Mittwoch, 15. Dezember 2010

Buenos Aires - first impressions

In den frühen Morgenstunden landen wir in Buenos Aires, es ist noch dunkel und regnet. Glücklicherweise nur mit Handgepäck ausgestattet, huschten wir zum Taxi Stand. In Gedanken schon in den weichen Federn des Hotels in der Innenstadt. Der Taxifahrer half beim Verladen unseres Gepäcks. Ein nettes, etwas in die Jahre gekommenes Kerlchen mit grauem, langem Haar. Nachdem das Fahrziel geklärt und wir kaum eingestiegen waren, begann der Taxifahrer mit einer munteren Plauderei, auf Spanisch versteht sich. Teilweise mit beiden Händen gestikulierent, damit wir auch ja alles verstehen. Ramon, müsst ihr wissen, hat früher in einer Band gespielt - die 2.Gitarre. Er kramt aus der Fahrertür ein vergrautes, aber laminiertes Foto in A4 Format. Es zeigte Ramon zu seinen aktiven Zeiten auf der Bühne. Man konnte ihn jedoch nur an seinen langen Haaren und dem Armband, was er noch immer trägt erkennen, da er den Kopf zu Gitarre gesengt hat. Wir durften alle Lieder von der CD mit „seiner“ Band hören, die er ganz stolz einlegte und schön laut aufdrehte. Natürlich switchte er dabei zwischen seinen Solos und besonders tollen Einsetzen immer hin und her. Mein Wunsch nach dem ruhigen Hotelzimmer wurde immer stärker und hätte in dem Moment alles für Scotty´s Beamer gegeben. Aber auch diese Fahrt nahm ein Ende. Ramon drückt uns noch seine Telefonnummer mit einem breiten Grinsen in die Hand, mit der Bitte unbedingt anzurufen, wenn wir ihn als Fahrer brauchen. Da hatte ich ihm auch schon wieder verziehen.

NH City & Tower
Dann folgte nur einchecken und ersehnt ausschlafen....

Die Sonnestrahlen, die in mein Gesicht scheinen kitzeln mich wach und machen mich neugierig die Stadt zu Fuß zu erkunden. Unser Hotel, das NH City & Tower Hotel, liegt sehr zentral am Plaza de Mayo. Ein sehr historischer Platz, den auch schon die Perón´s geschickt als öffentlichen Versammlungsort nutzen. Heute ist Tag der Menschenrechte und der Platz ist mit gefüllt Menschen. Auf einer aufgebauten Bühne spielen verschiedensten Bands bis in den späten Abend hinein. Das Konzert wird sogar via TV in ganz Argentinien übertragen.
Sehr lange schon ist es mein Wunsch nach Buenos Aires zu reisen. Nach zahlreichen Dokumentationen über Diego Maradona, dachte ich hier die Vergötterung seiner Person real zu erleben. Das scheint sich etwas geändert zu haben. Auf den Trikots, die auf den Strassen und in den Läden verkauft werden stehen nun die Namen der neuen Generation - Messi & Tevez. Vorbei die Zeit  der gesprühten Konterfeis Diegos an den Hauswänden. Die Enttäuschung über das frühzeitige Ausscheiden bei der WM 2010 und somit dem „Versagen“ Maradona`s als Trainer der Nationalmannschaft Argentiniens hat Spuren hinterlassen. Jedoch nicht im Nationalstolz. Selbst die kleinen Steppkes tragen Jacken in Nationalfarben und dem AFA-Emblem der Fußballnationalmannschaft.
Einen Laden hab ich dann doch entdeckt, aber das war es bisher :-)


Was mich sehr auffällt, ist der Dreck auf den Strassen. Ein starker Kontrast zu den tollen Läden und Einkaufspassagen die so gepflegt daherkommen. Es wundert mich, dass bei der Wärme einem keine Gerüche a la Mumbai in die Nase steigen. Man sieht und merkt der Stadt und den Menschen an, dass sie noch stark mit dem Währungscrash 2002 zu kämpfen haben. Momentan bekommt man für 1 Euro = 5 Pesos, was ein wirklich guter Kurs ist. Der Euro spielt hier sonst keine Rolle. In manchen Geschäften, Restaurants und Hotels sind US Dollar als Zahlungsmittel ausgeschrieben und nicht die Landes übliche Währung, was mich sehr verwundert.
Das Schöne an Buenos Aires ist das  man sich in der Stadt ohne Bedenken bewegen kann. So lassen wir uns durch Strassen und Gassen treiben. Microcentro, Palermo Soho sind die ersten Bezirke, die von uns durchstreift werden, bevor es mit der U-Bahn (Subte) zurück in Richtung Hotel geht. 
Ausblick vom NH Hotel City & Tower
Der eigentliche, ursprüngliche Grund, Buenos Aires zu bereisen, ist ein Besuch des Heimatvereins BOCA JUNIORS, bei dem Diego Maradona einst spielte, und der weitere namhafte Spieler hervorgebracht hat. LA BOMBONIERA -  das Stadion des Vereins, ist wegen seiner feierfreudigen Fans und seiner Pralinenschachtel-Form weltberühmt. Glücklicherweise konnte ich nach einiger intensiver Recherche via Internet (via www.nexttravel.com.ar ),  zwei Monate im Voraus, Tickets für das letzte Heimspiel der Saison ergattern, inklusive Hotelshuttle, Museumsbesuch und einem privaten Guide. Nicht ganz günstig (pro Nase 600 Peso/150$), aber es war wirklich jeden Cent wert. Ich glaube es wäre sonst wahnsinnig schwierig Tickets zu bekommen, um sich ein Heimspiel anzusehen. Der Stadtteil La Boca, wo sich das Stadion befindet, steht vor jedem Spiel Kopf. Viele der Cafes/Bars auf dem Weg zur La Bomboniera sind in den Vereinsfarben gold-blau angestrichen. Väter mit ihren Söhnen, ganze Familien, aber auch Pärchen in Boca-Trikots ziehen stolz Richtung Stadion.  


Als wir vor der La Bomboniera aus dem Shuttle steigen bekomme ich gleich Gänsehaut beim Anblick des Stadions und der treuen Fans. Im Museum sind alle Trophäen, Trikots usw. ausgestellt, eine große Wand mit allen Sponsoren und Fotos vieler vergangener Spieler. Ein Film im 360 Grad Kino gibt den Besuchern einen Eindruck, was es heißt bei Boca Juniors und in der La Bomboniera zu spielen – Tradition und Stolz. Ein sehr guter Einstieg für das gleich bevorstehende Spiel. Als wir die steilen Ränge betreten, hallt uns schon der Gesang der Fans entgegen. Wahnsinn, das hab ich so noch bei keinem Spiel erlebt. Eine Akustik die mir erneut eine Gänsehaut zaubert. Hier ein kleines selbst aufgenommenes Video von mir...

Heute zogen wir um in den Stadtteil Recoleta, einer feisten Gegend mit tollen Restaurants, Geschäften und Cafés. Das Apartmenthaus, was übers Internet zu buchen war klang viel versprechend und wurde zu einer verdammt guten Rate angeboten. Also gleich zugegriffen und 2 Nächte gebucht. Als wir ankommen, erwartet uns in der Lobby Baustaub und auf dem Boden arbeitende Handwerker. Die Empfangdame begrüßt uns freundlich und sichert uns ein ruhiges Apartment in einem der oberen Etage zu. Noch nicht so recht dem Frieden trauend, schauen wir uns das Zimmer vorab einmal an und sind überrascht. Ein wahnsinnig großes Apartment erwartet uns mit kleinem Balkon und Blick in den Innenhof/Garten. Auf den ersten Blick alles toll. Wir sagen zu und ziehen ein. Nach und nach werden die Mängel für uns nun sicht- und spürbar – wie z.B. kein Internet und en durch Baudreck verschmutzter Pool. Die Dame vom Empfang schreibt sich fleißig alles auf, was ihre „Testwohner“ bemängeln und gelobt Besserung. Aber ehrlich, bei 62$ die Nacht statt 250$ kann man da schon mal ein Auge zu drücken.
Zu Fuß geht’s am Nachmittag durch die Umgebung und wir besuchen u.a. den Cementerio de la Recoleta. Kleine, große, alte, neue, romantische als auch kitschige Mausoleen stehen hier wunderbar aneinander gereiht. Der Friedhof ist gut besucht, was wahrscheinlich auch an der berühmten Evita Perón liegt, die hier ihre letzte Ruhe gefunden hat. 



Ich hoffe, meine Reiseberichte finden weiterhin Anklang, wenn ja, schaut wieder rein :-) 
Euer Echo Girl

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