er sollte recht behalten. Wir schießen unsere Fotos und verlassen die Gruppe wieder. 

Da wir nun ja schon hinter den Sicherheitskontrollen sind, stellen wir uns mit in die Reihe der Wartenden, die den einbalsamierten Leichnam von Ho-Chi-Minh – im Volksmund auch Onkel Ho genannt, sehen möchten. Die Wartereihe ist sehr lang, es geht aber zügig voran. Vorm Betreten des Mausoleums achten mehrere weiß Uniformierte darauf, dass Hüte und Sonnenbrillen abgesetzt werden und man ordentlich die Hände an der Hosennaht trägt. 
...anstehen um Onkel Ho zu besuchen... 

Als wir innen die Treppen hinaufsteigen, reduziert sich Stufe um Stufe die Temperatur. Der eigentliche Raum in dem Ho-Chi-Minh in einem Glassarg aufgebahrt ist, wurde etwas abgedunkelt, aber trotzdem ist Onkel Ho gut zu sehen. Stehenbleiben ist nicht erlaubt, und so schieben sich die Touristen und Einheimischen am kreidebleichen Leichnam vorbei. Es kursiert das Gerücht, dass es mittlerweile mehrere Onkel Ho geben soll, da er ab und an zur „Überarbeitung“ nach Moskau gebracht wird, das Mausoleum derweil aber trotzdem offen bleibt. Knickknack, Augen zwinkern, ihr versteht, was ich meine. Aus einem Hinterausgang strömen dann die Touristen weiter in Richtung des Präsidentenpalastes, in dessen Garten Ho-Chi-Minh zu seiner Amtszeit ein zweistöckiges Holzhaus auf Stelzen errichten ließ. Da er aus bescheidenen Verhältnissen stammt, wollte er auch weiterhin einfach wohnen.
Genosse Ho´s bescheidene Hütte...
....und wieder anstehen...
...Arbeitszimmer obere Etage...
...Schlafzimmer obere Etage... 


Ich muss sagen eine gute Wahl, Genosse Ho. Direkt mit Blick auf den See hat er sich da eine nette Hütte hin zimmern lassen. Im unteren Teil ein offener Arbeitsbereich und in der 1.Etage Schlaf- und Wohnzimmer, Holz getäfelt Ja kann man so machen.
Der Besucherandrang reist nicht ab, im Gegenteil. Als wir das Areal verlassen, steht am Mausoleum eine nicht enden wollende Schlange. Ich freue mich, dass wir so viel Glück hatten und alles schnell gesehen haben. Ein Blick auf die Uhr verrät - gerade mal 10.30 Uhr. Wunderbar, dann schaffen wir es uns noch, das Hoa Lo-Gefängnis anzusehen, auch „Hanoi Hilton“ genannt. 






Unter anderem war hier John McCain (US-Präsidenten-Kandidat 2008) inhaftiert, nachdem er 1967  bei einem Luftangriff über Hanoi vom Himmel geholt wurde. In einer Glasvitrine ist unter anderem sein Overall ausgestellt. 


Mehr als dem Vietnam-Krieg widmet sich das Museum dem vietnamesischen Freiheitskampf gegen die Franzosen in den 30er- bis 50er Jahren. Mein Fazit: Kann man sich angucken, muss man aber nicht. Mit 5$ ist man dabei.

Zum Mittagessen sind wir mit unser Bekannten Anemi verabredet, die seit 2 ½ Jahren hier in Hanoi lebt. Sie nimmt uns ins Gartenlokal „Quan An Ngon“  www.ngonhanoi.com.vn mit. Eins der seltenen Resaurants, die einen Großteil der Sitzplätze im Außenbereich haben. Wir bekommen trotz des großen Andranges nach 10 Minuten einen Tisch. Auf dem Menü steht ausschließlich traditionelle, vietnamesische Küche. 






Wir bestellen fleißig und quer Beet. Ich bin immer noch zurückhaltend und nicht allzu experimentierfreudig. Nachdem es mich mal anständig in Thailand dahin gerafft hat, halte ich mich gern an die klassischen Touri-Regeln: Kein Wasser ausm Hahn, Eiswürfel sind tabu (wobei die mit dem Loch seien okay, sagt Anemi, weil industriell gefertigt), Früchte nur, wenn sie zu schälen sind, und Gemüse muss gegart sein. Toi, toi, toi, auch weiterhin, bisher ging`s gut.
Es ist anständig was los. Die Kellner und Kellnerinnen flitzen durch die schmalen Gänge zwischen den Tischen, nehmen Bestellungen auf und servieren. Kaum ist ein Tisch frei, wird er abgewischt und sofort erneut mit Gästen besetzt. Das Essen ist lecker, und wir lassen uns Zeit. 

Mit Fragen löchern wir Anemi, schließlich haben wir hier einen Insider am Tisch sitzen, das ist Gold wert in einer fremden Stadt. Am Nachbartisch sitzt ein asiatischer junger Mann mit seiner Freundin. Er lächelt des Öfteren zu uns rüber und beim Gehen erzählt er mir stolz, dass er in Stuttgart studiert hat. Kleine Welt. Nach drei Stunden ausführlichem Plauderns mit Anemi muss sie schlussendlich wieder an die Arbeit. Nach unserem Verabschieden schwingt sie sich  auf ihren Roller, und wir schlendern gemächlich zu Fuß zurück ins Hotel.

Das war´s mal wieder kurz und knapp.
Danke für`s Lesen und auf baldo,

Euer Echo Girl

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